SEO: Wie (un)gerecht ist Google? [Teil 1]
Setzt sich hochwertiger Content in der unbezahlten Google-Suche immer durch? Oder sind die Suchmaschinen-Algorithmen auch 2022 eine bisweilen törichte Technologie, die sich zwar bemüht, gute von schlechten Webseiten zu trennen, dabei aber regelmäßig scheitert? Meine Beobachtungen aus 15 Jahren SEO-Praxis.
(Google / Pixabay-Lizenz) |
Die Websuche ist Googles Haupt-Produkt und die Qualität dieses Produkts bemisst sich daran, wie zufrieden User mit den Suchergebnissen sind. Dieser Qualitätsanspruch hat für den Suchmaschinen-Betreiber höchste Priorität, weil es eine einsame Spitzenposition zu verteidigen gilt.
Denn: Google ist die mit Abstand meistgenutzte Search Engine der Welt – eindrucksvoll dokumentiert dadurch, dass der Markenname mittlerweile gleichbedeutend ist mit der Tätigkeit ("ich goog[e]le, du googelst, er/sie/es googelt").
Die damit einhergehenden Umsätze seines Mutterkonzerns Alphabet (2021: knapp 260 Milliarden US-Dollar) will Google natürlich aufrechterhalten. Ob das gelingt, hängt maßgeblich ab von der Suchtreffer-Wertigkeit. Denn je mehr Menschen googeln, desto mehr Unternehmen wollen via Google werben.
Ende der 1990er sah das noch anders aus (euer nicht mehr ganz so junger Blogger war dabei): Damals nutzten wir die Suchmaschinen Altavista, Yahoo oder Lycos. Bis spätestens 2002 hatte das damalige Start-up Google sie alle überholt.
Das hauptsächlich aus zwei Gründen:
1. Googles Suchergebnisse waren deutlich besser als die der anderen Suchmaschinen.
2. Google blieb als Marke einfach und selbsterklärend – und verankerte so im (Unter-)Bewusstsein der User die Gleichung "Google = Websuche" (für manche gar "Google = Internet"). Die Google-Startseite hat sich seit 1998 kaum verändert: ein Logo, eine Suchleiste und viel Whitespace. Was aber machten die damaligen Platzhirsche Altavista, Yahoo und Lycos? Sie überfrachteten ihre Startseiten mit allen möglichen Inhalten (News, Wetter, Horoskope, Kleinanzeigen), bis man irgendwann nicht mehr wusste, was sie sein wollten: Suchmaschinen, News-Portale oder Online-Marktplätze?
Suchmaschinen-Optimierung bedeutet seitdem vorrangig Google-Optimierung. Schnell wurde klar: Wer nicht auf Seite 1 bei Google erscheint, wird online nicht wahrgenommen.
Bis 2011: manipulatives old-school SEO
Ich erinnere mich an die Zeit 2007 bis 2011, als SEO daraus bestand, in Spammer-Manier Blog-Kommentarfelder mit Backlinks vollzustopfen, Keywords in hellgrauer Schrift massenhaft im Footer-Bereich von Webseiten zu platzieren und prozentual auszurechnen, wie oft ein Keyword in einem Fließtext vorkommen sollte.
Die "Krönung" waren massive Manipulationsversuche via Backlink-Kauf.All das brachte mitunter gute Google-Rankings, hatte aber mit "hochwertigem und einzigartigem Content" wenig bis gar nichts zu tun.
Seit 2011: Google strikes back
Der Suchmaschinen-Betreiber reagierte und reagiert mit permanenten Algorithmus-Updates, die hochwertigen Content belohnen und Manipulationsversuche sanktionieren sollen.
Vier bedeutende Algorithmus-Updates auf einen Blick:
➤ Das Panda-Update soll seit 2011 minderwertige Inhalte abstrafen, hochwertige dagegen belohnen. Ebenso sanktioniert Panda Texte, die mit Keywords überfrachtet werden, sowie Webseiten, die zu viel Werbung enthalten.
➤ Das Pinguin-Update bekämpft seit 2012 Webspam: Dieser liegt vor, wenn Website-Betreiber versuchen, durch unnatürlichen Backlink-Aufbau besser bei Google zu ranken. Unnatürlich sind Rückverlinkungen, die durch Kauf oder Spamming zustande kommen.
➤ Der Hummingbird-Algorithmus will seit 2013 Suchanfragen besser verstehen, um passende Suchtreffer ausspielen zu können. Statt eine Suchanfrage in einzelne Keywords zu zerlegen, soll die Suchabsicht hinter der Anfrage auf semantischer Ebene (= auf der Bedeutungsebene) verstanden werden.
➤ Der RankBrain-Algorithmus unterstützt Hummingbird seit 2015: Mithilfe künstlicher Intelligenz (maschinelles Lernen) versucht Google, Muster und Gesetzmäßigkeiten in Suchanfragen zu erkennen. So soll die Suchmaschine mit jeder Suchanfrage lernen, um diese immer besser beantworten zu können.
Diese KI-Basis baut Google permanent aus: Techniken wie das Multitask Unified Model (MUM) sollen Inhalte medienübergreifend (Text, Bild, Video, Audio) verstehen und miteinander verknüpfen – so wie es ein menschliches Gehirn tut.
Was sind die wichtigsten Google-Ranking-Faktoren?
Offiziell reduziert Google diese Frage gerne auf zwei Antworten:
1. Biete hochwertigen, einzigartigen Content, der die Suchanfrage deiner Zielgruppe optimal beantwortet – und du wirst gefunden.
2. Infolgedessen verlinken andere hochwertige Webseiten auf dich – was wiederum dein Ranking verbessert.
Führen diese simplifizierten Empfehlungen in der Praxis immer zum Erfolg?
Nein, leider nicht. Noch ärgerlicher: Nach wie vor ranken mitunter Webseiten sehr weit oben in der unbezahlten Google-Suche, die weder hochwertige noch benutzerfreundliche Inhalte zu bestimmten Suchanfragen bieten.
Ein besonders eindrückliches Beispiel für diesen Missstand bietet der zweite Teil von "SEO: Wie (un)gerecht ist Google?".
Link-Tipps:
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