IT-Beratung 2022: Was Unternehmen wirklich wollen

Die Studie "Der Markt für IT-Beratung und IT-Service in Deutschland" des Instituts Lünendonk zeigt: Entscheider wollen und müssen ihre Unternehmen digital transformieren – während und auch nach der Pandemie. Einige spannende Ergebnisse auf einen Blick.


IT-Consulting
(Beratung / Pixabay-Lizenz)

Studie IT-Beratung: Wer wurde wozu befragt?

2021 interviewte Lünendonk rund 100 führende deutsche IT-Dienstleister sowie 140 Kundenunternehmen zu ihren Digital- und IT-Strategien. 

Folgende Branchen wurden untersucht: 

  • Industrie & Automotive (18 %)
  • Chemie/Pharma (15 %)
  • Banken (13 %)
  • Handel (13 %)
  • Logistik/Transport (11 %)
  • Versicherungen (11 %)
  • Telekommunikation/Medien (9 %)
  • Energie (4 %)
  • Öffentlicher Sektor (2 %)

Auf Dienstleisterseite unterteilt die Studie den IT-Markt in zwei Segmente:

1. IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen ("Change the business"): Dienstleister, die mit IT-Beratung, Individualsoftware-Entwicklung und Systemintegration mehr als 60 Prozent umsetzen.

2. IT-Service-Unternehmen ("Run the business"): Dienstleister, die schwerpunktmäßig Rechenzentren betreiben sowie IT-Outsourcing, Cloud-Services und Managed Services bieten.

Kernergebnisse der IT-Beratungs-Studie für 2020

Das Marktvolumen der IT-Service-Branche betrug 2020 in Deutschland rund 40 Milliarden Euro. Der IT-Dienstleistungsmarkt ist im Corona-Jahr nicht eingebrochen, im Gegenteil: Die von Lünendonk untersuchten IT-Dienstleister wuchsen durchschnittlich um knapp fünf Prozent.

Individualsoftware stark nachgefragt: Die Umsatzanteile mit Individualsoftware sind verglichen mit 2019 überproportional stark auf knapp 19 Prozent gestiegen. Vor allem die Entwicklung von Cloud-Native-Softwareprodukten hat zugelegt. Individualsoftware-Lösungen sind für Kundenunternehmen vor allem dort relevant, wo sie sich von ihren Mitbewerbern differenzieren können (z. B. an der Kundenschnittstelle), sowie in Embedded-Software-Systemen (= Software als Teil von Geräten, Anlagen, Maschinen).

Digitale Zukunftsfelder: 2020 investierten vor allem große mittelständische Unternehmen und Konzerne in die Bereiche Internet of Things, Cloud-Transformation, Künstliche Intelligenz und digitale Absatzkanäle

Mehr Effizienz, weniger Kosten: Gleichzeitig zielten viele Unternehmen 2020 darauf ab, mittels IT-Maßnahmen effizienter zu werden und Kosten zu senken (u. a. indem sie Backoffice-Prozesse automatisierten oder IT-Bereiche auslagerten).

Umsatzverteilung der IT-Dienstleister 2020

Nach Beratungs-Segment:

1. IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen ("Change the business"):

  • IT-Beratung: 23,2 %
  • Entwicklung und Einführung von Individualsoftware: 18,9 %
  • Systemintegration: 11,3 %
  • Standardsoftware-Einführung: 7,2 %
  • Managementberatung: 5,1 %
  • Vermittlung von eigenen IT-Spezialisten in Kundenprojekte: 4,3 %

2. IT-Service-Unternehmen ("Run the business"):

  • Betrieb von Applikationen (inkl. Cloud): 10 %
  • Betrieb von IT-Infrastruktur (inkl. Cloud): 8,2 %
  • Business Process Outsourcing: 1,2 %

Nach Branchen:

  • Industrie: 33,5 %
  • Finanzdienstleistungen: 21 %
  • Behörden, öffentlicher Dienst: 8,6 %
  • Telekommunikation, IT, Medien: 8,5 %
  • Energie: 6,7 %
  • Handel: 6,4 %
  • Verkehr, Logistik: 5,4 %
  • Gesundheitswesen: 3,1 %

Deutliche Umsatzzuwächse gab es im Bereich "Behörden/öffentlicher Sektor" (E-Government, IT-Modernisierung) sowie im Handel (E-Commerce-Aufbau).

IT-Beratung: Die Nachfragethemen 2020-2022

Folgende Dienstleistungen fragten Kundenunternehmen 2020 am stärksten nach:

  • Modernisieren der IT-Landschaft
  • Migrieren von IT-Anwendungen und -Infrastruktur in die Cloud
  • Entwickeln von Individualsoftware-Lösungen: vor allem dort, wo sich Unternehmen vom Wettbewerb differenzieren wollen (z. B. an der Kundenschnittstelle), sowie bei Embedded-Software-Systemen (= Software als Teil von Produkten).
  • datenbasierte Unternehmenssteuerung und Geschäftsmodelle 
  • digitale Kundenansprache

Auch für 2021/2022 erwarten die meisten der befragten IT-Dienstleister bei diesen Themen eine erhöhte Nachfrage, vor allem im Bereich Data Analytics. Ein Grund hierfür: Immer mehr Unternehmen verlagern ihre linearen Geschäftsmodelle Richtung Plattform-Ökonomie

Ein Dauerbrenner wird das Thema "Cyber-Security" sein: Je stärker sich Unternehmen digitalisieren, desto größer werden die digitalen Angriffsflächen. Vor allem das Recruiting tut sich schwer, entsprechende Spezialisten:innen zu finden.

2022: Wie entwickeln sich die IT-Budgets?

Die befragten Kundenunternehmen erwarten, dass ihre IT-Budgets 2022 mehrheitlich steigen werden: 

➤ 86 % der Entscheider erwarten steigende Budgets im Bereich IT-Security.

➤ 82 % erwarten steigende Budgets für die Optimierung der Geschäfts- und IT-Prozesse.

➤ 75 % erwarten dies für die IT-Modernisierung.

➤ 60 % für die Software-Entwicklung.

➤ 54 % für den IT-Betrieb.

Die IT der Zukunft

➤ Kundenunternehmen gehen davon aus, dass Software künftig mehrheitlich als Software-as-a-Service (SaaS) aus der Cloud kommen wird. Viele Standardsoftware-Anbieter verfolgen diese Strategie bereits (siehe unter anderem Adobe, SAP, Microsoft, Oracle).

➤ Die meisten Unternehmen werden bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse (ERP, CRM, etc.) voraussichtlich auf Standardsoftware wie SAP oder Microsoft setzen. Im Bereich Embedded Systems oder Mobile Apps dagegen auf Individual-Entwicklungen.

➤ Cloud-Skepsis im Mittelstand: Nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen erwartet, dass IT-Services künftig mehrheitlich in der Cloud laufen. Dennoch planen 70 % ihre Cloud-Budgets zu erhöhen und setzen dabei auf einen hybriden Ansatz (Private & Public Cloud). 

➤ In die Cloud wandern vor allem IT-Anwendungen, welche viele Transaktionen verarbeiten müssen, in der Auslastung stark schwanken oder KI-Anwendungen umfassen.

➤ Am stärksten lehnen die befragten Unternehmen Cloud-Lösungen dann ab, wenn es darum geht, Individualsoftware zu betreiben. 43 % bevorzugen die On-Premises-Variante. Lünendonk merkt an, dass dies jedoch mit einer geplanten Exit-Strategie zusammenhängen kann: Unternehmen wollen ihre Alt-Systeme (Legacy-IT) nicht mehr umziehen, sondern durch eine Software-as-Service-Lösung aus der Cloud komplett ablösen.

Perspektiven für IT-Dienstleister

➤ 59 Prozent der befragten Kundenunternehmen streben an, mit breit aufgestellten IT-Kooperationspartnern zusammenarbeiten (Full-Service-Dienstleister mit einem End-to-End-Ansatz).

➤ Der IT-Beratermarkt spaltet sich weiter auf: Führende, breit aufgestellte IT-Dienstleister haben während Corona profitiert und werden dies auch künftig tun, während kleine und sehr kleine Provider es auch nach der Pandemie schwerer haben werden. 

Soweit einige spannende Ergebnisse der Lünendonk-Studie. Die Digitalisierung der Wirtschaft rollt weiter und Unternehmen müssen sich der Frage stellen, wie sie datenbasiert Prozesse, Produkte, Services und Geschäftsmodelle wertschöpfend umwandeln können. 

Wem wird das gut gelingen, wem schlecht und wem überhaupt nicht? Es bleibt spannend.

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