Sharing Economy: Geteiltes Leid oder multipliziertes Glück?

Ob Airbnb (Wohnraum), Spotify (Musik), Flinkster (Car-Sharing), Kleiderkreisel (Textilien), foodsharing.de (Lebensmittel), Helpling (Reinigungskräfte) oder Kickstarter (Schwarmfinanzierung): Die Wirtschaft des Teilens wird immer beliebter. Was sind die Vor- und Nachteile der Sharing Economy?


Sharing Economy: Definition, Beispiele, Hintergründe
(Economy unter CC0 1.0)

Was ist die Sharing Economy?

Das sagt Wikipedia:

"Der Begriff Sharing Economy [...] ist ein Sammelbegriff für Firmen, Geschäftsmodelle, Plattformen, Online- und Offline-Communitys und Praktiken, die eine geteilte Nutzung von ganz oder teilweise ungenutzten Ressourcen ermöglichen."

Geteilter Konsum spart Kosten und Zeit. Doch wir sind mehr als nur "Wirtschaftsmenschen": Für viele steht das Teilen für ein nachhaltiges, bewusstes Leben.

Ist das Phänomen neu?

Nein. Zwar boomt es dank Web und Social Media, doch wirtschaftliches Teilen gibt es weitaus länger: Bibliotheken, städtische Schwimmbäder und die Lesezirkel-Magazine in deutschen Arztpraxen gehören ebenso dazu wie…

...ein landwirtschaftliches Konzept, das Ende der 1950er Jahre entstand: Kleine Agrar-Betriebe konnten sich komplexe Maschinen alleine nicht leisten, also organisierten sie sich in sogenannten Maschinenringen, um diese gemeinsam zu beschaffen.

Was bemängeln Kritiker an der modernen Sharing Economy?

Gegner sagen: Da die Wirtschaft des Teilens in der Digital-Sphäre größtenteils unreguliert abläuft, würden traditionelle Anbieter benachteiligt. Beispiel: Während Airbnb relativ unreguliert Wohnraum vermitteln kann, muss ein klassischer Hotelbetreiber etliche Auflagen erfüllen.

Gewerkschaftler beschuldigen Anbieter wie Hepling (Reinigungskräfte-Vermittlung) außerdem der "Tagelöhnerei" und "modernen Sklaverei": Sie würden Tarifverträge und Mindestlöhne umgehen.

Kritiker sprechen weiterhin von einem "Plattformkapitalismus": Große Sharing-Plattformen dominierten den Markt, während kleine Anbieter aufgrund ausbleibender Netzwerkeffekte die kritische Masse nicht erreichen würden (Winner-takes-all-Phänomen).

Wie stark nutzt Europa die Sharing-Angebote?

Eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft PwC bietet spannende Zahlen zur Wirtschaft des Teilens: 2017 befragten die Berater mehr als 4500 Konsumenten in Österreich, Belgien, Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und der Türkei.

Ein Kernergebnis: Vor allem junge Menschen achten stärker auf Lebensqualität als auf materielle Status-Symbole. Sie empfänden Eigentum als emotionalen Ballast, das Teilen dagegen als Freiheit.

Die beliebtesten Sharing-Economy-Angebote:
  • Medien & Unterhaltung (Nutzung: 28 %): z. B. Spotify, SoundCloud
  • Hotels & Unterkünfte (20 %): z. B. CouchSurfing, Airbnb, Wimdu
  • Automotive & Transport (19 %): z. B. Uber, Mytaxi, car2go, BlaBlaCar
  • Handel & Konsumgüter (19 %): z. B. Chic by Choice, Vinted (Kleiderkreisel)
  • Dienstleistungen (14 %): z. B. streetspotr, FragNebenan
  • Finanzen (11 %): z. B. auxmoney, Kickstarter, Startnext 
  • Maschinen (10 %): z. B. Mietbox-24 

Türkische User investierten 2016 am meisten in die Sharing Economy (1031 Euro), gefolgt von der Schweiz (939 Euro), Deutschland (884 Euro), Belgien (615 Euro), Österreich (599 Euro) und den Niederlanden (506 Euro).

➤ 53 % der User sind jünger als 40 Jahre.

Die Wirtschaft des Teilens in Deutschland

39 % der befragten deutschen User nutzten die Share Economy innerhalb eines Jahres (= zweitniedrigste Rate aller sechs untersuchten Länder).

➤ 53 % von ihnen sind zwischen 18 und 39 Jahren alt, Verhältnis Frauen/Männer nahezu fifty-fifty.

Meistgenutzte Angebote in Deutschland:
  • 23 % Medien & Unterhaltung (z. B. Spotify, SoundCloud)
  • 20 % Retail & Konsumgüter (z. B. Chic by Choice, Kleiderkreisel)
  • 17 % Hotels & Unterkünfte (z. B. CouchSurfing, Airbnb, Wimdu)
➤ 50 % sagen, die Sharing Economy biete ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis, 25 % sagen: Sharing Economy ist nachhaltig.

➤ 47 % stören sich an den unklaren Verantwortlichkeiten bei Problemen/Schäden.

Fazit: Teilen macht glücklich


Sharing Economy: Teilen macht glücklich
(Love unter CC0 1.0)

Laut Wissenschaftlern verschiebt sich die Ich- zur Wir-Kultur: Immer mehr Menschen möchten nicht mehr Eigentümer von vielen Dingen sein, sondern diese nur noch nutzen und dann weitergeben. Eine tolle und wichtige Entwicklung, wie ich finde!

Gleichwohl müssen wir uns um die oben genannten Kritikpunkte kümmern (fehlende Regulierungen, Monopolbildungen, etc.): Diese sind (wenn auch teils übertrieben dargestellt) nicht aus der Luft gegriffen.

Das Schlusswort gehört dem "Pionier des Comics" und Dichter Wilhelm Busch (1832-1908). Ihm wird der Begriff Sharing Economy nichts gesagt haben, aber bereits im 19. Jahrhundert formulierte er treffend:

Doch guter Menschen Hauptbestreben
Ist, andern auch was abzugeben.

Lasst es mich wissen: Was haltet ihr von der Sharing Economy?

Quellen & Link-Tipps:

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Titelbild: Digital Art unter CC0 1.0