Blockchain: Nur so stark wie ihr schwächstes Kettenglied?

Als Technologie soll sie so revolutionär sein wie Dampfmaschine, Elektrizität oder das Internet: die Blockchain. Tatsächlich hat sie aber auch Grenzen. Welche das sind, lest ihr hier.


Die Blockchain-Technologie liegt der Bitcoin-Währung zugrunde.
(Blockchain unter CC0 1.0)

Was ist die Blockchain?

Eine Blockchain ist eine Datenbank. Sie besteht aus einer stetig erweiterbaren Liste von Datensätzen. Diese Datensätze nennt man Blöcke, daher der Name Blockchain (zu Deutsch "Blockkette").

Die Blockchain-Technologie will Eigentum verwalten und arbeitet als rein verteiltes Peer-to-Peer-System. Engl. "peer" bedeutet "Gleichrangiger" oder "Ebenbürtiger".

Peer-to-Peer-Systeme bestehen aus Computern (Clients), die dezentral (ohne zentralen Server als Vermittlungsinstanz) miteinander gleichrangig (peer-to-peer) kommunizieren.

Eine grafische Gegenüberstellung: Links ein zentralisiertes Server-Client-System (mit zentraler Instanz), rechts ein rein verteiltes Peer-to-Peer-System (ohne zentrale Instanz).


Blockchain: Zentralisiertes Netzwerk und verteilt-dezentralisiertes Netzwerk
(Client-Server & Peer unter CC0 1.0

Vermittlungsinstanzen können zum Beispiel Banken sein. Kann man auf sie – dank der Blockchain – verzichten, spricht man von Disintermediation: dem Wegfall von Zwischeninstanzen (Intermediären) innerhalb eines Wirtschaftssystems.

Das ist ein Wesensmerkmal von Kryptowährungen wie Bitcoin: Sie gehören niemandem und werden durch keine Instanz wie einer Zentralbank kontrolliert.

Was leistet die Blockchain technisch?

Die Blockkette ermöglicht es, in einem Peer-to-Peer-System eine dreiteilige Systemintegrität sicherzustellen:

1. Datenintegrität: Die Systemdaten sind komplett, einwandfrei und ohne Widersprüche.
2. Verhaltensintegrität: Das System arbeitet wie gedacht.
3. Sicherheit: Daten und Funktionen innerhalb des Systems sind nur autorisierten Usern zugänglich.

Diese Systemintegrität ist in einem rein verteilten Peer-to-Peer-System entscheidend, da wie beschrieben eine zentrale Kontrollinstanz fehlt.

Wie könnte die Blockchain die Wirtschaft verändern?

Ein nahezu 100%-ig sicherer Datenspeicher, der auf zwischengeschaltete oder übergeordnete Instanzen verzichten kann – daraus ergeben sich für die Blockchain folgende Anwendungsmöglichkeiten:
  • Existenznachweise
  • Identitätsnachweise
  • Urhebernachweise
  • Eigentumsnachweise
Dies kann sich beziehen auf:
  • digitale Zahlungsmethoden (vgl. Bitcoin)
  • digitale Güter
  • digitale Identitäten
  • Notardienste
  • Steuern
  • Online-Wahlen
Soweit die Stärken und Chancen der Blockchain. Bei allen Jubelszenarien braucht es aber auch einen kritischen Blick auf die schwachen Glieder der Blockkette.

Die Blockchain-Schwächen

1. Schwacher Datenschutz:
Ob Güter, beteiligte Konten oder Übertragungszeitpunkte: Die gesamte Transaktionsgeschichte ist in der Blockchain enthalten und kann von jedem eingesehen werden. Diese Transparenz ermöglicht erst die oben beschriebene Systemintegrität, kann jedoch mit Datenschutzrichtlinien kollidieren.

2. Langsame Verarbeitung:
Die Blockchain nutzt eine Datenstruktur, bei der man Daten nur hinzufügen, aber nicht wieder entfernen kann. Das Hinzufügen ist zudem stets verbunden mit einem rechenintensiven Vorgang (es müssen sog. Hash-Puzzles gelöst werden). Das macht die Blockchain zwar sehr sicher, aber auch langsam. Ein Nachteil, wenn Daten schnell verarbeitet werden sollen.

3. Starre Technologie
Die Blockchain ist technisch äußerst komplex – etwas zu ändern, ist extrem aufwendig. Wer eine Blockchain startet, schließt einen Bund für eine sehr lange Zeit.

4. Schwer verdauliches Thema:
Technologien gelingt ein Siegeszug leichter, wenn die breite Masse ihren praktischen Nutzen versteht. Beispiel Elektrizität: Wenn wir zuhause das Licht einschalten, empfinden wir das als unmittelbar nützlich.

Das Thema Blockchain ist bislang in der Nerd-Ecke gefangen: Auf den Otto-Normal-Verbraucher wirkt es sperrig und fraglich. Kommen dann noch Horror-Meldungen über mögliche Bitcoin-Crashs hinzu, wird die Öffentlichkeit skeptisch.

5. Widerstand der Lobbyisten:
Disintermediation bedeutet, ehemals zwischengeschaltete Instanzen aus einem Wirtschaftssystem zu kicken – was denen natürlich nicht gefällt. Wer klassischen Finanzdienstleistern "Everybody needs banking but no one needs banks!" zuruft, darf keinen Applaus von der anderen Seite erwarten. Folglich gibt es hier Bremskräfte.

Fazit: Wohin geht die Blockchain-Reise?

Anfang 2018 scheint es drei Blockchain-Lager zu geben:
  • Die bedingungslosen Befürworter 
  • Die "Ich-verstehe-kein-Wort"-Fraktion 
  • Die Skeptiker 
Wie für alle Technologien gilt auch für die Blockkette: Erst praktische Erfolgsstorys und eine breitere Akzeptanz werden ihr zum Durchbruch verhelfen.

Lasst es mich wissen: Wie schätzt ihr das Thema Blockchain ein?

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Titelbild: Digital Art unter CC0 1.0