Unternehmens-Website: Welches CMS ist das richtige?

Wenn ihr die Inhalte eures Web-Auftritts pflegen wollt, könnt ihr aus sehr vielen Content-Management-Systemen (CMS) auswählen. In diesem Beitrag trenne ich für euch die Spreu vom Weizen.


Content-Management-System
(CMS / Pixabay-Lizenz)

Eigentlich müsste die Headline dieses Beitrags lauten: "Welches CMS ist nicht das falsche?". Das einzig wahre CMS gibt es nicht, ihr werdet immer zwischen mehreren Kandidaten wählen können.

Wichtiger ist es, Fehlentscheidungen zu vermeiden. Ich habe es in meinen bislang 16 Jahren als Online-Marketer mehrfach erleben müssen, dass Unternehmen ein ungeeignetes CMS wählten und sich damit in eine Sackgasse manövrierten. Die Folge: teure und aufwendige Relaunch-Projekte.

Mit den folgenden Tipps erhöht ihr die Chance, ein wirtschaftliches, benutzerfreundliches und zukunftsfähiges Content-Management-System für euren Unternehmens-Auftritt zu wählen. 

CMS-Grundregel: Immer Open Source, niemals proprietär

"Open Source" bedeutet "offener Quellcode": Der Bauplan dieser Software ist öffentlich einsehbar und kann entsprechend verändert und erweitert werden. Die Nutzung ist unbeschränkt und ihr seid unabhängig von Herstellerfirmen. 

Ihr könnt Open-Source-Software kostenlos nutzen. Doch Vorsicht, es gibt auch "Mogelpackungen" im Open-Source-Universum: Software, die bis zu einem gewissen Grad kostenlos und anpassbar ist, ab einer gewissen Funktionsstufe aber zu einem kostenpflichtigen Lizenz-Modell wird. Echte Open-Software ist zu 100 Prozent und vollumfänglich offen, ohne dahinter stehende Herstellerfirma. 

Das Gegenteil von Open Source nennt sich "proprietär" und bedeutet ursprünglich "in jemandes Besitz". Bezogen auf Software steht der Begriff für "nicht offen" bzw. "eine hauseigene Entwicklung darstellend". Hinter proprietärer Software steht eine Herstellerfirma, die mit ihrer Lösung Geld verdienen will und nicht möchte, dass Außenstehende am Bauplan ihrer Software etwas ändern.

Warum solltet ihr stets ein Open-Source-CMS wählen?

Fünf Gründe seien genannt:

1. Open-Source-Lösungen sind im CMS-Markt seit 20 Jahren etabliert. Ihr könnt sicher sein, dass sie professionellen Anforderungen vollends gerecht werden.

2. Bei Open-Source-Lösungen fallen keine Lizenzkosten an. Sie sind deutlich kosteneffizienter als proprietäre Lösungen. 

3. Open-Source-Lösungen ermöglichen es euch, euren Online-Auftritt äußerst flexibel zu gestalten. Es gibt keine funktionalen Einschränkungen durch eine Herstellerfirma.

4. Etablierte Open-Source-CMS sind zukunftssicherer als proprietäre Lösungen: Bei letzteren kann es euch passieren, dass der Hersteller Funktionen nicht berücksichtigt, das Produkt einstampft oder schlimmstenfalls insolvent geht. Beispiel OnPage-SEO: Pflege von Title-Tag, Meta-Description oder Alt-Texten bei Bildern, Vergabe von Heading-Tags – was bei proprietären Systemen mitunter fehlt oder gegen Aufpreis gecodet werden muss, liefern Open-Source-CMS frei Haus oder als kostenlose Add-ons.

5. Etablierte Open-Source-Lösungen haben eine große Community: Ihr werdet immer einen Dienstleister oder Freelancer finden, der euch bei der technischen Website-Administration unterstützen kann. Bei proprietären Lösungen ist das Know-how meistens auf die Herstellerfirma oder seine Partner-Dienstleister beschränkt.

Sind alle Open-Source-CMS empfehlenswert?

Ausdrücklich nein. Es ist sehr wichtig, dass ihr ein etabliertes Open-Source-CMS mit einer großen Community und einer guten technischen Dokumentation wählt. 

Unbekannte und junge Open-Source-CMS haben den Nachteil, dass sie weniger Erweiterungen und eine kleinere Community bieten. Es ist schwieriger, passende Dienstleister sowie umfassende Dokumentationen zu dem System zu finden.

4 empfehlenswerte Open-Source-CMS

Bitte beachten: Die folgenden Tipps gelten für Unternehmens-Websites, nicht für Online-Shops. Solltet ihr einen Online-Shop betreiben und nach einem passenden Shopsystem suchen, findet ihr auf gruender.de eine gute Übersicht zu passenden Lösungen. Auch hier gilt: Open Source sticht proprietär.

Jetzt aber zu meinen vier CMS-Empfehlungen für Unternehmens-Websites: Die Akzeptanz einer Software-Lösung in einem Unternehmen steht und fällt mit der Frage, ob die Anwender damit glücklich werden. Wenn ich zu einer Software recherchiere, achte ich darauf, ob der offizielle Online-Auftritt die Benutzeroberfläche zeigt oder ein Demo bietet. Von den nachfolgend vier genannten Open-Source-CMS ist diesbezüglich einzig Typo3 vorbildlich. 

➤ 1. Typo3: Der Klassiker, seit 2001 am Markt und sozusagen der VW Passat unter den Content-Management-Systemen. Es gibt hübschere und schlankere CMS, doch Typo3 ist und bleibt äußerst zuverlässig, sicher und skalierbar. Außerdem findet ihr überall eine "Werkstatt", die euch weiterhelfen kann. 

Einschränkung: Solltet ihr eine kleine, überschaubare Website haben, die nicht komplexer werden soll, kann Typo3 überdimensioniert sein.

Der offizielle Online-Auftritt bietet ein kostenloses Typo3-Demo, das euch die Benutzeroberfläche des CMS erleben lässt. Wählt einen beliebigen Nutzernamen und klickt auf "Anmeldung". 

2. Joomla: Seit 2005 am Markt ist Joomla ein etabliertes Open-Source-CMS mit großer Community, guter Dokumentation und etlichen Erweiterungen. 

3. Drupal erschien im Jahr 2000. Es erfüllt alle Kriterien eines etablierten, sicheren und leistungsstarken Open-Source-CMS – gilt aber als nicht besonders benutzerfreundlich.

4. Wordpress ist weltweit das meistgenutzte CMS und ebenfalls eine 100%ige Open-Source-Lösung. Das macht es jedoch nicht zwangsläufig zu eurer ersten Wahl. Wordpress startete 2003 als reine Blog-Software und ist das im Kern bis heute geblieben (lasst euch bitte von der WP-Lobby nichts anderes erzählen). 

Wordpress funktioniert gut für euch, wenn ihr einen überschaubaren Online-Auftritt mit hauptsächlich redaktionellen Inhalten betreibt. Ich habe es mehrfach erleben müssen, wie dieses CMS in der Praxis bei komplexeren Websites in die Knie ging: Wordpress erinnerte dann an eine Schubkarre, die man immer weiter befüllt, bis sie unhandlich und schwerfällig wird. 

Weiterer Minuspunkt: Die Popularität von Wordpress führt dazu, dass Hacker es gerne und oft attackieren. Sicherheits-Updates müsst ihr überpünktlich fahren.

Positiv formuliert: Wordpress ist für euch eine gute Wahl, wenn ihr ein benutzerfreundliches, leicht aufzusetzendes CMS für einen überschaubaren Online-Auftritt sucht, der hauptsächlich aus redaktionellen Inhalten besteht. Ihr profitiert von einer extrem großen Community und unzähligen Add-ons. Habt ihr dagegen eine größere, komplexere Website oder wollt sie dahin entwickeln, werdet ihr mit Wordpress nicht glücklich.

CMS: Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Soweit ein Blick in die Welt der Content-Management-Systeme. Wählt euer CMS mit Bedacht und Weitblick. Es ist eine Investition in die digitale Zukunftsfähigkeit eures Unternehmens und entscheidet auch darüber, wie sichtbar ihr in der unbezahlten Google-Suche seid. 

Ich wünsche euch ein glückliches CMS-Händchen. ;-)

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