Recruiting 2023: Was Fachkräfte wollen (und warum Arbeitgeber liefern müssen)

Das Jobportal Indeed und die Arbeitgeber-Bewertungsplattform Glassdoor zeigen in einer 2023er-Studie: Es sind mittlerweile die Unternehmen, welche sich beim Job-Kandidaten bewerben müssen. Warum das so ist und wie Arbeitgeber punkten können, habe ich für euch zusammengefasst.


Symbolbild Recruiting
(Pixabay)


"Recruiting- und Arbeitsmarkttrends 2023" lautet der Titel der gemeinsamen Indeed- und Glassdoor-Studie. Einige der spannenden Kernergebnisse auf einen Blick:

Fachkräftemangel 2023: Ein internationales Problem

USA, Kanada, UK, Frankreich, Deutschland, Japan: All diese Länder haben eine alternde Bevölkerung, was zu einem anhaltenden Arbeitskräftemangel führt.

Der laut der Studie geschätzte Bevölkerungsrückgang in den Jahren 2026-2036 in der Altersgruppe 15-65 Jahre:

  • UK: minus 3,1 %
  • USA: minus 3,2 %
  • Kanada: minus 3,3 %
  • Frankreich: minus 3,8 %
  • Deutschland: minus 7,2 %

Heißt: Der inländische Mangel an Arbeitskräften wird sich verschärfen.

Wie kann der Fachkräftemangel behoben werden?

Die Indeed-/Glassdoor-Studie nennt drei Ansätze:

1. Ausländische Fachkräfte rekrutieren: Es muss betroffenen Ländern gelingen, Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland zu gewinnen.

2. Bislang übersehene Talent-Pools nutzen: Ob kindererziehende Frauen, Ü60-Mitarbeiter*innen oder Menschen mit Behinderung – es gibt viel ungenutztes Fachkräfte-Potenzial, das Unternehmen abrufen könnten, würden sie sich bzw. ihre Stellenangebote flexibilisieren (z. B. durch mehr Teilzeit- und Remote-Modelle).

3. Tätigkeiten automatisieren: Fehlen menschliche Arbeitskräfte, könnten Maschinen und Programme diese Jobs übernehmen. Losgelöst vom Fachkräftemangel geschieht dies bereits mittels Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz branchenübergreifend:  

Generative KI ist fähig, Kreativ- und Programmier-Tätigkeiten zu übernehmen.

Das Internet der Dinge steuert die Fertigung.

Robotic Process Automation arbeitet im Backoffice.

Die Bundesagentur für Arbeit bietet unter job-futuromat.iab.de ein Tool, mit dem ihr den Automatisierungsgrad einzelner Berufe berechnen könnt.

2023: Home-Office und Remote-Arbeit haben sich etabliert

Bevor wir uns die Studien-Ergebnisse zum Thema Remote-Arbeit anschauen, bitte nochmal bewusst machen: Es gibt sehr viele Jobs, die nicht im Home-Office oder remote durchführbar sind. Diese Fachkräfte werden bei der Diskussion oft vergessen: Fragt mal Pflege-/Rettungskräfte, Verkäufer*innen oder Handwerker*innen. Auch die Indeed-/Glassdoor-Studie betont, dass nur rund 30 % aller Berufe überhaupt remotefähig sind.

Für diejenigen Arbeitnehmer, die während der Pandemie von Zuhause aus arbeiten konnten, gilt laut der Studie jedoch: Viele von ihnen vermissen das Büro nicht – während viele Arbeitgeber sie aber wieder genau dort sehen wollen.

Die Analyse betont, dass es Ende 2022 mehr Jobangebote für Remote-Stellen gab als vor Corona (auch wenn es weniger waren als zu Spitzenzeiten während der Pandemie).

Zwei Ergebnisse der Studie zum Thema Remote- und Home-Office-Jobs auf einen Blick:

➤ Die häufigsten Angebote für Remote-Jobs fanden sich im September 2022 branchenübergreifend in der Software-Entwicklung (USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, UK).

➤ Anteil der Marketing-Stellenanzeigen, die im September 2022 als Remote-Job ausgeschrieben waren:

  • Deutschland: 39,5 %
  • Kanada: 30 %
  • USA: 27 %
  • UK: 27 %
  • Frankreich: 11,8 %

Fachkräftemangel: Was Arbeitnehmern 2023 wichtig ist

Laut der Studie bleibt die Gehaltshöhe entscheidend für Fach- und Führungskräfte. Eine als positiv empfundene Unternehmenskultur (Wohlbefinden, Zufriedenheit, Sinnhaftigkeit) rangiert ebenfalls weit oben.

➤ Der "Work Wellbeing 2022 Insights Report" von Indeed zeigt: Nur 49 % der befragten Arbeitnehmer*innen konnten berichten, dass ihr Unternehmen die Mitarbeiter-Zufriedenheit misst.

Die Themen Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion beurteilen Arbeitnehmer*innen je nach Alter unterschiedlich:

➤ Anteil der Befragten, die eventuell ein Stellenangebot ablehnen oder ein Unternehmen verlassen würden, wenn das Management nicht die Themen Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion unterstützt:

  • 18-34 Jahre: 72 %
  • 35-44 Jahre: 63 %
  • 45-54 Jahre: 60 %
  • 55-64 Jahre: 52 %
  • ab 65 Jahren: 45 %

Für Arbeitgeber heißt das: Um junge Fachkräfte zu überzeugen, reicht es nicht, wohlformulierte Phrasen auf die Website zu packen. Glaubhafte Überzeugungen und Initiativen sind gefragt.

Fachkräftemangel: Die Zeit drängt

Ähnlich wie der Klimawandel ist auch der Fachkräftemangel ein dokumentiertes und verifiziertes Mega-Problem mit Ansage: Es ist hochkritisch und es wird zusehends kritischer. Die Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind eindeutig.

Doch es geht um mehr als nur um Zahlen: So ist der Standort Deutschland laut Studien für viele ausländische Fach- und Führungskräfte unattraktiv. Angesichts unseres abweisenden, verschlossenen Verhaltens, unserer überbordenden Bürokratie und unserer mangelhaften Alltags-Digitalisierung fühlen sich ausländische Fachkräfte enttäuscht und wollen Deutschland wieder verlassen – oder gar nicht erst zu uns kommen. 

Menschlich ein erschreckendes Armutszeugnis für unser Land, wie ich finde. Und auch ein Zustand, den wir uns wirtschaftlich nicht leisten können.

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