Projektmanagement: Wasserfall vs. Scrum – klassisch oder agil? (Teil II)

Ob Design Thinking, Kanban oder (speziell im Software-Bereich) eXtreme Programming und Crystal Family: Agile Projektmanagement-Methoden gibt es viele – doch die aktuell wohl populärste ist Scrum. Was es ist und wie es mit der Sportart Rugby zusammenhängt, erfahrt ihr in diesem zweiten Teil meines Beitrages zum Thema Projektmanagement.


Der Begriff "Scrum" kommt aus dem Rugby-Sport.
(Rugby / Pixabay-Lizenz)

Der Begriff "Scrum" stammt aus dem Rugby-Sport und beschreibt dort die Standardsituation des "angeordneten Gedränges": Sie tritt auf, wenn das Spiel nach einer Unterbrechung neu startet. Übertragen auf das Projektmanagement will der Name den zugrunde liegenden Team-Gedanken betonen.

Als Projektmanagement-Methode unterscheidet sich Scrum grundlegend vom Anweisungs- und Kontroll-Charakter klassischer Ansätze: Statt Mitarbeitern Aufgaben aufzudiktieren, bekommt im Scrum-Ansatz das Entwicklungsteam klare Ziele genannt, kann den Weg dorthin jedoch komplett frei wählen.

Scrum reagiert auf die Erfahrung, dass viele Projekte zu komplex sind, um komplett durchgeplant werden zu können. Und auf die Erkenntnis, dass es Menschen frustriert, reine Befehlsempfänger zu sein.
Scrum verringert Projekt-Unsicherheiten, indem es mit regelmäßigen Zwischenergebnissen arbeitet. 
Der Product Owner (Erklärung folgt unten) führt einen Workshop mit dem Kunden durch, um die Anforderungen an die Software-Lösung zu untersuchen. Ziel ist ein Product Backlog, eine Todo-Liste, die sich stetig agil weiterentwickelt.

Ein Projekt-Sprint dauert ein bis sechs Wochen und liefert ein Stück funktionierende Software (ein sogenanntes Inkrement, lat. für "Zuwachs"). Ein Sprint wird niemals verlängert: Er endet, wenn die vorab festgelegte Dauer abgelaufen ist. Mehrere Sprints münden in einen Release.

Scrum und das agile Manifest

Scrum basiert auf dem agilen Manifest, welches einige renommierte Software-Entwickler 2001 aufstellten. Es umfasst vier Leitthesen:

1. Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge.
2. Funktionierende Software ist wichtiger als umfassende Dokumentation.
3. Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlungen.
4. Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans.

Typische Rollen in Scrum

Der Product Owner steht stellvertretend für die Produkt-Anwender und die Projekt-Stakeholder. Er verantwortet Kosten sowie Erfolg des Projekts und ist die direkte Schnittstelle zum Kunden. Zusätzlich verantwortet er die Release-Planung.

Der Scrum Master ermöglicht es dem Entwicklerteam, ungestört zu arbeiten. Er ist dafür verantwortlich, dass Scrum als Rahmenwerk gelingt. Er arbeitet mit dem Entwicklungsteam zusammen, gehört aber selbst nicht dazu.

Das Entwicklerteam hat fünf bis neun Mitglieder, welche die Anforderungen aus dem Product Backlog in lauffähige Produkt-Inkremente umsetzen. Es arbeitet weitgehend eigenverantwortlich, auch der Scrum Master ist ihm gegenüber nicht weisungsbefugt. Das Team ist interdisziplinär und besteht zum Beispiel aus Software-Architekten, Entwicklern, Testern und Datenbankexperten. Jedes Resultat ist immer das Ergebnis des Teams, nie eines einzelnen Team-Mitgliedes.

Product Owner, Scrum Master und Entwicklerteam bilden das Scrum-Team. Alle drei Funktionen sind ebenbürtig, keiner ist dem anderen vorgesetzt oder ihm gegenüber weisungsbefugt.

Projektmanagement: Scrum über alles?

Bei aller Popularität von Scrum: Statt sich starr auf eine Projektmanagement-Methode zu konzentrieren, ist es häufig sinnvoller, das Beste aus verschiedenen Welten zu kombinieren. Es besteht sonst das Risiko, agile Methoden als Ausrede für ein planloses Drauflosgerenne zu benutzen.

Deshalb an dieser Stelle derselbe Tipp wie im ersten Teil dieses Beitrages: Kombiniert die Flexibilität und Menschlichkeit einer agilen Methode wie Scrum mit der Stringenz und Verbindlichkeit klassischer Projektmanagement-Methoden.

Egal, wie eure Mischung ausfällt: Das Entscheidendste innerhalb des Projektmanagements bleibt die Kommunikation. Schön auf den Punkt gebracht hat das der britische Historiker, Soziologe und Publizist Cyril Northcote Parkinson (1909-1993) mit folgendem Zitat:
"Ein Manager macht seine eigentliche Arbeit dann, wenn er mit seinen Leuten redet."
Viel Erfolg!

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