Tschüss, Twitter: Warum ich nie so richtig Bock auf dich hatte

Nach 13 Jahren mache ich Schluss und lösche meinen Twitter-Account. Grund: Der Mikroblogging-Dienst war schon immer das mit Abstand spammigste, flüchtigste und oberflächlichste soziale Netzwerk im gesamten Social-Media-Universum.


Twitter-Logo
(Blau / Pixabay-Lizenz)

Es war im Jahr 2009, als in meinem damaligen Job mein nicht wirklich respektabler Vorgesetzter im Befehlston von mir verlangte, einen Firmen-Account auf Twitter anzulegen. Er war frisch von einer US-Reise zurückgekehrt und brachte den dort grassierenden, unreflektierten Twitter-Hype gleich mit. Ich erkannte damals keine Marketing-Relevanz hinsichtlich unserer Zielgruppe (deutsche Kleinunternehmen) – und sollte recht behalten. 

Auch heute, 13 Jahre später, halte ich Twitter für den Zombie unter den sozialen Netzwerken: zu unlebendig, um nachhaltig erfolgreich zu sein, aber zu nervös zuckend, um komplett unterzugehen.

Zahlen zur Twitter-Nutzung: Der Zombie schnauft

Michael Kroker formulierte es im Januar 2022 auf seinem WirtschaftsWoche-Blog wie folgt:

"Seit fast fünf Jahren gibt's eine Seitwärtsbewegung bis hin zur Schrumpfung. [...]. Demnach soll die Zahl der Twitter-Nutzer von 2020 bis 2025 nicht mehr wachsen – im Gegenteil, die User sind sogar rückläufig, wenn auch nur minimal: [...]. Zwar beziehen sich die Zahlen nur auf die USA – doch der Heimatmarkt war für den amerikanischen Kurznachrichtendienst schon immer die wichtigste Region. [...]: Twitter ist dem engen Zirkel der Medien- und Berater-Blase bis heute nicht entwachsen – entsprechend schwer fällt es dem Dienst, neue Nutzergruppen anzusprechen."

Was hält den Otto-Normal-User von Twitter fern?

Blickt man auf einen typischen Twitter-Newsfeed, wird schnell klar: Hier geht es nicht um Dialog, nicht um Interaktion, nicht um nachhaltigen Content – stattdessen dominiert das spam-artige Herausrotzen impulsiver Gedankengänge in dialogfeindlichster und egozentrischster Manier… 

…weshalb sich niemand wundern sollte, warum ein pathologisch-narzisstischer Ex-US-Präsident Twitter liebte.

Flüchtigkeit ist ein Wesensmerkmal des Social-Media-Universums. Doch verglichen mit Twitter wirken Inhalte auf Facebook, LinkedIn oder Instagram wie zeitloser Dauerbrenner-Content. 

Wie performt Twitter betriebswirtschaftlich?

Der Reingewinn ist der Jahresüberschuss eines Unternehmens: die Summe der Erträge abzüglich der Summe der Aufwendungen.

Auch hier erinnert die Twitter-Bilanz an das Elektrokardiogramm eines Untoten – schwerste Herzrhythmus-Störungen eines Organismus, der durchgängig zwischen Leben (Gewinn) und Tod (Verlust) schwankt.

Zum Vergleich das betriebswirtschaftlich putzmuntere Facebook-Imperium: dieselbe Kennzahl in einem vergleichbaren Zeitraum.

Quo vadis, Twitter?

Irgendetwas scheint unseren Zombie-Vogel am Leben zu halten. Vielleicht sind es die Obamas, Biebers, Perrys und Rihannas dieser Welt, deren Tweets es dank über 100 Millionen Followern immer wieder in die Schlagzeilen schaffen – und somit Twitter auf den Radar der werbenden Unternehmen bringen.

Langfristig erfolgreich wird ein soziales Netzwerk jedoch nur, wenn der Durchschnitts-User sich motiviert fühlt, regelmäßig auf der Plattform aktiv zu werden. Die wichtigsten Kennzahlen lauten MAU (monthly active users), WAU (weekly active users) und DAU (nein, nicht "dümmster anzunehmender User", sondern "daily active users").

Die Betonung liegt auf "active": Und da fristet Twitter (zumindest in Deutschland) auch 15 Jahre nach seiner Gründung ein absolutes Nischendasein.

Nein, ich sehe absolut keine Anzeichen dafür, dass sich das ändern könnte.  

Deshalb: Mach's gut, untote Zwitscherbude. Ich bin raus. Liebe war es nie zwischen uns.

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