E-Book-Tipps: 7 faszinierende Bücher für lange Winterabende

Eintauchen, versinken, miterleben und mitfühlen: Gute Bücher verwandeln unser Gehirn in ein Hollywood-Filmstudio, machen uns einfühlsamer und weiten unseren Blick. Ganz besonders gut funktioniert das an einem Winterabend vor dem (virtuellen) Kamin. Et voilà: Sieben E-Books, die euch und mich entführen, verzaubern, erschrecken und nachdenken lassen.


E-Book-Tipps: 7 faszinierende Bücher für lange Winterabende


Meine E-Book-Empfehlungen auf einen Blick:
  1. Ken Follett: Die Säulen der Erde
  2. Donna W. Cross: Die Päpstin
  3. Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß
  4. Stephen King: The Stand
  5. Isabel Allende: Das Geisterhaus
  6. Christie Golden: Star Wars – Schülerin der dunklen Seite
  7. Albert Camus: Der Fremde
Los geht's:

#1 – Ken Follett: Die Säulen der Erde


Ken Follett: Die Säulen der Erde

Rund 1300 Seiten – und jede einzelne richtig gut. Autor Ken Follett (*1949 in Cardiff, Wales) gelang mit diesem 1989 erschienenen, historischen Roman ein Bestseller:

Angesiedelt im England des 12. Jahrhunderts begleitet der Leser die zusammenlaufenden Lebenslinien spannender Charaktere über einen Zeitraum von rund 50 Jahren (entlang des Baus einer Kathedrale).

Es ist die Geschichte des fortschrittlichen Mönchs Philip, des Steinmetzes Tom Builder und seiner Familie, der vogelfreien Ellen samt Sohn Jack, der vom Schicksal arg gebeutelten und dennoch (oder gerade deshalb) kämpferischen Aliena...

...sowie des unsympathischsten Bösewichts der Literaturgeschichte: Lord William Hamleigh. Man jubelt als Leser regelrecht, wenn der Typ nach endlosen ungesühnten Missetaten endlich auf die Mütze kriegt.

"Die Säulen der Erde" schildert eindrücklich und kitschfrei (!) das, was menschliches Leben ausmacht: Überlebenswille, Liebe, Hoffnung, Enttäuschung, Schmerz, Glaube (an sich selbst) – und das alles eingebettet in ein realistisches Bild des europäischen Mittelalters (ja, wir können froh sein, im 21. Jahrhundert zu leben).

Kurzum: Dieser Roman ist fesselnd bis zur letzten Seite!

#2 – Donna W. Cross: Die Päpstin


Donna W. Cross: Die Päpstin

Nochmal Mittelalter, diesmal 9. Jahrhundert. Donna W. Cross (*1947 in New York City) erzählt in diesem 1996 erschienenen Roman die Geschichte des Mädchens und der späteren Frau Johanna:

Gesegnet mit einem rasiermesserscharfen Verstand und einem unstillbaren Wissensdurst, ist Johannas Start ins Leben denkbar ungünstig: Ein religiös-verblendeter, gewalttätiger Vater, der sie fast totprügelt, eine liebevolle, aber vom tyrannischen Ehemann komplett unterdrückte Mutter – und eine Welt, die Mädchen und Frauen offiziell als minderwertig einstuft.

Dank einiger Unterstützer, welche das beeindruckende intellektuelle Talent Johannas erkennen, wird ihr Geist gefördert – bis sie doch wieder in einer zutiefst frauenfeindlichen Welt an gesellschaftliche Grenzen stößt.

Getarnt als Junge und unter der Identität ihres verstorbenen Bruders gelangt Johanna unter dem Namen Johannes Anglicus in das Kloster Fulda. Durch den Ausbruch der Pest verschlägt es sie schließlich nach Rom, wo sie (immer noch getarnt als Mann) aufgrund ihrer herausragenden medizinischen Fähigkeiten Leibarzt des Papstes wird. 

Als dieser stirbt und sein Nachfolger durch Gift ums Leben kommt, ist es Johanna, die als Johannes Anglicus tatsächlich Papst wird. Während all dieser Jahre unterhält sie eine geheime Liebesbeziehung zu einem Mann. 

Das Ende des Buches – soviel sei vorweggenommen – bietet in wenigen Sätzen die bewegendste, hoffnungsvollste und tröstlichste Beschreibung des Sterbens, die ich jemals irgendwo gelesen, gesehen oder gehört habe.

Kurzum: Ein äußerst lesenswerter und völlig kitschfreier Mittelalter-Roman, der bis zur letzten der insgesamt 560 Seiten fesselt!  

#3 – Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß


Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß

Dieses Buch tut weh – und das muss es auch. Als deutsche Woman of Color beschreibt Noah Sow (*1974), wie mental tief verankert und gesellschaftlich zementiert Rassismus in der deutschen Gesellschaft ist.

Dabei geht es vor allem um den leisen, aber nicht minder verletzenden Alltagsrassismus, der auch in Deutschland allgegenwärtig ist: Zum Beispiel, wenn in Deutschland geborene und aufgewachsene People of Color gefragt werden: "Woher kommst du wirklich?" – oder sich Kommentare anhören müssen wie: "Du sprichst aber gut Deutsch".

Auch das reflexartig-empörte Abwehren jeglicher Rassismus-Vorwürfe ist im Kern nichts anderes als ein Symptom (unbewusster) rassistischer Denkweisen. Wer wirklich frei von Rassismus ist, kann People of Color zuhören, ohne sofort in die Defensive zu gehen. 

Eine Generalverurteilung findet in diesem Buch nicht statt – ganz im Gegenteil, mit jeder der 430 Seiten drückt die Autorin den Wunsch aus, als Person of Color gleichberechtigt und respektvoll behandelt zu werden.

Mein Tipp: lesen, darüber nachdenken, Horizont erweitern und einfühlsamer werden (euer Blogger nimmt sich selbst von dieser Empfehlung kein bisschen aus).

#4 – Stephen King: The Stand


Stephen King: The Stand

Nein, kein typischer Schocker-Roman. "The Stand" (rund 1700 Seiten) ist anders als "Shining", "Es" oder "Friedhof der Kuscheltiere". Düster und bedrohlich geht es dennoch zu in diesem 1978 veröffentlichten Mega-Werk:

Ein fieses Virus (vermutlich ein misslungenes Labor-Experiment des Militärs) löscht 99 Prozent der Menschheit aus. In den USA scheinen nur einige Tausend immun zu sein – und überleben. Diese quer über das Land verstreuten Personen träumen regelmäßig von einer warmherzigen alten Frau (Mutter Abagail Freemantle, "Das Gute") und/oder einem abgrundtief bösartigen Mann mittleren Alters (Randall Flagg, "Das Böse").

In den quasi entvölkerten USA wird Colorado das neue Zuhause der Guten, während die ehemalige Glücksspiel-Metropole Las Vegas die bösen Flagg-Anhänger beheimatet.

Der Leser erlebt, wie das Virus immer mehr Menschen dahinrafft, die gesellschaftliche Ordnung zusammenbricht und die unerklärlicherweise immunen Menschen um ihr Überleben kämpfen. Nach und nach lernt man Stu Redman, Nick Andros, Fran Goldsmith, Tom Cullen, Larry Underwood, Harold Lauder oder Lloyd Henreid kennen – jede(r) von ihnen mit ganz eigenem Charakter, ganz eigener Geschichte und ganz eigenem Überlebenskampf in einer post-apokalyptischen Welt.

In dieser ersten Hälfte ist das Buch brillant: Der Leser geht auf eine (innere und äußere) Reise mit den Charakteren – quer durch die USA, durch verlassene Städte und ausgestorbene Landstriche. 

In der zweiten Hälfte ändert King dann die erzählerische Richtung: Überdeutlich christlich orientiert beschreibt das Buch den Neuaufbau einer Zivilisation und den finalen Kampf zwischen Gut und Böse. Immer noch spannend, aber leicht kitschig und nicht so brillant wie die erste Hälfte.

Stephen King ist ein Meister darin, menschliche Charaktere und Abgründe tief, differenziert und detailreich zu beschreiben. Es läuft dem Leser eiskalt den Rücken herunter, wenn geschildert wird, wie angesichts des zivilisatorischen Zusammenbruchs eine Militär-Einheit in einem TV-Studio vor laufenden Kameras buchstäblich den Verstand verliert und sich gegenseitig in Stücke schießt, während die "Fernsehnation" zuschaut.

Kurzum: "The Stand" ist sehr lesenswert – wenn auch mit leichten Schwächen in der zweiten Hälfte.  

#5 – Isabel Allende: Das Geisterhaus


Isabel Allende: Das Geisterhaus

Nein, kein Grusel-Roman. Mit diesem rund 850 Seiten starken Buch veröffentlichte die Chilenin Isabel Allende (*1942 in Lima, Peru) 1982 ihr literarisches Debüt. 

Es ist die Geschichte einer wohlhabenden chilenischen Familie und die Geschichte Chiles vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Militärputsch 1973, als Augusto Pinochet die Macht an sich riss. Präsident Salvador Allende (ein entfernter Verwandter der Autorin) hatte sich zuvor das Leben genommen.

Zur Story: "Das Geisterhaus" lässt den Leser eintauchen in das Leben von Clara del Valle und ihrem Ehemann Esteban Trueba (ein ausdrücklicher Unsympath). 

Clara hat seherische Fähigkeiten: Sie sieht Katastrophen, bevor sie eintreten, und kann Gegenstände berührungslos bewegen. Vor ihrer Heirat saniert Esteban in der chilenischen Provinz das Gut "Drei Marien" – wobei er als brutaler Schläger und Vergewaltiger auftritt. 

In der Ehe entfernen sich beide zusehends voneinander: Esteban verbringt viel Zeit auf dem Gut, Clara organisiert in der heimischen Villa spirituelle Zirkel. Drei Kinder gehen dennoch aus der Beziehung hervor: Blanca sowie die Zwillinge Jaime und Nicolas. 

Tochter Blanca verliebt sich in Pedro, den Sohn des unter ihrem Vater dienenden Gutsverwalters – was in den Augen Estebans einer gesellschaftlichen Schande gleichkommt. Pedro tritt der Kommunistischen Partei bei und zeugt mit Blanca ein Kind, was Esteban derart ausrasten lässt, dass er seiner Frau Clara, welche Tochter Blanca in Schutz nehmen will, mehrere Zähne ausschlägt. Clara trennt sich von Esteban und spricht für den Rest ihrer Tage kein Wort mehr mit ihm.

Blanca bringt Alba zur Welt, Enkelin von Esteban und Clara. Esteban wird Senator der Konservativen Partei. Als Linken- und Kommunisten-Hasser sieht er seine Kinder, welche mit dieser politischen Strömung sympathisieren, als Versager.

Nach dem Tod seiner Frau Clara bricht die Familie auseinander (symbolhaft dargestellt durch den baulichen Verfall der Villa).

Der Militärputsch 1973 stürzt das Land schließlich ins Chaos, bevor ein Terror-Regime etabliert wird. Teile der Familie fliehen, andere werden gefangen genommen und gefoltert. In seinen letzten Lebensjahren erfährt Esteban hochbetagt dann doch noch eine Wiedervereinigung mit seiner längst verstorbenen Ehefrau Clara.

"Das Geisterhaus" fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Isabel Allende gelingt ganz famos das, woran vor allem deutsche Schriftsteller (aller Jahrhunderte) immer wieder laut krachend gescheitert sind: Sie erzählt schwere Kost auf eine Art, die das Leben dennoch feiert. Statt in apokalyptischen Narzissmen zu ersaufen (vgl. Thomas Mann – ganz schlimm), schildert Allende komplett kitschfrei, wie das Leben auch unter widrigsten Umständen ein liebevolles, magisches, bejahendes bleiben kann.

Einfach ein richtig guter Roman!

#6 – Christie Golden: Star Wars – Schülerin der dunklen Seite


Christie Golden: Star Wars – Schülerin der dunklen Seite

Die 430 Seiten dieses Buches funktionieren auch dann, wenn ihr kein Fan der Weltraum-Saga seid (gleichwohl ihr zumindest ein minimales Faible für Fantasy-/Science-Fiction-Romane mitbringen solltet).

Es ist der absolut brillante Schreibstil von Autorin Christie Golden (*1963 in Atlanta, USA), der dieses kanonische (= von Disney als offizieller Teil des Weltraum-Epos anerkannte) Star-Wars-Werk zu einem Vergnügen macht. Der Leser erlebt die Geschichte von Asajj Ventress, einer (bezogen auf die geheime "Kraft" der Jedi) machtsensitiven Einzelgängerin, die einst als Jedi-Schülerin startete, um später von einem hochrangigen Sith (die ebenfalls machtsensitiven Bösen im Star-Wars-Universum) namens Count Dooku hintergangen zu werden.

Asajj Ventress steht zwischen den Fronten, sieht sowohl die Jedi als auch die Sith als Feind. Da die Jedi einen Weg suchen, den Sith-Lord Count Dooku endlich auszuschalten, wollen sie dessen ehemalige Schülerin Ventress instrumentalisieren: Mit ihrer Hilfe soll Count Dooku unschädlich gemacht werden. Hierfür wird der Jedi Quinlan Vos beauftragt, als Undercover-Agent Ventress' Vertrauen zu gewinnen, um gemeinsam mit ihr Dooku zu eliminieren.

Was als professionelle Kooperation anfangs tatsächlich zu gelingen scheint, wird schließlich dadurch ins Wanken gebracht, dass mit Ventress und Vos zwei Seelen aufeinandertreffen, die einen ähnlichen Schmerz teilen – und somit tiefere Gefühle ins unheilvolle Spiel kommen.

Psychologisch betrachtet sind Fantasy- und Science-Fiction-Storys immer Projektionsflächen sehr alltäglicher Themen. So auch im Falle von "Schülerin der dunklen Seite": Es ist die Geschichte einer dunklen Seele, die ihr Leben nicht in Dunkelheit begann. Und die Erkenntnis, dass man niemanden, dessen/deren Geschichte man nicht kennt, komplett verurteilen sollte.

Ausdrückliche Lese-Empfehlung – nicht nur für Star-Wars-Fans. 

#7 – Albert Camus: Der Fremde


Albert Camus: Der Fremde

Dieser 1942 erschienene Roman des französischen Schriftstellers Albert Camus (1913-1960) entführt den Leser auf 150 Seiten in die verstörend-faszinierende Seelenwelt eines scheinbar komplett emotionslosen Menschen.

Algerien in den 1930er Jahren: Ein Mann namens Meursault wirkt der Welt entrückt. Er nimmt die Dinge um sich herum wahr, ohne auch nur ansatzweise emotional daran teilzuhaben. Auch der Tod seiner Mutter lässt ihn komplett kalt.

In seinem Nachbarn Raymond (ein mutmaßlicher Zuhälter) findet er einen Freund. Nachdem Raymond eine Frau gedemütigt hat, landen er und Meursault in einer Schlägerei mit dem Bruder der Frau und dessen Freunden. 

Etwas später trifft Meursault erneut auf einen Mann aus der Gruppe, der daraufhin ein Messer zückt. Meursault zieht eine Pistole und erschießt ihn. Da er mehrfach auf den scheinbar bereits toten Körper feuert, wird er schließlich als Mörder zum Tode verurteilt.

Im Gerichtsprozess führt seine emotionale Kälte dazu, dass man in ihm einen gottlosen Menschen sieht. Auch das löst keinerlei Gefühle in ihm aus. Einzig der Auftritt eines Geistlichen kurz vor seiner Hinrichtung führt bei Meursault zu einem heftigen, aber kurzen Wutausbruch.

Albert Camus hatte das große Talent, tiefgründig und dabei dennoch wohltuend klar sowie leicht verdaulich zu schreiben (eine Kombination, die deutsche Literaten nie wirklich beherrschten). 

Diese Fähigkeit macht "Der Fremde" zu einem fesselnden Buch, das gleichzeitig verstört und fasziniert: Das Töten eines Menschen und das damit einhergehende (moralisch als auch juristisch äußerst fragwürdige) Todesurteil für den Protagonisten erscheinen wie eine leichte Sommerbrise – inmitten einer abgrundtiefen Hölle. 

Ausdrückliche Lese-Empfehlung – auch als Gesprächsstoff, denn dieses Buch bietet Tonnen von spannenden Interpretationsansätzen. 

Soweit meine 7 E-Book-Tipps...

...ihr habt diese Bücher bereits gelesen oder könnt selbst ein paar Literatur-Tipps beisteuern? Dann freue ich mich auf eure Kommentare.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Schmökern und verbleibe mit einem Zitat des französischen Philosophen und Schriftstellers Voltaire (1694-1778):

"Lesen stärkt die Seele"

Kommentare

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