Industrie 4.0: Zehn Risiken auf einen Blick

Maschinen, die selbstständig miteinander kommunizieren und arbeiten: Die onlinebasierte und sensorgestützte Fertigung gilt als vierte industrielle Revolution. Sie verspricht tolle wirtschaftliche Chancen – birgt aber auch Gefahren. Worauf müssen Unternehmen jetzt achten?

Industrie 4.0 revolutioniert die Fertigung.
(Factory unter CC0 1.0)

Die erste industrielle Revolution tobte Ende des 18. Jahrhunderts: Dank der weiterentwickelten Dampfmaschine war es möglich geworden, mechanische Produktionsanlagen mit Wasser- und Dampfkraft zu betreiben.

100 Jahre später die zweite industrielle Revolution: Die Fließbandproduktion krempelte die Fertigung um. Revolution Nr. 3 folgte um 1970: Elektronik und IT automatisierten die Produktion.

Wir schreiben das Jahr 2016/2017:

➧ Industrie 4.0 verschmilzt Informationstechnik, Telekommunikation und Fertigungsindustrie zu einer cyber-physischen Einheit...

➧ ...Software verbindet sich mit mechanischen und elektronischen Teilen, die online miteinander Informationen austauschen.

➧ Beispiel: Bauteile kommunizieren selbstständig mit der Fertigungsanlage, stoßen autonom Reparaturen an und erledigen selbstständig Logistikaufträge.

Die so entstehende "intelligente Fabrik" (Smart Factory)
  • verbessert den Materialfluss, 
  • senkt die Fehlerquote,
  • passt sich flexibel den Marktbedingungen an,
  • fertigt passgenaue Produkte nach individuellen Kundenwünschen,
  • produziert kostengünstig und dennoch hochwertig.

Doch Industrie 4.0 ist kein Selbstläufer: Wer es verpasst, die Entwicklung vorzubereiten, kann böse überrascht werden. Zehn Risiken auf einen Blick:

Industrie 4.0: die Risiken
(Caution unter CC0 1.0)


1. Die technischen Risiken der Industrie 4.0

> Wacklige Cyber-Security: Je vernetzter das Unternehmen, desto größer die digitalen Angriffsflächen – auch in der Produktion. Unternehmen müssen sich frühzeitig Gedanken über ein Sicherheitskonzept machen.

> Auf Kante genähte IT-Infrastruktur: Skalierbarkeit bedeutet: Ein Hard- und Software-System kann in einem definierten Bereich proportional bzw. linear leistungsstärker werden, indem es Ressourcen hinzufügt. Unternehmen brauchen eine kräftige IT-Infrastruktur, die den Weg der Industrie 4.0 mitgehen kann.

> Überstürzte Implementierungen: Wer hastig seine Produktion onlinebasiert vernetzen will, verursacht schnell hohe Kosten und frustriert seine Mitarbeiter. Tipp: informieren, analysieren, abwägen – und erst dann implementieren.

> Lost in Neuland: Weltweit entstehen Standards für den Industrie-4.0-Einsatz. Wer diese Entwicklungen ignoriert, verpasst schnell den Anschluss. Tipp: Über den nationalen Tellerrand schauen und das Thema international betrachten. Dabei bitte beachten: Der Begriff "Industrie 4.0" ist eine deutsche Erfindung, im Englischen spricht man eher von "Industrial Internet".

2. Die organisatorischen Risiken der Industrie 4.0

> Psychologie unterschätzen: Industrie 4.0 ist mehr als Technologie, es ist auch eine Geisteshaltung. Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter informieren und abholen, wenn sie die onlinebasierte und vernetzte Fertigung erfolgreich umsetzen wollen. Nur ein fundiertes Change Management öffnet die Belegschaft für das digitale Zeitalter.

> Lean Management vernachlässigen: "Wenn Sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben Sie einen digitalen Scheißprozess" – gesagt hat’s Thorsten Dirks, Vorstandsvorsitzender der Telefónica Deutschland Holding. Heißt für Unternehmen: Industrie 4.0 ersetzt keine Prozess-Optimierung, sondern geht mit ihr Hand in Hand.

3. Die wirtschaftlichen Risiken der Industrie 4.0

> ROI-Zeiten falsch einschätzen: Der Return on Investment (ROI) ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl. Sie fragt: Wie ertragreich ist das investierte Kapital? Industrie-4.0-Projekte sind investitionsintensiv und rechnen sich nicht sofort – das sollten Unternehmen einkalkulieren.

> Gefahr des Arbeitsplatzverlustes ignorieren: Industrie 4.0 wird manch menschliche Arbeitskraft in der Fertigung überflüssig machen. Unternehmen sollten frühzeitig darüber nachdenken, wie sie gefährdete Mitarbeiter anderweitig einsetzen oder umschulen können.

> Fehlversuche als Scheitern stigmatisieren: In den USA gibt es die Redewendung "to fail forward". Heißt: Wer scheitert, ist kein Verlierer, sondern steht wieder auf, versucht es erneut und lernt aus seinen Fehlern. Bedeutet für Unternehmen: Industrie 4.0 braucht mitunter mehrere Versuche – und das ist keine Schande.

> Industrie 4.0 isoliert betrachten: Unternehmen wie Nokia oder Kodak hätten auch mit Industrie 4.0 Schiffbruch erlitten. Heißt: Wer keine wettbewerbsfähigen Produkte oder Geschäftsmodelle besitzt, wird auch mit einer Smart Factory nicht weit kommen.

Fazit: Industrie 4.0 bietet mehr Chancen als Risiken…

...wenn Unternehmen die Gefahren frühzeitig im Auge behalten. Mittlerweile gibt es viele hochwertige Informations-Plattformen und Weiterbildungsmöglichkeiten rund um die vierte industrielle Revolution.

Einen Klick wert ist der Online-Auftritt "Plattform Industrie 4.0" (den Link findet ihr unten) – eine Initiative großer Wirtschafts- und Wissenschaftsverbände in Zusammenarbeit mit Bundesministerien.

Lasst es mich wissen: Wie denkt ihr über das Thema Industrie 4.0?

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