Mitarbeiterkommunikation 2020: viel Beschallung, wenig Dialog

Die Universität Leipzig und die App-Entwickler der Chemnitzer Staffbase GmbH blicken in einer Studie auf das Thema "digitale Mitarbeiterkommunikation". Auch 2020 versäumen es demnach viele Unternehmen, ihre Mitarbeiter kommunikativ einzubinden.

Mitarbeiterkommunikation 2020
(Kommunikation / Pixabay-Lizenz)

Titel der Analyse: "Benchmarking Digitale Mitarbeiterkommunikation 2020 – Empirische Studie zu Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von Content-Management in der internen Kommunikation"

Teilnehmer der Studie: über 370 Kommunikationsverantwortliche im deutschsprachigen Raum. 
  • 79 Prozent der Befragten arbeiten in Unternehmen.
  • 11,6 Prozent in öffentlichen Einrichtungen und Behörden.
  • 9,4 Prozent in Non-Profit-Organisationen.
Untersuchungszeitraum: Anfang Dezember 2019 bis Anfang Januar 2020. 

Interne Kommunikation: Kernergebnisse der Studie

➜ Die Untersuchung betont: Auch im Job nehmen Menschen Informationen und Inhalte immer öfter mobil oder nebenbei wahr. 

➜ Zumindest theoretisch scheint das Management die Chancen einer modernen internen Kommunikation erkannt zu haben: Statt Mitarbeiter informativ nur zu "beschallen", soll es selbigen ermöglicht werden, 
  • a) innovativ zu sein und
  • b) bereichsübergreifend in den Dialog zu treten mit Kollegen/innen sowie der Führungsebene. 
Praktisch sind viele Unternehmen davon aber immer noch weit entfernt.

➜ Die laut der Studie Top-3-Herausforderungen der digitale internen Kommunikation:
  • die gesamte Mitarbeiterschaft erreichen 
  • unterschiedlichem Nutzungsverhalten gerecht werden
  • mit zu wenig Ressourcen auskommen müssen
➜ Alarmierend: Die thematischen Interessen der Mitarbeiter sind häufig gänzlich anders gelagert als das, was die interne Unternehmenskommunikation an Content bietet.

➜ Social Intranets (als interaktive Erweiterung klassischer Intranets) machen die digitale Mitarbeiterkommunikation deutlich erfolgreicher. Dennoch dominieren in den meisten Unternehmen nach wie vor E-Mails und E-Mail-Verteiler.

➜ Die Evaluation (= fach- und sachgerechte Bewertung) der digitalen Mitarbeiterkommunikation ist in den meisten Unternehmen mangelhaft. 

Herausforderungen der internen Kommunikation

71,3 Prozent der befragten Kommunikationsverantwortlichen empfinden es als schwierig, die gesamte Mitarbeiterschaft zu erreichen. 

70,5 Prozent empfinden das unterschiedliche digitale Nutzungsverhalten der Mitarbeiter am Arbeitsplatz als problematisch. Ursachen für die stark variierende Nutzung sind 
  • das unterschiedliche Arbeitsumfeld (Schreibtisch-Arbeiter vs. Nicht-Schreibtisch-Arbeiter),
  • Altersunterschiede 
  • sowie unterschiedliche Arbeitsmodelle (z. B. Teilzeit, Vollzeit). 
67,3 Prozent der Befragten gaben an, zu wenig finanzielle, personelle und zeitliche Mittel für eine erfolgreiche interne Kommunikation zu besitzen.  

Inhalte der Mitarbeiterkommunikation

93,5 Prozent der befragten Kommunikationsverantwortlichen bieten Mitarbeitern organisationsbezogene Themen. 

57 Prozent wollen strategische Ziele und Werte der Organisation vermitteln.

52,8 Prozent berichten über die eigenen Produkte und Dienstleistungen.

Faktisch liegen viele Unternehmen mit dieser Auswahl oft daneben: Mitarbeiter interessieren sich häufig stärker für anders gelagerte Themen (siehe unten "Mitarbeiterkommunikation – so machen es die Besten").

Kanäle der internen Kommunikation

74,5 bzw. 68,9 Prozent der befragten Organisationen nutzen am häufigsten E-Mails/E-Mail-Verteiler sowie Intranets. 

Am häufigsten genutzte moderne Plattformen und Kanäle: 
  • Social Intranets (als interaktive Weiterentwicklung klassischer Intranets)
  • Digital-Signage-Lösungen (z. B. digitale Beschilderungen, Bildschirme)
  • Mitarbeiter-Apps 

Mitarbeiterkommunikation – die Erfolgsmessung

Die Studie betont, dass die Evaluation der digitalen internen Kommunikation in vielen Unternehmen mangelhaft ist.

58,7 Prozent der befragten Unternehmen werten digitale Nutzungsdaten der Mitarbeiterkommunikation aus.

56,4 Prozent verlassen sich auf ihre Intuition bzw. Erfahrung. [Anm. eures Bloggers: Glaskugel und Kaffeesatz lassen grüßen. Professionell geht anders...] 

42,8 Prozent nutzen persönliche Gespräche mit Mitarbeitern, um Feedback zum ausgespielten Content zu bekommen. 

Interne Kommunikation – so machen es die Besten

➜ Organisationen mit einer erfolgreichen digitalen Mitarbeiterkommunikation beschäftigen häufig mindestens fünf Mitarbeiter für die interne Kommunikation. 

➜ Diese Vorreiter haben auch erkannt, dass die Themen der internen Kommunikation mit den Interessen der Mitarbeiter matchen müssen: Deshalb bieten sie unter anderem branchenspezifische Themen sowie allgemeine Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

➜ Die Kommunikationsverantwortlichen der Best-Practice-Unternehmen nutzen überdurchschnittlich oft Videos, Fotos, Infografiken, Storytelling, Gamification und Podcasts.

77,1 Prozent der Best-Practice-Unternehmen werten Nutzungsdaten aus.

36,7 Prozent starten Nutzer-Umfragen.

Fazit: Die Chancen der dialogischen, interaktiven Mitarbeiterkommunikation

Untersuchungen wie die Gallup-Studie zeigen regelmäßig: Erschreckend viele deutsche Arbeitnehmer/innen fühlen sich ihrem Arbeitgeber wenig bis gar nicht verbunden oder haben innerlich sogar gekündigt.

Eine moderne, hochwertige und vor allem dialogische/interaktive interne Kommunikation kann ein Wir-Gefühl entstehen lassen, das sich unmittelbar positiv auf die Mitarbeitermotivation auswirkt. Je stärker der Einzelne sich eingebunden, gehört und dazugehörig fühlt, desto stärker wird er/sie sich engagieren.

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