Plattform-Ökonomie (Teil 1): So erobern digitale Weltmächte die Märkte

Es ist das dominierende Geschäftsmodell unserer Zeit: Plattformen wie Google, Amazon, Facebook oder Airbnb bringen datenbasiert Angebot und Nachfrage zusammen – und das in globalen Dimensionen. Europäische Mitbewerber sucht man vergebens. Was ist da los?


Plattform-Ökonomie einfach erklärt.
Plattform-Ökonomie am Beispiel von vier globalen Digital-Plattformen (für eine größere Ansicht bitte in das Bild klicken).

Plattform-Ökonomie: Was ist das?

Stichwort GAFA-Monopol: Es beschreibt die globale Macht der vier Plattformen Google, Amazon, Facebook und Apple. Sie bringen mit einer erdrückenden Marktmacht datenbasiert Angebot und Nachfrage zusammen:

 Suchmaschinen als Informations- und Werbe-Plattformen: Hier hat Google ein Quasi-Monopol.

 Smartphone-Betriebssysteme als Plattformen: Hier besitzt ebenfalls Google (mit Android) ein Quasi-Monopol.

 App-Plattformen: Google und Apple halten ein Quasi-Duopol.

➧ Social-Media-Player als Kommunikations- und Werbe-Plattformen: Facebook (1,7 Milliarden Nutzer) und Google/YouTube (1 Milliarde Nutzer) dominieren diesen Sektor.

➧ E-Commerce-Player als digitale Handels-Plattformen: Amazon beherrscht diesen Bereich.
    Ob Information, Kauf/Verkauf oder Kommunikation: Unternehmen, die ihre B2C-Zielgruppen (Business-to-Consumer = Privatpersonen) erreichen wollen, sind auf diese Plattformen existenziell angewiesen.

    Wie mächtig ist die Plattform-Wirtschaft?

    Stichwort Börsenwert – in den Top 10 der weltweit wertvollsten Unternehmen belegten Plattform-Betreiber im September 2016 ganze sechs Plätze:
    • Platz 1: Apple
    • Platz 2: Alphabet/Google
    • Platz 3: Microsoft
    • Platz 4: Amazon
    • ...
    • Platz 6: Facebook
    • ...
    • Platz 10: Tencent (chinesischer Digital-Riese)

    Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Nutzung...

      US-Plattformen dominieren weltweit die Digital-Wirtschaft.
      Die Macht der digitalen Player.
      (Superhero unter CC0 1.0)

      ...die weltweit meistbesuchten Websites sind ausnahmslos Plattformen:
      • youtube.com
      • google.com
      • facebook.com
      • baidu.com (chinesischer Suchmaschinenriese)
      Wenn ihr den aktuellen Aktienkurs eines Unternehmens multipliziert mit der Anzahl seiner frei umlaufenden Aktien, erhaltet ihr seine Marktkapitalisierung in Euro. Dabei wird deutlich, dass die führenden Digital-Plattformen im September 2016 die weltweit größten Industrieunternehmen weit hinter sich ließen:

       Digital-Plattformen: Apple, Alphabet/Google, Microsoft, Amazon, Facebook, Tencent, Alibaba und Baidu erreichten gemeinsam eine Marktkapitalisierung von rund 2,6 Milliarden Euro.

       Industrieunternehmen: General Electric, 3M, Siemens, United Technologies, Honeywell, Boeing, Union Pacific Railroad und Lockheed Martin schafften es zusammen auf rund 0,8 Milliarden Euro.

      Welche Rolle spielt Europa in der Plattform-Ökonomie?

      Ende 2016 entfallen weniger als fünf Prozent des weltweiten Börsenwerts digitaler Plattformen auf europäische Unternehmen...

      ...heißt: Wir sind innerhalb der Plattform-Ökonomie aktuell nur Absatzmarkt und Entwicklungsstandort. Die echten Innovationen und Erfolgsstorys finden mehrheitlich in den USA statt – einzig Asien kann mithalten.

      Mehr als 50 Prozent des kumulierten Börsenwertes aller Plattformen entfallen auf das US-amerikanische Silicon Valley und seine Umgebung. Experten nennen unter anderem folgende Gründe, warum Europa und Deutschland in der Plattform-Ökonomie hinterherhinken:

      ➧ Europa bietet schlechtere Finanzierungsbedingungen.

      ➧ Es fehlt europäisches Wachstumskapital.

      ➧ Die teils sehr strengen Datenschutzregeln erschweren es Plattform-Geschäftsmodellen in Europa, wirtschaftlich zu gedeihen.


      Europäische Unternehmen spielen in der Plattform-Ökonomie kaum eine Rolle.
      (World map unter CC0 1.0)

      Manche Beobachter gehen davon aus, dass Deutschland im Bereich der B2C-Plattformen kaum noch Chancen hat, global mitzureden.

      Größere Kuchenstücke könnten wir uns demnach nur noch im Bereich der B2B-Plattformen sichern (Business-to-Business = Unternehmen als Anbieter treffen auf Unternehmen als Nachfrager): Beispiele sind die Bosch IoT Cloud oder Siemens Mindsphere.

      Wohin entwickelt sich die Plattform-Wirtschaft?

      Idealbild sind sogenannte "assetless companies" – erfolgreiche Unternehmen ohne größere eigene materielle Vermögenswerte.

      Beispiel Airbnb: Anders als klassische Hotels besitzt der weltweit größte Wohnraum-Marktplatz selbst keine eigenen physischen Objekte. Stattdessen vermittelt Airbnb als Plattform rein datenbasiert den Wohnraum von Privatpersonen.

      Plattform-Ökonomie: Das war der erste Teil…

      ...in Teil 2 und 3 informiere ich euch über die typischen Merkmale digitaler Plattformen und ihre Gewinnstrategien.

      Meine Frage an euch: Was denkt ihr über die Marktmacht der Digital-Plattformen?


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        Titelbild: Digital Art unter CC0 1.0