SEO: Wie (un)gerecht ist Google? [Teil 2]

Bringen hochwertige Online-Inhalte automatisch Seite-1-Rankings in der unbezahlten Google-Suche? Ist das, was Google auf der ersten Seite zeigt, tatsächlich immer das beste Such-Ergebnis? Fakt ist: Die Suchmaschine wird immer besser – liegt aber immer noch regelmäßig ganz böse daneben.


Wie gerecht sind Googles Such-Algorithmen?
(Gerechtigkeit / Pixabay-Lizenz)

Der erste Teil von SEO: Wie (un)gerecht ist Google? fokussierte folgende Punkte:

  • Milliarden-Umsätze: Die Websuche ist Googles Haupt-Produkt
  • Googles Aufstieg zur meistgenutzten Suchmaschine
  • manipulatives old-school SEO
  • Googles vier bedeutende Algorithmus-Updates
  • Was sind laut Google die wichtigsten Ranking-Faktoren?
Googles Mantra lautet seit Jahren: Biete hochwertigen, einzigartigen und ganzheitlichen Content und deine Online-Inhalte werden sichtbar werden.

Setzt sich Content-Qualität demnach immer in der unbezahlten Google-Suche durch? Nein, leider nicht. Stellvertretend für etliche Beobachtungen und Analysen meiner vergangenen 15 SEO-Jahre, zeige ich euch heute ein eindrückliches Beispiel für Googles Versagen. 

Google-Fail: Ein Optik-Hersteller mit dünnstem Content (aber besten Rankings)

Suchmaschinen-Optimierung (SEO) heißt auch, sich zu vergleichen: Wie performen die eigenen Google-Rankings verglichen mit denen der Mitbewerber? Dank hochwertiger SEO-Suiten wie Xovi oder Sistrix ist das zwar schnell bewerkstelligt... 

...mitunter muss man aber doch tiefer graben, um Antworten zu bekommen – wie in diesem Fall, der mir 2020 erneut zeigte, dass Google bei seinem Qualitätsurteil ganz böse stolpern kann.

Ein Ausflug in die Optik-Branche: Hartnäckig hielt sich der Mitbewerber meines damaligen Arbeitgebers zu den zielgruppenrelvanten Keywords auf Seite 1 der unbezahlten Google-Suche. Zunächst blickte ich mit menschlichen Augen auf den Content, den die Seiten zu den entsprechenden Suchanfragen boten.

Dieser Content war
  • dünn, 
  • oberflächlich, 
  • und leserunfreundlich formatiert.
Ich ging gedanklich Googles Content-Qualitätscheckliste durch und musste permanent rote Kreuze statt grüner Haken setzen. 

Denn laut Google ist Content hochwertig, wenn er bei folgenden Fragen positiv abschneidet:

➤ Bietet der Online-Auftritt den Usern einen echten Nutzen?

➤ Erfüllt der Content die Faktoren E-A-T (Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness, zu Deutsch Fach-/Sachkenntnis, Ansehen und Vertrauenswürdigkeit) – und dies bezogen auf den Ersteller der Inhalte, die Inhalte selbst und die gesamte Website? 

➤ Sind Qualität und Menge des Haupt-Inhaltes angemessen?

Der Content des Mitbewerbers schnitt objektiv betrachtet einfach nur mangelhaft ab.

SEO: Your Money, Your Life

Im vorliegenden Fall kam erschwerend hinzu: Es handelte sich im weiteren Sinne um medizinische Produkte, bei denen Google seine Content-Qualitätsanforderungen nochmal höher schraubt. 

Google spricht hier von YMYL-Content (Your Money, Your Life), also Seiten mit Inhalten, deren Informationen sich unmittelbar auf das Wohlergehen und die Gesundheit von Usern auswirken können (zum Beispiel Finanz- und Medizin-Ratgeberseiten).

SEO-Manipulation durch unnatürlichen Linkaufbau

Meine Tiefen-OnPage-Analyse ließ nichts erkennen, was die Spitzen-Rankings dieses Mitbewerbers in der unbezahlten Google-Suche hätte plausibel erklären können...

...jedoch wurde ich nach einer investigativen OffPage-Analyse fündig. Letztere fragt: Welche anderen Online-Auftritte verlinken auf die Seiten des Anbieters? Je öfter andere hochwertige Online-Auftritte thematisch passend auf eine Webseite verlinken, desto stärker wird Googles Eindruck, dass es sich um hochwertigen Content auf dieser verlinkten Webseite handeln muss.

Irgendwann war ich bei meiner SEO-Detektivarbeit zu Pudels Kern vorgedrungen: Der von mir untersuchte Mitbewerber arbeitete mit einer Agentur zusammen, welche (unter anderer Firmierung, aber mit identischen Geschäftsführern) parallel ein Online-Lexikon für medizinische Themen betrieb. Eine Art "Wikipedia der Augenmedizin", von der aus etliche Links auf die entsprechenden Seiten des Mitbewerbers verwiesen. 

Das schien den Google-Algorithmus glauben lassen, es handele sich bei den verlinkten Webseiten des Mitbewerbers um "höchstwertigen Content".

Schlimmer noch: Google ließ sich hier offensichtlich nicht nur täuschen, sondern torpedierte auch seine eigenen Richtlinien zum Thema "unnatürlich erworbene Rückverlinkungen". Zitat:

"Links, mit denen [...] das Ranking einer Website in den Google-Suchergebnissen manipuliert werden soll, können als Teil eines Linktauschprogramms und als Verstoß gegen die Google-Richtlinien für Webmaster betrachtet werden. [...] Im Folgenden findest du Beispiele für Linktauschprogramme, die sich negativ auf das Ranking einer Website in den Suchergebnissen auswirken können: [...]. Austausch von Geld gegen Links oder gegen Beiträge, die Links enthalten. Austausch von Waren oder Dienstleistungen gegen Links."

Bleiben solche SEO-Machenschaften unentdeckt?

Es handelt sich um dünnes Eis: Website-Betreiber und deren Agenturen müssen einkalkulieren, bei diesen Machenschaften von Google entdeckt und entsprechend abgestraft zu werden. Der "Bußgeldkatalog" reicht dabei von deutlichen Rankingverlusten bis hin zur De-Indexierung (dem Entfernen) der Webseite aus der Google-Suche.

Über den damals beobachteten Zeitraum jedoch behielt der tricksende Mitbewerber felsenfest seine unlauter erworbenen Spitzen-Rankings. Und das im Jahr 2020, als Google sich bereits rühmte, Webspam zielsicher entdecken zu können.

Phänomene wie das hier geschilderte sind regelmäßig zu beobachten – und sie sind ein Schlag ins Gesicht all der Website-Betreiber, die tatsächlich hochwertigen Content bieten.

Meine Hoffnung: Dank KI-Fortschritten (maschinelles Lernen) werden die Google-Algorithmen so gut werden, dass sich sorgfältig und gewissenhaft erstellter Herzblut-Content immer gegen "Thin Content" durchsetzt. Im Jahr 2022 ist das – bei allem Fortschritt der Suchmaschine in den letzten 11 Jahren – noch nicht durchgängig der Fall.

KI-Experten drückten es 2017 so aus: Googles KI-Technologie bewegt sich aktuell auf dem Stand eines zirka 6-jährigen Kindes. Kein Baby mehr, aber definitiv auch kein intellektuell ausgereifter Mensch. Einem derart jungen Menschen ein X für ein U vorzumachen, ist keine Kunst. Entsprechend verhält es sich mit Googles Algorithmen. 

Hoffen wir auf Googles Adoleszenz.

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