IT-Studie 2023: Die digitale Transformation der DACH-Unternehmen

Die Studie "IT-Trendmonitor 2023" befragte IT-Entscheider deutscher, österreichischer und schweizerischer Unternehmen zum Thema digitale Transformation. Es wird deutlich: Bestehendes zu optimieren scheint wichtiger zu sein als Neues zu innovieren – vor allem auf Geschäftsmodell-Ebene. Einige Kernergebnisse stelle ich euch kritisch vor. 


Symbolbild digitale Transformation
(Digital / Pixabay-Lizenz)

Wer steht hinter der IT-Studie?

Herausgeber ist die deutsche Tochtergesellschaft der International Data Group (IDG) mit Sitz in München. Sie publiziert unter anderem die IT-Fachmedien cio.de, cso.de und computerwoche.de.

Studienpartner ist das baden-württembergische IT-Systemhaus Bechtle.

Wen befragte die IT-Studie?

Die Studienmacher interviewten im Oktober 2022 rund 200 (IT-)Verantwortliche und IT-Spezialisten in deutschen, österreichischen und schweizerischen Unternehmen (DACH-Region). 

Die Geschäftsführungsebene (C-Level) war vertreten durch:

  • CEO (Chief Executive Officer, Geschäftsführer)
  • CIO (Chief Information Officer, IT-Leiter)
  • CTO (Chief Technology Officer, Technischer Leiter)
  • CDO (Chief Digital Officer, Leiter Digitale Transformation)
  • COO (Chief Operating Officer, Leiter operatives Geschäft)
  • CFO (Chief Financial Officer, Finanzchef)

Mehrheitlich handelte es sich um Unternehmen in einer Größe von 500 bis 10.000 Mitarbeitern.

IT-Studie 2023: So digitalisieren sich DACH-Unternehmen

Fertigung und Lieferketten (Supply Chain) fielen als Begriffe besonders oft, wenn gefragt wurde, was Unternehmen digital transformieren und modernisieren wollen.

➤ Die IT-Budgets der befragten Unternehmen fließen mehrheitlich in die Bereiche Cloud-Migration und Cyber-Security (IT-Sicherheit).

➤ Knapp 90 % der interviewten Unternehmen gaben an, eine Digitalisierungs-Strategie zu besitzen. 

➤ Mehrheitlich schildern die Befragten, über die notwendigen Prozesse und Strukturen zu verfügen, um neue Geschäftsmodelle entwickeln zu können.

➤ 36 % der interviewten Unternehmen nannten die Umsatzsteigerung als höchste Digitalisierungs-Priorität der kommenden zwölf Monate, dicht gefolgt von operativer Effizienz.

➤ 30 % wollen Betriebskosten senken.

➤ Themen wie Nachhaltigkeit oder Customer Experience (Kundenerlebnisse) nannten 25 % der Befragten als bedeutsam.

➤ Kostenreduktion und Datensicherheit nannten jeweils knapp 30 % der Befragten als Digitalisierungs-Ziele.

➤ Welche konkreten Ziele sollen mithilfe der Digitalisierung in den nächsten drei Jahren erreicht werden? Hier die Antworten:

  • Produktion und Lieferketten effizienter gestalten
  • Customer Experience verbessern 
  • neue Produkte und Services entwickeln

Was bremst Unternehmen 2023 bei der Digitalisierung aus?

➤ Rund 40 % der Studienteilnehmer sehen die digitale Transformation ihres Unternehmens durch massive Investitionen in ihre Altsysteme (Legacy-IT) verlangsamt.

➤ 34 % beklagen fehlende Digital-Kompetenzen im eigenen Unternehmen.

➤ Knapp 30 % benennen eine mangelhafte Tech-Infrastruktur im eigenen Unternehmen als Grund, warum mögliche digitale Geschäftsmodelle verhindert werden.

➤ Rund 20 % der befragten Unternehmen nennen als weitere Digitalisierung-Bremsfaktoren

  • Compliance-Anforderungen (Richtlinien und freiwilligen Kodizes im Unternehmen)
  • mangelnder Wille zum Wandel der Organisation
  • Lieferketten-Probleme

IT-Studie 2023: Wie blicken DACH-Unternehmen in die Zukunft?

Cloud-Computing (= die Online-Nutzung von IT-Services als Dienstleistung aus fremden oder eigenen Rechenzentren) sehen die Befragten als essenziell für die eigene digitale Transformation.

➤ Das Thema IT-Sicherheit wird zur Daueraufgabe: Cyber-Attacken werden immer ausgeklügelter, es besteht eine durchgängige Bedrohungslage. Managed Security Services von IT-Dienstleistern werden deshalb immer stärker nachgefragt.

➤ Das Thema Fachkräftemangel wird zum neuen Normal – und zum Teufelskreis: Er betrifft sowohl Anwenderunternehmen als auch IT-Dienstleister, von denen die Anwenderunternehmen sich eigentlich personelle Unterstützung erhoffen.

DACH-Unternehmen: In welche Technologien fließen die IT-Budgets?

Das Ranking der Technologien, in welche die befragten Unternehmen in den kommenden Jahren investieren wollen:

  1. Cloud-Technologie / Cloud-Services (40,6 %)
  2. Künstliche Intelligenz / Machine Learning (38,6 %)
  3. Cyber-Security (35,6 %)
  4. Data Analytics / Big Data (30,2 %)
  5. Internet of Things (29,7 %)
  6. Robotics (28,7 %)
  7. Industrie 4.0 (27,2 %)
  8. (Multi-)Cloud-Management (25,7 %)
  9. Additive Fertigung / 3D-Druck (24,8 %)
  10. Identity & Access Management (23,8 %)
  11. Smart Workplace / Arbeitsplatz der Zukunft (21,3 %)
  12. Managed Services (19,3 %)
  13. Robotic Process Automation (16,8 %)
  14. Process Mining (15,3 %)
  15. DevOps (11,9 %)
  16. Augmented Reality / Virtual Reality (11,4 %)
  17. Storage-Technologie (10,4 %)
  18. Distributed-Ledger-Technologien / Blockchain (8,4 %)

Fazit: Wie erfolgreich ist die digitale Transformation der DACH-Unternehmen tatsächlich?

Soweit einige Ergebnisse der 2023er-IDG-Studie. Es liegt mir fern, den Miesepeter zu mimen, aber gestattet mir abschließend ein paar kritische Anmerkungen:

Mehrfach betont die Studie, viele deutsche, österreichische und schweizerische Unternehmen hätten ihre digitale Transformation "erfolgreich angepackt", manche gar selbige "abgeschlossen" …

… solch eine Selbsteinschätzung lässt mich dann doch die Stirn runzeln:

Eine digitale Transformation kann per se niemals abgeschlossen sein. Es handelt sich um eine evolutionäre bzw. revolutionäre Endlosschleife. Angesichts sich stetig ändernder Branchen-Verhältnisse und immer kürzer werdender Innovationszyklen (inklusive Disruption-Potenzial) von "abgeschlossen" zu sprechen, halte ich für blauäugig bis fahrlässig.

Solange Europa im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen auf globaler Ebene bei digitalwirtschaftlichen Großthemen wie der Plattform-Ökonomie und Künstlicher Intelligenz derart eklatant hinterherhinkt, kann keine Rede von einer "erfolgreichen digitalen Transformation" sein.

Digitalisierung ist kein technologischer Selbstzweck, sondern ein Hebel für eine innovative bis disruptive Wertschöpfung auf Prozess-, Produkt-, Dienstleistungs- und (wichtig!) Geschäftsmodell-Ebene.

2022 schaffte es keine einzige deutsche Firma unter die Top 100 der Unternehmen nach Marktkapitalisierung (Börsenwert).

Es reicht nicht, dass der Zweitligist sich über eine solide Saison-Leistung freut, er muss faktisch den Aufstieg anstreben. Und von dem ist er auf globaler Ebene noch sehr weit entfernt.

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