Buchtipp Künstliche Intelligenz: Das wohltuend realistische Bild

Es ist eine der Technologien, die unser Leben in den kommenden Jahren entscheidend beeinflussen wird: Künstliche Intelligenz (KI) wird sehr schnell sehr fähig werden – innerhalb klarer Grenzen. Genau davon handelt das Buch "Allgemeinbildung Künstliche Intelligenz" von Ralf Otte. Hier kommt meine Rezension.

Das Buch "Allgemeinbildung Künstliche Intelligenz" aus der "Für Dummies" Reihe

Wer ist der Autor?

Ralf Otte ist Professor an der Technischen Hochschule Ulm. Sein neues Buch ist mit rund 250 Seiten eine kompaktere, laienfreundlichere Version seiner 2019er Publikation "Künstliche Intelligenz" (450 Seiten), von der ich nach wie vor schwer begeistert bin.

Was bietet das Fachbuch zum Thema Künstliche Intelligenz?

Eine Kapitelauswahl:

  • Wie intelligent ist eigentlich die Künstliche Intelligenz?
  • Schwache KI vs. Starke KI
  • Warum man Angst, Freude oder Hunger nicht digitalisieren kann
  • Die angemessene Intelligenz (Intelligenzstufe I1)
  • Die lernende Intelligenz (Intelligenzstufe I2)
  • Die kreative Intelligenz (Intelligenzstufe I3)
  • Die bewusste Intelligenz (Intelligenzstufe I4)
  • Die selbstbewusste Intelligenz (Intelligenzstufe I5)
  • Logisches Denken auf Maschinen
  • Neuronale Netze – Auf dem Weg zum künstlichen Gehirn
  • Unüberwindbare Hürden für die Künstliche Intelligenz
  • Künstliche Intelligenz in Industrie und Gesellschaft
  • Zukünftige Entwicklungen und ethische Fragen

KI-Fachbuch: Lohnt sich die Lektüre?

Wie schon beim großen Buch-Bruder von 2019 (siehe oben): eindeutig ja – und das nachdrücklich.

Ralf Otte schildert das Thema Künstliche Intelligenz sehr anschaulich und wohltuend realistisch: Weder geht es um böswillige Androiden der Sorte Terminator, noch um gutmütig-dauerquasselnde Roboter im Stile von C-3PO, noch um fliegende Autos, und schon gar nicht um "digitale Unsterblichkeit". 

Es geht um eine Technologie, die uns in den kommenden Jahren immer stärker im Alltag, in der Forschung und in der Unternehmenswelt unterstützen und nicht ablösen wird. Und um eine Technologie, deren Einsatz voraussetzt, dass wir ihr ethische Grenzen setzen.

Beispiel maschinelles Lernen: Dieses nutzt ein Lernmodell, das induktiv vorgeht (= vom Einzelnen zum Allgemeinen hinführend). Anhand von Einzelfällen und dazugehörigen Ergebnissen versucht das System, allgemeingültige Regeln abzuleiten. Das birgt die Gefahr, diskriminierendes Verhalten zu automatisieren. Wer anhand eines Einzelfalls und seines Ergebnisses vorschnell eine allgemeine Regel ableitet, der pauschalisiert und stereotypisiert (zu diesem Thema empfehle ich euch die Doku Pre-Crime, die sich mit den Vor- und Nachteilen algorithmischer Polizeiarbeit beschäftigt).

Otte macht außerdem deutlich, dass wir uns dringend von Hollywood-beeinflussten KI-Vorstellungen verabschieden müssen. Beispiel Bilderkennung: Ein KI-System "sieht" rein gar nichts – stattdessen bricht es ein Bild mathematisch runter auf eine Ansammlung von Einsen und Nullen. Und versucht so, auf den Bildinhalt zu schließen.

Passender als der Begriff "Künstliche Intelligenz" wäre der Begriff "Mathematische Intelligenz". Und da unsere Welt nicht durchgängig mathematisierbar ist, hat auch die KI natürliche Grenzen – zumindest heute und in absehbarer Zukunft.

Auch deshalb hält der Autor das vollautonome Fahren für unrealistisch: Die unbewusste Erfahrung und das unbewusste "Weltwissen", über die jeder menschliche Autofahrer verfügt, sind Stand heute mathematisch nicht komplett abbildbar. 

Am Beispiel des tödlichen Zusammenstoßes eines selbstfahrenden Autos mit einer Radfahrerin im Jahr 2018: Das Fahrzeug war mathematisch schlicht überfordert mit der Informations-Kombination "Mensch schiebt Fahrrad mit Plastiktüte am Lenker". Am Ende dominierte die Information "Plastiktüte", worauf das KI-System verhängnisvoll schlussfolgerte, wegen dieser nicht bremsen zu müssen.

Aber nochmal: Es geht nicht darum, KI schlechtzureden. Im Gegenteil: Durchdacht und reflektiert eingesetzt bietet uns diese Technologie beeindruckende Möglichkeiten, zum Beispiel um Krankheiten zu erkennen und zu behandeln, Arbeitsprozesse, Produkte und Services zu verbessern, Forschung und Wissenschaft voranzutreiben sowie Geschäftsmodelle zu entwickeln und den Alltag zu erleichtern.

Der Autor bringt das mit folgendem Zitat ganz wunderbar auf den Punkt:

"Der KI-Computer ist überall dort gut, wo wir schlecht sind, und überall dort schlecht, wo wir gut sind."
Ausdrückliche Lese-Empfehlung meinerseits!

  • Titel: Allgemeinbildung Künstliche Intelligenz – Risiko und Chance
  • Autor: Ralf Otte
  • Verlag: Wiley-VCH, Weinheim, 1. Auflage, 2021
  • Umfang: rund 250 Seiten
  • Preis: 15 Euro (Print) // ca. 13 Euro (E-Book)

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