IT-Trends 2022: So digitalisiert sich die deutschsprachige Wirtschaft

"IT wird Kern der Wertschöpfung – Studie IT-Trends 2022" ist der Titel einer Analyse des Beratungsunternehmens Capgemini. Sie zeigt: Die digitale Transformation rollt auch in pandemischen Zeiten. Ich habe einige spannende Ergebnisse für euch zusammengefasst.

IT-Studie: Wer befragte wen, wann & wozu?

Capgemini interviewte knappe 200 IT-Entscheider aus Deutschland (173), Österreich (19) und der Schweiz (3). Alle berücksichtigten Unternehmen haben einen Jahresumsatz von mindestens einer Milliarde Euro.

Zeitraum der Befragung: Mitte September bis Mitte Oktober 2021.
 

Kernergebnisse der IT-Studie 2022

Das wichtigste strategische Ziel aus IT-Sicht ist es, die Kundenbedürfnisse stärker zu adressieren. Unternehmen erlebten während der Pandemie, wie wichtig nutzerfreundliche digitale Kontaktkanäle sind. IT-Entscheider erwarten, dass digitaler Service auch nach der Pandemie äußerst relevant bleiben wird. 

➤ Zusätzliche IT-Investitionen fließen vorrangig nicht in Neuentwicklungen, sondern in die Modernisierung von Altsystemen. 

IT-Fachkräftemangel: Die befragten IT-Entscheider gehen davon aus, dass sich der Fachkräftemangel verschärft. In den nächsten zehn Jahren wird rund ein Viertel der heute beschäftigten IT-Fachkräfte in den Ruhestand gehen. Geplante Gegenmaßnahmen vieler CIOs:

  • Routinearbeiten zunehmend automatisieren,
  • deutlich mehr Frauen und Mitarbeiter verschiedener Nationalitäten einstellen,
  • das Arbeiten in der IT dank Home-Office familienfreundlicher gestalten.

Nachhaltigkeit: Rund 70 % der Unternehmen wollen ihre jährlichen Treibhausgas-Emissionen senken. Ab 2023 müssen alle europäischen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern sowie kleine kapitalmarktorientierte Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht liefern. 

Eine verschlankte IT-Landschaft und energieoptimierte Rechenzentren bieten hier großes Potenzial. 9 von 10 Unternehmen planen außerdem, geschäftlich weniger zu reisen. Große Cloud-Anbieter stellen ihre Infrastruktur auf den Betrieb mit erneuerbaren Energien um.

Cloud-Computing: Die Cloud-Nutzung steigt, Services europäischer Provider werden stärker nachgefragt. Drei Viertel der Befragten wollen ihre IT-Services in EU-Clouds ausbauen. Europäische Provider punkten beim Datenschutz, außereuropäische Hyperscaler dagegen mit den höherwertigen und umfassenderen Cloud-Lösungen. 

Künstliche Intelligenz: Ihr Einsatz wird stark getrieben durch das "Machine Learning Model Operationalization Management", kurz "Machine Learning Operations" (MLOps). Dank dieses Ansatzes sollen Data-Science- und IT-Teams enger zusammenarbeiten. 

Ein weiterer KI-Treiber sind Fortschritte im Bereich "Natural Language Processing" (NLP), hier vor allem "Generative Pre-trained Transformer 3" (GPT-3) und "Bidirectional Encoder Representations from Transformers" (BERT).

Daten sind die Grundlage, um intelligente Technologien einzusetzen. Unternehmen und Behörden sind gefordert, ihre Daten weiterzuentwickeln. Das Ziel ist eine skalierbare, dezentral organisierte Datenlandschaft mit unter anderem folgenden Grundsätzen: 

  • Strukturieren der Daten in Domänen und Subdomänen (= voneinander administrativ abgegrenzte Netzbereichen).
  • Management der Datensätze nach Prinzipien des Produktmanagements, um Daten hochwertig und aufbereitet verfügbar zu machen.

Business-IT: Technologien mit der derzeit höchsten Relevanz

Folgend die Technologien, welche die befragten IT-Entscheider als aktuell sehr relevant einstufen:

Container-Technologie: Bei einem Rollout neuer Software-Anwendungen hängt jede Anwendung von Elementen ihrer Umgebung ab (z. B. lokale Einstellungen und Funktionsbibliotheken). IT-Container verpacken eine Anwendung und alle zu ihrer Ausführung erforderlichen Dateien in ein Paket. 

Derart "verpackte" Softwareprodukte und -anwendungen sind unabhängig von ihrer Umgebung lauffähig. So wird es möglich, komplexe Software-Releases automatisiert und schnell bereitzustellen. In der öffentlichen Verwaltung sind Container besonders interessant für den Datenaustausch von Bund, Ländern und Kommunen. 

Zero Trust ("Null Vertrauen") bezeichnet ein IT-Sicherheitskonzept, bei dem Dienste, Geräte und Anwender im eigenen Netzwerk wie Externe behandelt und ihre Rechte beschränkt werden. 

Machine Learning: Maschinelles Lernen will in Daten Muster und Gesetzmäßigkeiten erkennen. Anhand empirischer oder Trainings-Daten werden so Algorithmen entwickelt, die eigenständig Probleme lösen und Aufgaben bewältigen. 

Open API: Mithilfe offener Schnittstellen (Application Programming Interfaces) können Unternehmen Daten mit Lieferanten und Kunden austauschen. Prozesse sollen so erheblich beschleunigt werden.
 

Business-IT: Technologien mit derzeit niedriger Relevanz

Und hier die Technologien, welche die befragten IT-Entscheider als aktuell weniger relevant einstufen:

Virtual & Augmented Reality: Die Relevanz-Tendenz ist jedoch stark steigend.

Distributed-Ledger-Technologie (z. B. Blockchain). Diese dezentrale Datenbank-Technologie ermöglicht nahezu 100%-ig sichere Datenspeicher, die auf zwischengeschaltete oder übergeordnete Instanzen verzichten können. So wird eine dreiteilige Systemintegrität verwirklicht:

  1. Datenintegrität: Die Systemdaten sind komplett, einwandfrei und ohne Widersprüche.
  2. Verhaltensintegrität: Das System arbeitet wie gedacht.
  3. Sicherheit: Daten und Funktionen innerhalb des Systems sind nur autorisierten Usern zugänglich.

Die Nutzungsszenarien umfassen Verträge, Kryptowährungen oder das Überwachen von Lieferketten. Der Durchbruch der Technologie lässt jedoch auf sich warten: Bis dato gilt die Blockchain-Technologie als "eine Lösung auf der Suche nach einem Problem". 

Quanten-Computing: Qubits können neben den Zuständen 0 und 1 auch beide Zustände gleichzeitig annehmen, also 00, 01, 10 und 11. Während gängige Computer nur sequenziell (nacheinander erfolgend) rechnen können (0 oder 1), tun Quantenrechner dies parallel mit mehreren Kalkulationen gleichzeitig. 

In der Theorie bedeutet dies massiv beschleunigte Rechenprozesse, in der Praxis fehlt jedoch noch die Marktreife für entsprechender Computer.

Digitalisierung: Die datenbasierte Wertschöpfung

Soweit einige spannende Ergebnisse der Capgemini-Studie. Bei all dem bitte berücksichtigen: Es wurden nur Dickschiffe befragt (= Unternehmen mit mindestens 1 Mrd. Euro Umsatz p.a.). Alle genannten Herausforderungen gelten auch für den Mittelstand, der diesen mit deutlich weniger Ressourcen begegnen muss. 

Global betrachtet gilt: Nicht nur der DACH-Raum, sondern Europa insgesamt muss in vielen IT-Bereichen seine Kräfte bündeln, um der chinesischen und US-amerikanischen Tech-Übermacht etwas entgegensetzen zu können – vom Cloud-Computing über die Themen KI und Quanten-Computing bis hin zu darauf aufbauenden Geschäftsmodellen.

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