ChatGPT & SEO: Was sagt Google zu KI-generierten Inhalten?

Die beeindruckenden Text- und Dialog-Fähigkeiten des KI-Bots aus dem Hause OpenAI schlagen 2023 hohe Wellen. Website-Betreiber fragen sich, ob ChatGPT-erstellte Inhalte in Googles Augen hoch- oder minderwertiger Content sind. Der Suchmaschinenriese hat dazu im Februar 2023 einen Leitfaden veröffentlicht. Was bedeuten die aktuellen Entwicklungen für Googles Geschäftsmodell?

Google betont in seinem Leitfaden, dass man stets daran glaubte, mittels KI hilfreiche Informationen bieten zu können. Man wolle hochwertige Inhalte belohnen, losgelöst davon, ob der Verfasser Mensch oder Maschine ist.

Entscheidend sei, dass es sich um relevante Original-Inhalte handele, welche die E-E-A-T-Kriterien erfüllen:

  • Experience (Erfahrung)
  • Expertise (Sachkompetenz)
  • Authoritativeness (Standing/Reputation)
  • Trustworthiness (Vertrauenswürdigkeit)

SEO: Wann KI-Inhalte nachteilig sind – und wann ok

Google hat dann ein Problem mit automatisiert erstellten Inhalten, wenn diese einzig produziert wurden, um das Suchergebnis-Ranking zu manipulieren.

Der Suchmaschinenbetreiber betont aber auch: Nicht jede Automatisierung ist zwangsläufig manipulativ. KI ermögliche es, sich auszudrücken und kreativ zu sein. Tools wie ChatGPT (das natürlich nicht namentlich im Leitfaden genannt wird) seien wichtige Werkzeuge, mit denen Website-Betreiber hochwertigen Content für das Web erstellen können.

Ob menschlicher oder KI-Autor: Bezogen auf die Qualität von Inhalten würden die Google-Systeme immer besser darin, guten von schlechtem sowie einzigartigen von dupliziertem Content zu unterscheiden. Das gelte auch für das Erkennen von Fake-News. 

Was Google für den ChatGPT-Einsatz rät

Erneut: Auch wenn Google in seinem Leitfaden vom Februar 2023 ChatGPT mit keiner Silbe erwähnt, kann davon ausgegangen werden, dass das Dokument anlässlich des Siegeszugs genau dieses KI-Bots entstanden ist.

Wer Inhalte mit hohen E-E-A-T-Werten (siehe oben) erstelle, könne die Anforderungen der Google-Systeme erfüllen – unabhängig davon, ob der Content menschen- oder KI-gemacht ist.

Googles Systeme seien in beiden Fällen fähig, hochwertige Informationen aus zuverlässigen Quellen zu erkennen. Geht es um gesundheits-, gesellschafts- oder finanzbezogenen Content, seien die E-E-A-T-Werte noch wichtiger (sogenannter "Your money, your life" Content).

Zur Frage, ob es eine Verfasserzeile geben sollte, sagt Google, dass dies dort sinnvoll sei, wo Leser es erwarten würden (für Google-News-Inhalte gelte dies durchgängig). Google rät jedoch davon ab, eine KI als Verfasser zu nennen (ein Schelm, wer hinter diesem Tipp die Angst vermutet, dass ChatGPT sonst zu viel Werbung bekommen könnte). 

Sind KI-generierte Inhalte die Zukunft der Online-Information?

Wir müssen uns bewusst machen, dass das Thema eine immense Markt-Brisanz für Suchmaschinenanbieter im Allgemeinen und Google (bzw. seinen Mutter-Konzern Alphabet) im Speziellen hat:

ChatGPT schlug 2023 ein wie eine Bombe und bringt Google erstmals in seiner 25-jährigen Geschichte richtig ins Schwitzen:

➤ Wie werden Menschen künftig online Informationen suchen und erfassen?

➤ Braucht es in einigen Jahren noch klassische Suchmaschinen?

➤ Wie kann ein Suchmaschinenbetreiber Geld verdienen, wenn KI-Tools perfekte Antworten auf Suchanfragen liefern?

Zur letzten Frage: Google macht seinen Milliarden-Umsatz mehrheitlich dadurch, dass Unternehmen Werbeanzeigen unter anderem in den Suchergebnissen schalten (Google Ads). Dieses Umsatzmodell funktioniert, weil es dem bisherigen Suchverhalten von Usern entspricht:

Wir geben einen oder mehrere Suchbegriffe ein und wählen den oder die Treffer aus, von denen wir glauben, dass sie unsere Suchanfrage bestmöglich beantworten. 

Was aber, wenn ein KI-Bot mir passgenau und in Dialogform textlich die bestmögliche Antwort liefert, ohne dass ich aus einer Trefferliste auswählen und einzelne Webseiten betrachten muss? Biologisch käme das unserem (von Natur aus faulem) Gehirn sehr entgegen: Ich muss nicht prüfen, auswählen und entscheiden, sondern bekomme dialogisch die fertige Information.

Eine aktuelle Schwäche von ChatGPT: Teils sind die generierten Texte inhaltlich falsch und/oder absurd. Das wiederum könnte Googles Chance sein: Gelingt es dem Suchmaschinenriesen, seine eigene generative KI namens Google Bard mit seinen auf Qualität trainierten Suchalgorithmen zu verknüpfen, könnte es verlässlichere Antworten in Dialogform liefern als es ChatGPT derzeit tut. Aber wie ließe sich dieser Ansatz monetarisieren?

Weiter gefragt: Wie oft wäre der klassische Webseiten-Besuch dann noch nötig und was würde das für das Online-Marketing bedeuten? Würde die klassische Suchmaschine gegenüber KI-Bots massiv an Bedeutung verlieren, könnte es einen riesigen Shift im Online-Marketing geben, hin zu Kanälen wie E-Mail-Marketing und Social Media, um User auf Webseiten zu lotsen. Auch könnten sich als SEO-Nachfolger neue Disziplinen entwickeln, die sicherstellen sollen, dass die eigenen Produkte und Dienstleistungen bei KI-Bot-Antworten berücksichtigt werden.

2023 können wir nur spekulieren. Aber folgt man dem biologischen Diktat unseres Gehirns, werden immer diejenigen Entwicklungen die Oberhand gewinnen, die es unserem Denkorgan so leicht und bequem wie möglich machen, Informationen zu gewinnen und zu verarbeiten. Die klassische Suchmaschinen-Suchergebnisliste ist für unser Oberstübchen mit Arbeit verbunden, denn es muss prüfen, auswählen, klicken und lesen – und das Ganze gegebenenfalls wiederholen, wenn die erste Auswahl nicht die benötigte Information brachte.

KI-Content: Star Trek lässt grüßen

Euer Blogger schaut aktuell die dritte Staffel von "Star Trek: Picard": Hat hier jemand einen Informationsbedarf, fragt er direkt die Bord-KI oder befiehlt ihr, auf einem holografischen Display die Info anzuzeigen.

Vielleicht geht die Informationsreise wirklich dorthin. Und so ist es für Suchmaschinenbetreiber wie Google höchste Zeit, sich zu fragen, ob ihr Service und ihr Geschäftsmodell in ihrer jetzigen Form auch in zehn Jahren noch marktfähig sein werden …

… oder ob wir eines Tages auf das Verb "googeln" so zurückblicken wie 2023 auf Begriffe wie "vor- und zurückspulen" oder "Videothek" (für die Youngsters unter euch: Analoge Ton- und Videobänder wie Musik- oder Videokassetten konnte man früher vor- und zurückspulen. Gab übrigens Ärger, wenn man aus einer Videothek ausgeliehene Videokassetten nicht zurückgespult zurückbrachte ;-)).

Zurück zu ChatGPT, Google und die Zukunft der Online-Information: Es bleibt spannend. Die aktuellen Entwicklungen beschleunigen die Innovationszyklen immens. Alle Tech-Riesen geben Gas und etliche Start-ups werden aus dem Boden sprießen. Eine ganz wundervolle Phase, denn sie bietet pure Tech-Fortschrittsdynamik!

The show has just begun.

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