Mitarbeiterbindung: Lohnt sich ein Social Intranet?

Ob Großunternehmen mit örtlich getrennten Geschäftsbereichen oder das mittlerweile etablierte Home-Office: Oft fällt es Arbeitgebern schwer, ihren Mitarbeitern ein ortsunabhängiges Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln. Das wiederum ist aber entscheidend, um Fach- und Führungskräfte zu binden. Ein Social Intranet kann hier zum mächtigen HR-Tool werden – es einzuführen, ist allerdings äußerst herausfordernd.

Symbolbild Human Resources
(HR / Pixabay-Lizenz)

Der jährliche "Engagement Index Deutschland" des Marktforschungs-Instituts Gallup spricht eine deutliche Sprache: Die Mitarbeiterbindung war 2022 so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. 20 Prozent der Mitarbeitenden haben innerlich gekündigt.

Eine gute Beziehung basiert auf guter Kommunikation: Neben den Faktoren Vorgesetzter und Gehalt ist für Mitarbeiter wichtig, wie gut sie sich gesamtunternehmerisch informiert fühlen, ob sie sich als Teil eines größeren Ganzen empfinden – und ob sie gehört werden. 

Der Hirnforscher Hans-Georg Häusel fasst das zuständige Emotions-System im limbischen System unter dem Titel "Bindung & Fürsorge" zusammen: Als Säugetiere ist tief in uns die Gewissheit verankert, dass wir nur in einer Gruppe überlebensfähig sind. Fühlen sich Mitarbeiter nicht zugehörig und akzeptiert, leidet dieses archaische Bedürfnis. 

Genau hier sollten Unternehmen ansetzen, um Mitarbeiterbindung und Mitarbeitermotivation zu erhöhen. Ein möglicher Hebel ist ein Social Intranet. Was es ist, kann und braucht, habe ich für euch zusammengefasst:

Was ist ein Social Intranet?

Ein klassisches Intranet ist eine digitale Aushangtafel: Leitende Unternehmensbereiche oder eine zentrale Redaktion informieren in eine Richtung, ohne dass die lesenden Mitarbeiter darauf reagieren können. Die Kommunikationswissenschaft spricht von "monodirektionaler Kommunikation", oder umgangssprachlich: Einbahnstraßen-Information. Dialog oder Interaktion sind nicht möglich (bzw. nicht erwünscht).

Ein Social Intranet macht aus passiven Informations-Empfängern aktive Nutzer. Mittels gängiger Social-Media-Funktionalitäten ermöglicht es Mitarbeitern, auf einer digitalen Plattform dialogisch und interaktiv zu kommunizieren: 

➤ Es gibt einen News-Feed und Nutzer-Profile. 

➤ Mitarbeiter können liken, kommentieren, teilen und posten. 

➤ Es gibt Chat- und Gruppen-Funktionen.

Die große Chance: Mitarbeiter desselben Unternehmens, die sich sonst nie begegnet wären, können sich verbinden, regelmäßig austauschen und miteinander arbeiten.

Die Unternehmensführung hat zudem ein Tool, mit dem sie in Echtzeit ihre Belegschaft erreichen sowie Meinungs- und Stimmungsbilder einholen kann.

Anbei ein Screenshot der schlüsselfertigen Social-Intranet-Lösung "Workplace" (Anbieter ist Meta, der Konzern hinter Facebook, Instagram und WhatsApp). Für eine größere Ansicht bitte in das Bild klicken:

Workplace from Meta
Die Social-Intranet-Lösung "Workplace"


Social Intranet: Die Chancen

Ob Home-Office-Mitarbeiter, Außendienstler oder Hauptquartier-Kollegin: Ein Social Intranet kann ortsunabhängig allen Mitarbeitern das Gefühl geben, dazuzugehören, gehört zu werden und aktiv beitragen zu können. Und das über weit entfernte Standorte, Geschäftsbereiche und Abteilungen hinweg.

Die Effekte im Erfolgsfall: Mitarbeiter sind motivierter, loyaler und gebundener. Sie erleben sich als Teil eines lebendigen Öko-Systems – oder archaisch gesprochen: eines "Stammes".

Ein Social Intranet ermöglicht auch eine effiziente Zusammenarbeit (Collaboration): Statt Dokumente in Endlos-Versionen (v1, v2, v3, …) an große Verteiler zu mailen, können diese online gemeinsam bearbeitet werden. Geschickt integriert kann ein Social Intranet zum zentralen, täglichen Login-Ort eines jeden Mitarbeiters werden (manche sprechen deshalb auch von einem "Front-Door-Intranet").

Social Intranet: Die Risiken

Technik & Implementierung: Ein Social Intranet entsteht nicht auf Knopfdruck. Neben schlüsselfertigen Lösungen gibt es Intranet-"Baukästen", die allerdings einiges an Programmieraufwand mit sich bringen. Eine Auswahl findet ihr am Ende des Beitrages.

Motivation & C-Level-Engagement: Stell dir vor, es gibt ein Social Intranet und keiner nutzt es. Damit solch eine Plattform Fahrt aufnimmt und in geordneten Bahnen verläuft, braucht es Content, Moderatoren und eine Geschäftsführung, die kommunikativ dort regelmäßig aktiv ist. Ist das nicht erfüllt, wird ein Social Intranet ganz schnell zur digitalen Geisterstadt – oder zur Selbstdarsteller-Bühne einzelner, besonders mitteilungsbedürftiger Zeitgenossen. 

Change Management: Menschen sind Gewohnheitstiere. Sollen Mitarbeiter künftig für die interne Kommunikation ein Social Intranet nutzen (statt Mail oder Rohrpost), dann müssen sie von der neuen Lösung überzeugt sein und diese regelmäßig nutzen. Studien sagen, dass Dreiviertel aller Veränderungs-Prozesse in Unternehmen scheitern. Hauptgrund: Widerstände in der Belegschaft.     

Weiterhin wichtig: Die beste Social-Intranet-Lösung bringt nichts, wenn euer Unternehmen nicht über die dafür notwendige Kultur verfügt. Ob es das tut, könnt ihr über die folgenden Fragen prüfen:

  • Vertraut euer Unternehmen seinen Mitarbeitern?
  • Lebt euer Unternehmen eine Fehlertoleranz gegenüber seinen Mitarbeitern?
  • Ist eure Geschäftsleitung prinzipiell interessiert an den Bedürfnissen seiner Mitarbeiter?

Euer Blogger musste "Arbeitsorte" erleben, an denen Mitarbeiter vorrangig als "zu kontrollierende fakturierbare Ressourcen" gesehen wurden. Auf meinen Vorschlag, einen regelmäßigen Mitarbeiter-Newsletter einzuführen, bekam ich zu hören, dass dann ja niemand mehr arbeiten würde … Herrscht ein derartiges Menschenbild auf der Führungsebene eures Unternehmens, braucht ihr gar nicht erst an das Thema "Social Intranet" zu denken.

Datenschutz & Cyber-Security: Das Unternehmen muss genau abwägen, ob es seine Social-Intranet-Plattform in einer Public Cloud, in einer Private Cloud oder lieber komplett on-premises betreiben will. Besonders kritisch: Social-Intranet-Lösungen, die in der Public Cloud auf Nicht-EU-Servern laufen.

Social Intranet: Warum es sich lohnt

Alle Risiken und Anfangshürden verblassen gegenüber den Chancen eines erfolgreich eingeführten Social Intranets: 

Wir-Gefühl, Zugehörigkeit, Verbundenheit, regelmäßiger Austausch, effizientere Workflows – die Social-Intranet-Rechnung geht auf, wenn die oberste Hierarchiestufe im Unternehmen den Gedanken zu 100 % unterstützt und ein menschenfreundliches Mitarbeiterbild pflegt.

Welche Social-Intranet-Lösungen gibt es?

Grob unterteilen lässt sich das Angebot in zwei Varianten:

1. Web-Anwendungen und Wiki-Software-Lösungen, mit denen sich Social-Intranet-Lösungen programmieren lassen. Hierzu gehören zum Beispiel Microsoft SharePoint oder Atlassian Confluence.

2. Schlüsselfertige Social-Intranet-Lösungen. Hierzu gehören zum Beispiel Workplace, Staffbase, Jive oder Überblick.

Eine brauchbare Übersicht zu Social-Intranet-Lösungen findet ihr auf omr.de.

Abschließender Appell meinerseits: Seht die Einführung eines Social Intranets auf jeden Fall als Großprojekt

➤ Es braucht eine gewissenhafte Auswahl möglicher Tools, die von Anfang an diejenigen Menschen miteinbezieht, für welche die Plattform gedacht ist – die Mitarbeiter. 

➤ Es braucht weiterhin ein 100-prozentiges Commitment und Engagement der Geschäftsführung sowie ein Moderatoren-/Redaktions-Team. 

➤ Und ihr müsst aus DSGVO- und Cyber-Security-Sicht auf der sicheren Seite sein.

Gelingt euch eine erfolgreiche Social-Intranet-Einführung, können sich Mitarbeiterbindung und -motivation in eurem Unternehmen spürbar verbessern.

Viel Erfolg!

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