Google Stadia: Was kann die Online-Gaming-Plattform?

Playstation hin, Xbox her: Warum hält die Spielebranche an klobigen Kästen fest, die platzfressend im Wohnzimmer rumstehen? Google macht es anders und will die Plattform-Ökonomie auch beim Gaming pushen – mit dem Cloud-Gaming-Service Stadia. Ich hab's für euch getestet.


Der Google-Stadia-Startbildschirm
Die Google-Stadia-Startseite

Euer Blogger ist ja ein alter Mann: Meine Gaming-Phase endete eigentlich vor 20 Jahren im Jahr 2000 mit der ersten Playstation. Das war die letzte Spielkonsole, die bei mir im Einsatz war – danach verlor ich fast komplett das Interesse am Daddeln.

Meine Computer- und Videospiel-Karriere begann 1988 im zarten Alter von 11 mit einem Commodore 64 (C64) inklusive 5,25″-Disketten. Es folgten nacheinander (und teils parallel): 
Im Jahr 2000 war dann Schluss: Mit Anfang 20 hatte ich schlicht und ergreifend keinen Bock mehr aufs Zocken...

...um jetzt – angesichts der wütenden Corona-Pandemie – zwei Jahrzehnte später rückfällig zu werden: Wenn (notwendige und sinnvolle) Lockdowns, Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen die reale Erlebniswelt einschränken, expandiert man eben im virtuellen Raum. Jedoch hatte ich keine Lust, mir wieder eine sperrige Spielkonsole unter/neben den Fernseher zu stellen. 

Schon länger fragte ich mich, warum die Gaming-Szene so sehr an physischen Produkten festhält: Was in der Musik (Spotify) und bei Filmen/Serien (Netflix, Amazon Prime Video) plattformökonomisch in der Cloud funktioniert, sollte doch auch für das Gaming praktikabel sein.

Oft gehörtes Gegenargument: Hochwertiges Online-Gaming stehe und falle mit der Qualität der Internet-Verbindung. Und da moderne Games wahnsinnig ressourcenintensiv seien, wäre eine flüssiges Gameplay nicht möglich.

Wirklich?

Der Suchmaschinenriese Google kündigte im März 2019 einen Cloud-Gaming-Service an, der diese Ansicht widerlegen will. Ende 2019 war es so weit: Mit einem Google-Konto können Gamer seitdem die Plattform namens Stadia nutzen. 

Die Meinungen zu Stadia gehen weit auseinander: Während manche von einem Rohrkrepierer sprechen, den Google vermutlich bald vom Markt nehmen werde, zeigen sich andere begeistert von den Games und der Möglichkeit, auf mehreren Endgeräten zu spielen (PC, Laptop, Tablet, Smartphone, Smart-TV).

Top oder Flop? Ich habe mir Googles Gaming-Plattform angeschaut und präsentiere sie euch anhand von 5 Spielen:

Stadia-Game Nr. 1: Submerged – Hidden Depths   

Die Game-Info sagt: "Als Geschwisterpaar – sie will ihren Fluch zum Guten nutzen, er will verhindern, dass sie dadurch vernichtet werden – segelst du über stille blaue Wasser und durch tosende Wogen und suchst in den Ruinen der Stadt nach den Samen für ihre Rettung."

"Submerged" hilft beim Relaxen: Gegner gibt es keine, sterben könnt ihr auch nicht. Stattdessen lauft, klettert und fahrt ihr durch eine wunderschöne Welt – die aber von einer untergegangenen Zivilisation zeugt, was dem Ganzen eine dystopische Note verleiht.

Hier einige Spiel-Eindrücke, die ich für euch als Kurz-Video zusammengefasst habe:


Das Problem: So verzaubernd und atmosphärisch "Submerged" anfangs ist, so stark lässt die Spielmotivation mit der Zeit nach. Wirklich Neues passiert nicht, ihr reist von Insel zu Insel, um immer wieder ein weiteres Fleckchen Erde erblühen zu lassen.

Was ist mit Grafik, Sound und Gameplay? Dass ihr online in der Cloud zockt, merkt ihr so gut wie gar nicht. Alles läuft sauber und flüssig, zumindest in meiner 50-Mbit-WLAN-Testumgebung.

"Submerged – Hidden Depths" gibt es aktuell kostenlos im Stadia-Store. Antesten lohnt sich.

Stadia-Game Nr. 2: Kona  

Die Spiel-Info sagt: "Nordkanada, 1970. Ein heftiger Schneesturm jagt über den Atâmipêk-See hinweg. Übernehmen Sie die Rolle eines Privatdetektivs und erkunden Sie das unheimliche Dorf. Untersuchen Sie unwirkliche Ereignisse und führen Sie einen Kampf ums Überleben gegen die Elemente."

Ihr spielt "Kona" aus der Ich-Perspektive, während ihr euch durch den Schneesturm von Haus zu Haus kämpft. Was anfänglich wie ein typischer Privatdetektiv-Job aussieht, entpuppt sich mehr und mehr als Mystery-Abenteuer in der nordkanadischen, eisigen Abgeschiedenheit.

Einige Spiel-Eindrücke bietet mein Kurz-Video:


"Kona" macht Spaß: Das Spiel ist sehr atmosphärisch und kombiniert geschickt unaufgeregte Detektiv-Arbeit mit gruseligen Situationen. Vor allem die lebensfeindliche Eiseskälte lässt euch immer wieder erleichtert in einem Haus oder einer Hütte ein Feuerchen im Ofen machen (andernfalls droht der Erfrierungstod).

Grafik, Sound, Gameplay? Für "Kona" gilt dasselbe wie für "Submerged": Es spielt sich äußerst flüssig. Ganz selten kommt es zu einem ladebedingten Hänger, der aber keine zwei Sekunden dauert.

Empfehlenswertes Spiel!

Stadia-Game Nr. 3: Grid

Das sagt die Game-Info: "Grid ist ein einzigartiges Rennsporterlebnis. Hier gibt es unvergleichliche Rad-an-Rad-Action und jedes Rennen ist unvorhersehbar, denn auf dem hart umkämpften Weg an die Spitze der Motorsportwelt schafft man sich Rivalen und Widersacher."

Der Text hat recht: einsteigen, anschnallen, Motor starten, Gas geben – "Grid" macht einfach Spaß. Vom Mini-Cooper über einen GTI als Tourenwagen bis hin zur Über-Rennmaschine könnt ihr hier nach Herzenslust beschleunigen.

Einige Eindrücke bietet mein Kurz-Video zu "Grid":


Als ich vor 20 Jahren meine Gamer-Karriere beendete, war "Gran Turismo" auf der Playstation 1 eines der letzten Spiele, die mir noch richtig Spaß machten. "Grid" setzt diese Tradition fort. Grafik, Sound, Gameplay? Alles makellos und einwandfrei.

Meine ausdrückliche Spiel-Empfehlung! 

Stadia-Game Nr. 4: Cyberpunk 2077

Das sagt die Spiel-Info: "Cyberpunk 2077 ist ein Open-World-Action-Adventure und spielt in der Megalopolis Night City. Du suchst als V, einem gesetzlosen Söldner, nach einem einzigartigen Implantat – dem Schlüssel zur Unsterblichkeit."

"Cyberpunk 2077" ist das Hype-Spiel des Jahres: Selbst, wenn ihr gar nichts mit Video- und Computerspielen zu tun habt, wird euch dieser Name mehrfach in den Medien begegnet sein.

Die Kritiker-Stimmen überschlugen sich regelrecht: Von einem der besten Spiele aller Zeiten war die Rede – bis massive technische Gameplay-Mängel auf Playstation und Xbox das Bild trübten.

Auf Stadia läuft "Cyberpunk 2077" einwandfrei. Hier einige Spiel-Eindrücke in meinem Kurz-Video:


Das dystopische Zukunftsszenario von "Cyberpunk 2077" kommt sehr gut rüber und erinnert an eine Mischung aus "Blade Runner" und "Judge Dredd". Das Open-World-Prinzip wird gelebt: Ihr könnt in den Straßen alles Mögliche machen und jeden anquatschen (auch wenn sich meist keine echten Dialoge ergeben).

Ja, ihr könnt richtig eintauchen in dieses Spiel und gefühlt ein echter Bewohner von Night City werden. Folgende Kritikpunkte trüben jedoch meinen Spielspaß etwas:

1. Das Gameplay zum Ersten: Regelmäßig ist "Cyberpunk 2077" ein reiner Ego-Shooter, was es mir eine Spur zu nervenaufreibend und auch schwierig macht. Mag man keine Ego-Shooter (wie euer Blogger) ist man in diesen Situationen ziemlich schnell überfordert (ich fand schon "Doom" in den 90ern ziemlich doof).

2. Das Gameplay zum Zweiten: Es wird schnell unübersichtlich. Wer gehört zu wem und will was in welcher Mission?

3. Das Gameplay zum Dritten: Sich in Systeme hacken, mit schwerstem Geschütz um sich ballern, sich zum Cyborg umbauen lassen – weniger wäre manchmal mehr.

Diesen subjektiv empfundenen Schwächen steht eine super eindrucksvolle, dichte Atmosphäre gegenüber, die "Cyberpunk 2077" zum echten Gaming-Erlebnis macht.

Kurzum: Wenn ihr mit nervenaufreibenden Ego-Shootern kein Problem habt und euch gerne in komplexen virtuellen Welten samt Charakterentwicklung verliert, werdet ihr "Cyberpunk 2077" lieben. Wollt ihr dagegen nur zwischendurch ein bisschen daddeln, kann die Komplexität des Games aber auch erschlagend sein. Einen Blick und Klick wert ist es aber in jedem Fall. 

Stadia-Game Nr. 5: Star Wars: Jedi – Fallen Order

Das sagt die Game-Info: "In diesem storybasierten Singleplayer-Spiel schlüpfst du in die Rolle eines Jedi-Padawans, [...]. Um den Orden der Jedi wieder aufzubauen, musst du an die Fragmente deiner Vergangenheit anknüpfen, um deine Ausbildung abzuschließen, gewaltige neue Macht-Fähigkeiten zu entwickeln und die Kunst des legendären Lichtschwertes zu meistern – und dabei dem Imperium und seinen tödlichen Inquisitoren immer einen Schritt voraus sein."

Das Highlight zum Schluss... ok, euer Blogger ist hier als Star-Wars-Glaubensanhänger voreingenommen – aber auch ohne Fan-Brille brilliert "Star Wars: Jedi – Fallen Order" durchgängig.

Die Story spielt 14 Jahre vor der Schlacht von Yavin (Star Wars Epsiode IV, der "Ur"-Star-Wars-Film von 1977) – und somit fünf Jahre nach der Geburt des Imperiums (Star Wars Episode III von 2005 – der Film, in dem aus Anakin Skywalker schließlich Darth Vader wird).

In "Star Wars Jedi – Fallen Order" verkörpert ihr den ehemaligen Padawan (= Jedi-Schüler) Cal Kestis, der die Order 66, welche alle Jedi auslöschen sollte, fünf Jahre zuvor knapp überlebte.

Einige Eindrücke zu diesem famosen Action-Adventure bietet mein Kurz-Video:


Die Grafik ist umwerfend: Regelmäßig wird Film-Qualität erreicht. Das Gameplay ist flüssig und hochatmosphärisch, während ihr als Cal den imperialen Inquisitoren (eine Art "Hexenjäger", welche die verbliebenen Jedi finden und vernichten sollen) entkommen und eure begonnene Jedi-Ausbildung vorantreiben müsst.

Dieses Spiel ist für Star-Wars-Fans ein Muss – und auch dann mega empfehlenswert, wenn ihr einfach ein hochwertiges Action-Adventure spielen wollt.

Fazit: Lohnt sich Google Stadia?

Meiner bezüglich modernen Gamings laienhaften Meinung nach eindeutig ja. 

Es mag sein, dass die Playstations und Xboxes dieser Welt eventuell auch noch Kaffee kochen und Hemden bügeln können. Aber wenn es um's reine Gaming geht, kann die Cloud absolut mithalten.

Mein Tipp: Testet einfach mal den Stadia-Gratis-Probemonat. Es lohnt sich.

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