Digital-Ranking der Länder: Die Auf- und Absteiger 2020
Das Berliner "European Center for Digital Competitiveness" zeigt in seiner
Studie "Digital Riser Report 2020", wie gut oder schlecht die digitale Transformation in einzelnen Ländern gelingt. Für Deutschland ist es ein weiterer Weckruf.
(Welt / Pixabay-Lizenz) |
Wer sind die Macher der Digitalisierungs-Studie?
Das "European Center for Digital Competitiveness" mit Sitz in Berlin ist eine
Initiative der ESCP Business School ("École supérieure de commerce de
Paris").
2. Denkweise & Einstellungen:
Letztere ist eine private, staatlich anerkannte Wirtschaftshochschule mit
Standorten in Berlin, London, Madrid, Paris, Turin und Warschau. Sie wird
von der Industrie- und Handelskammer Paris (CCIP) finanziert und verwaltet.
Was untersuchte der "Digital Riser Report 2020"?
Die Analysten nutzten Daten des Weltwirtschaftsforums, um zu bestimmen, wie
sich rund 1400 Länder im Vergleich zueinander in den letzten drei
Jahren digital entwickelten. Folgende Kriterien wurden dabei untersucht:
1. Öko-System:
- Ist Wagniskapital ausreichend verfügbar?
- Was kostet eine Unternehmensgründung?
- Wie schnell kann ein Unternehmen gegründet werden?
- Wie leicht ist es, ausländische Fachkräfte anzuwerben?
- Wie digital kompetent sind die Hochschul-Absolventen?
2. Denkweise & Einstellungen:
- Wie digital kompetent ist die Bevölkerung?
- Wie ist die öffentliche Einstellung gegenüber dem Thema Unternehmertum?
- Wie divers ist die Arbeitnehmerschaft?
- Wie verbreitet ist der mobile Breitbandzugang?
- Wie offen sind Unternehmen für disruptive Ideen?
Um die Ergebnisse vergleichbar zu machen, unterteilten die Studienmacher
die Länder in 9 Gruppen:
- G7 (Zusammenschluss der zum Gründungszeitpunkt bedeutendsten Industrienationen der westlichen Welt, heute bestehend aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und den USA)
- G20 (Zusammenschluss aus 19 Staaten und der Europäischen Union, welche die wirtschaftlich wichtigsten Industrie- und Schwellenländer repräsentieren sollen)
- Ostasien & Pazifik
- Eurasien
- Nordamerika & Europa
- Lateinamerika & Karibik
- Nordafrika & Naher Osten
- Südasien
- Subsahara-Afrika (südlich der Sahara gelegener Teil des afrikanischen Kontinents)
Digitalisierung 2020 nach Ländern: Gewinner & Verlierer
➔ Zu den digitalen Top-Aufsteigern ("Digital Risers") der letzten drei Jahre gehören laut der
Studie Frankreich, Saudi-Arabien und die Philippinen. Ihnen sei es gelungen, die digitale Transformation entlang der
Kriterien "Öko-System" sowie "Denkweise & Einstellungen" erfolgreich
voranzutreiben.
➔ Bislang als digitale Champions erachtete Länder wie die USA, Schweden
oder Singapur seien laut der Studie nicht zwangsläufig digitale Aufsteiger
in den letzten drei Jahren gewesen.
➔ Vergleicht man die beiden digitalen Supermächte USA und China, werde
deutlich, dass die Volksrepublik digital deutlich wettbewerbsfähiger
geworden ist, während die Vereinigten Staaten in den letzten drei Jahren an
Stärke eingebüßt haben.
Blicken wir auf die Studien-Ergebnisse entlang der neun definierten Gruppen:
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1. Innerhalb der G7 ↓
Dunkelblau: Mitgliederstaaten der G7 (BlankMap-World.svg / Public domain) |
➔ Frankreich war in dieser Gruppe in den letzten drei Jahren der digitale
Top-Aufsteiger. Hauptgrund ist der Start des Projekts "La French Tech". Auf den Plätzen 2 und 3 folgen Japan und Kanada.
➔ Deutlich zurück fielen dagegen Italien und Deutschland. Ersteres verlor
in der Dimension "Denkweise & Einstellungen", letzteres büßte
vor allem in der Dimension "Öko-System" ein.
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2. Innerhalb der G20 ↓
Lila: Mitgliederstaaten der G20 (BlankMap-World.svg / Public domain) |
➔ In dieser Gruppe war in den vergangenen drei Jahren Saudi-Arabien der Top-Aufsteiger
in Sachen digitale Transformation. Hauptauslöser sei das Programm "ICT Strategy 2023". Auf den Plätzen 2-5 folgen Frankreich, Indonesien, China und Argentinien.
➔ Top-Absteiger innerhalb der G20: Indien, Italien und Deutschland.
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3. Ostasien & Pazifik ↓
Ostasien & Pazifik (ASDFGH / Public domain) |
➔ In den letzten drei Jahren waren die Philippinen in dieser Gruppe die Top-Aufsteiger
in Sachen Digitalisierung. Hauptgrund: das Projekt "Innovative Startup Act". Auf den Plätzen 2 und 3 folgen Thailand und Indonesien.
➔ Top-Absteiger: Neuseeland.
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4. Eurasien ↓
Eurasien (allgemeine Definition) (TUBS / CC BY-SA) |
➔ Die Studie nutzt den Begriff "Eurasien" etwas schwammig: Faktisch gemeint sind in diesem Fall nicht Europa und Asien als ein zusammengefasster Kontinent, sondern ausschließlich die Länder Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Moldawien, Russland und Ukraine.
➔ Armenien war in dieser Gruppe der digitale Top-Aufsteiger in den letzten drei Jahren.
Hauptgrund sei das Projekt "Digital Transformation Agenda 2018-2030". Auf Platz 2 folgt Aserbaidschan.
➔ Top-Absteiger: Georgien.
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5. Nordamerika & Europa ↓
Nordamerika & Europa (TUBS & TUBS / CC BY-SA) |
➔ Bulgarien war in dieser Gruppe in den letzten drei Jahren der digitale Top-Aufsteiger, dies dank des Programmes "Digital Bulgaria 2025". Auf den Plätzen 2-5 folgen Montenegro, Frankreich, Lettland und Rumänien.
➔ Top-Absteiger: Kroatien, Albanien, die Slowakei und Norwegen. Deutschland landet auf Platz 24 von 36.
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6. Lateinamerika & Karibik ↓
Lateinamerika & Karibik (Heraldry & Heraldry / CC BY-SA) |
➔ Digitaler Top-Aufsteiger in dieser Region in den letzten drei Jahren:
die Dominikanische Republik, hauptsächlich dank des Programmes "República Digital". Auf den Plätzen 2-3 folgen Argentinien und Jamaika.
➔ Top-Absteiger: Panama, Peru sowie Trinidad und Tobago.
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7. Nordafrika & Naher Osten ↓
Nordafrika & Naher Osten (TownDown & commonswiki / CC BY-SA & Public domain) |
➔ Digitaler Top-Aufsteiger in den letzten drei Jahren in dieser Region
wie bereits innerhalb der G20 (siehe oben): Saudi-Arabien. Auf den Plätzen 2-3 folgen Algerien und Ägypten.
➔ Top-Absteiger: Iran
und Libanon.
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8. Südasien ↓
Südasien (Orangesaft / CC BY-SA) |
➔ Digitaler Top-Aufsteiger in den letzten drei Jahren in dieser Region:
Sri Lanka. Hauptgrund: das Projekt "Innovation and Entrepreneurship Strategy of Sri Lanka 2018-2022". Auf Platz 2 folgt Pakistan.
➔ Top-Absteiger: Indien.
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9. Subsahara-Afrika ↓
Subsahara-Afrika (Lew Palm / Public domain) |
➔ Die Seychellen waren in den letzten drei Jahren digitaler Top-Aufsteiger in Subsahara-Afrika. Der Inselstaat (auf obiger Karte leider nicht eingezeichnet) liegt im Indischen Ozean, rund 2000 km nordöstlich vom Zentrum Madagaskars entfernt. Hauptgrund der digitalen Erfolgsstory: die "Seychelles National Investment Policy". Auf den Plätzen 2-3 folgen Gambia und Burundi.
➔ Top-Absteiger: Mauretanien, Mali und die Republik Kongo.
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Stolpert Deutschland in die digitale Zweitklassigkeit?
Experten gehen davon aus, dass dank der Digitalisierung in den kommenden zehn (!)
Jahren globalwirtschaftlich so viel Wert geschöpft wird wie in den
vergangenen 100 (!) Jahren. Welche Länder werden die Treiber und Profiteure sein?
Stand heute wird Deutschland kaum dazu gehören. Seine größte digitale Schwäche liegt laut der Studie in dem Segment "Öko-System" – also bei folgenden Aspekten:
- Ist Wagniskapital ausreichend verfügbar?
- Was kostet eine Unternehmensgründung?
- Wie schnell kann ein Unternehmen gegründet werden?
- Wie leicht ist es, ausländische Fachkräfte anzuwerben?
- Wie digital kompetent sind Hochschul-Absolventen?
Nochmal zur Verdeutlichung, wo die Bundesrepublik 2020 in den Digital-Rankings der Studie landet (bezogen auf die digitale Transformation in den vergangenen drei Jahre):
- G7: Platz 6 von 7
- G20: Platz 16 von 20
- Europa & Nordamerika: Platz 24 von 36
Bleibt ein weiteres Mal die Frage: Wie lange soll der hiesige digitale Dornröschenschlaf noch weitergehen?
Quelle & Link-Tipps:
- digital-competitiveness.eu: Digital Riser Report 2020
- Deutschland 2030: Wirtschaftsmacht oder Abstiegskandidat?
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