So tickt LinkedIn 2022: Algorithmen, Posts & Sichtbarkeit (Teil 1)

Der niederländische LinkedIn-Experte Richard van der Blom und sein Team veröffentlichten im November 2022 ihren "4th Annual Algorithm Research". Einige spannende Erkenntnisse habe ich für euch zusammengefasst.

Die Studienmacher untersuchten knapp 10.000 LinkedIn-Posts von 200 Usern aus rund 30 Ländern. 

In diesem ersten Teil schauen wir uns die Studienergebnisse für LinkedIn-Personenprofile an. Ergebnisse für LinkedIn-Unternehmensseiten folgen in Teil 2. 

Wichtig vorab zu wissen: Eure LinkedIn-Posts werden nicht all euren Kontakten eingeblendet und ihr seht auch nicht alle Beiträge eurer Kontakte oder eurer abonnierten Seiten. Der LinkedIn-Algorithmus entscheidet anhand von Relevanz-Kriterien darüber, wie sichtbar oder unsichtbar Beiträge im LinkedIn-Feed sind. 

Relevanz ist deshalb so wichtig, weil LinkedIn sicherstellen will, dass ihr die Plattform regelmäßig und lange nutzt. Das tut ihr nur, wenn ihr die Inhalte eures LinkedIn-Feeds als bedeutsam einstuft. 

Geschäftsmodell-Hintergrund: Nur mit wiederkehrenden und verweilenden Usern kann sich LinkedIn als Werbeträger und HR-Recruiting-Tool selbst vermarkten und Umsatz erwirtschaften.

LinkedIn: Was erscheint warum in eurem Feed?

Laut der Studie besteht der LinkedIn-Feed zu rund 20 Prozent aus bezahlten Inhalten (bei deutscher Spracheinstellung gekennzeichnet als "Anzeige").

Für die rund 80 Prozent verbleibenden organischen (unbezahlten) Posts gilt: 

➤ Likt ihr den Post eines LinkedIn-Kontaktes, erhöht sich die Chance um 30 Prozent, dass euch auch dessen nächster Beitrag eingeblendet wird.

➤ Kommentiert ihr den Post eines LinkedIn-Kontaktes, wird sein nächster Post euch mit einer um 70 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit eingeblendet. Bei einem Share ("teilen") sind es 80 Prozent.

➤ Schickt ihr einem LinkedIn-Kontakt eine Direktnachricht auf LinkedIn, ist es um 85 Prozent wahrscheinlicher, seinen kommenden Post in eurem Feed zu sehen.

Zugrundeliegende algorithmische Logik: Wenn ihr auf Beiträge eines Kontaktes reagiert, geht LinkedIn davon aus, dass die Beiträge dieser Person für euch relevant sind.

LinkedIn: Wie wirkt sich die Häufigkeit eures eigenen Post-Verhaltens aus?

Veröffentlicht ihr innerhalb von 18 Stunden mehr als einen Post, verringert das die Sichtbarkeit all eurer Posts, die ihr in diesem Zeitraum veröffentlicht habt.

Das Gleiche gilt für das Teilen eines Posts: LinkedIn behandelt einen Share wie einen selbst verfassten Post.

Wie berechnet LinkedIn die Relevanz eurer Posts?

LinkedIn betrachtet zwei sogenannte Engagement-Phasen, um die Relevanz eures Posts zu ermitteln: 

Phase 1 betrachtet, wie viel Engagement (Klicks, Likes, Kommentare, Shares, Verweildauer) euer Post innerhalb der ersten 90 Minuten nach seiner Veröffentlichung erhält. Diese Phase entscheidet darüber, wie sichtbar euer Post innerhalb der ersten acht Stunden nach seiner Veröffentlichung im LinkedIn-Feed sein wird.

Phase 2 wirkt sich auf die kommenden Tage nach eurer Post-Veröffentlichung aus. Hierfür betrachtet LinkedIn das Engagement zwischen den ersten 90 Minuten und acht Stunden, nachdem ihr euren Post veröffentlicht habt.

Richard und sein Team empfehlen folgende Dos and Don'ts bezogen auf Posts von Personen-Profilen:

Dos:
+ Ihr habt einen oder mehrere Kommentare zu eurem Post erhalten? Dann verstärkt die Sichtbarkeit eures Posts, indem ihr auf die Kommentare antwortet (vor allem innerhalb der ersten zwölf Stunden).

+ Verfasst nach 24 Stunden selbst einen Kommentar zu eurem Post, der Mehrwert zum ursprünglich geposteten Thema bietet.

+ Nutzt Hashtags, aber nicht mehr als zehn.

+ Markiert Personen und/oder Unternehmen, wenn angemessen und zumindest von deren Seite aus nicht unerwünscht.

+ Stattet euren Post mit 1200-1600 Zeichen Text aus (zirka 1/3 DIN A4 Seite). Hilfreiches Browser-Add-on: Word Counter Plus.

+ Interagiert mit mindestens drei Posts aus eurem Netzwerk, nachdem ihr euren Post veröffentlicht habt. Das erhöht die Sichtbarkeit eures Posts.

Don'ts:
- Vermeidet es, euren Post innerhalb der ersten zehn Minuten nach seiner Veröffentlichung nachträglich zu bearbeiten. Das kostet Sichtbarkeit.

- Vermeidet es, als erste Person euren eigenen Post zu kommentieren. Auch das reduziert seine Sichtbarkeit.

- Nutzt in eurem Postfeld nicht zwei oder mehr aufeinanderfolgende Leerzeilen.

- Vermeidet Leerraum zwischen dem Textbeginn eures Postfeldes und dem "...mehr anzeigen" Button.

LinkedIn: Was kann der Creator-Modus? 

Wenn ihr den Creator-Modus in eurem Profil aktiviert, könnt ihr eure Reichweite auf LinkedIn erhöhen.

Der Creator-Modus ermöglicht es euch, fünf Hashtags in eurem Profil erscheinen lassen, die eure thematischen Schwerpunkte zeigen, sowie einen "Folgen"-Button für euer Profil aktivieren.

LinkedIn-Personenprofile: Welche Content-Formate performen am besten?

Die reichweitenstärksten Formate für Personenprofile:

  1. Dokument hinzufügen
  2. Umfrage erstellen
  3. Karussell-Beitrag / Slider
  4. Text mit mehreren Bildern

Die reichweitenschwächsten Formate für Personenprofile:

  1. Video Posts
  2. Posts mit einem Link, der von LinkedIn wegführt
  3. Ereignis feiern
  4. Newsletter
  5. Artikel schreiben

Stichwort externe Links: Wie oben geschildert ist es ein algorithmischer Nachteil, einen Post mit einem Link zu versehen, der von der Plattform wegführt. 

LinkedIn bestätigt es zwar nicht offiziell, euer Blogger geht aber davon aus, dass dies im Geschäftsmodell von Social-Media-Plattformen begründet liegt: 

Wie alle Social-Media-Plattformen ist LinkedIn sehr daran interessiert, User so lange wie möglich auf seiner Plattform zu halten. Nur so ist es als Werbeträger und Recruiting-Kanal interessant und kann sich entsprechend selbst vermarkten. Ein externer Link stellt eine Fluchtmöglichkeit für den User dar.

Wenn es euch dennoch wichtig ist, über LinkedIn Besucher für eure Website zu gewinnen, empfiehlt Richard van der Blom unter anderen folgende "Hacks":

➤  Fügt den Link hinzu, nachdem ihr den Post veröffentlicht habt. Dieses nachträgliche Bearbeiten ist ebenfalls ein algorithmischer Nachteil, der jedoch geringer ausfällt als beim Posten eines externen Links bei der Erstveröffentlichung.

➤ Postet ein Bild und fügt den Link in das Bild ein (nur in der LinkedIn-App möglich). Auch das bringt immer noch einen algorithmischen Nachteil mit sich, aber auch dieser fällt schwächer aus als das Posten eines Links im Textfeld bei der Erstveröffentlichung des Beitrages.

LinkedIn-Algorithmus 2022: Das erwartet euch in Teil 2

Soweit die ersten spannenden Ergebnisse der aktuellen LinkedIn-Studie. 

Im zweiten Teil blicken wir auf die Themen Hashtags, Markierungen (@) und natürlich LinkedIn-Unternehmensseiten.

Quelle & Links-Tipps: 

Kommentare

Hier bloggt Mathias Sauermann:

NEWSLETTER:

Erhalte die besten Beiträge meines Blogs >gratis und freibleibend!

Vernetze dich mit mir auf LinkedIn Xing FacebookInstagram.

Weitere spannende Beiträge dieses Blogs findest du in den Rubriken:
Online-Marketing-Tipps
Digitalisierung

Meinung!
Onliner-Allerlei


Titelbild: Digital Art unter CC0 1.0