Instagram 2023: So tickt der Algorithmus
Für Unternehmen sollte Instagram mittlerweile gesetzt sein: wenn nicht für das Kunden-Marketing, so zumindest für Recruiting und HR-Marketing. Ob Feed, Stories, Reels oder Explore – wie sich die Sichtbarkeit von Insta-Posts berechnet, schildert der Plattform-Betreiber in einem englischsprachigen Beitrag. Die wichtigsten Infos habe ich für euch zusammengefasst.
Auch im deutschsprachigen Raum gehört Instagram zu den meistgenutzten Social-Media-Plattformen, wie die Nutzerzahlen zeigen:
Instagram-Nutzung in der deutschsprachigen Bevölkerung im Jahr 2022 (mindestens einmal wöchentlich, Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie):
- Männer und Frauen gesamt, ab 14 Jahren: 31 %
- 14-29 Jahre: 74 %
- 30-49 Jahre: 39 %
- 50-69 Jahre: 13 %
- ab 70 Jahren: 03 %
Bevor wir in die algorithmischen Details abtauchen, vorab einige Basics:
Warum nutzen Social-Media-Plattformen Algorithmen?
Ein Algorithmus ist eine festgelegte Abfolge von Handlungsschritten, um ein Problem oder eine Problemklasse zu lösen. Einfacher ausgedrückt: Ein Algorithmus ist ein Rechenvorgang nach einem bestimmten, sich wiederholenden Schema.
Warum setzen Social-Media-Plattformen Algorithmen ein?
Social-Media-Plattformen sind erwerbswirtschaftliche Unternehmen: Sie wollen Gewinne erwirtschaften.
Das hauptsächliche Geschäftsmodell einer Social-Media-Plattform ist es, als Werbeträger verfügbar zu sein: Andere Unternehmen sollen Werbung auf der jeweiligen Plattform schalten, um ihre Zielgruppen zu erreichen.
Dieses Werbeträger-Geschäftsmodell ist deshalb so lukrativ für Plattformen, weil es Unternehmen ein sehr zielgerichtetes Marketing ermöglicht:
Da alle Nutzer auf einer Social-Media-Plattform freiwillig sehr viele Informationen über sich preisgeben (Alter, Geschlecht, Wohnort, Interessen, etc.), können Unternehmen genau festlegen, wem ihre Werbung eingeblendet werden soll.
Das verhindert sogenannte Streuverluste, die bei klassischer Werbung (TV-Spot, Radio-Werbung, Print-Anzeigen, etc.) zuhauf auftreten: Bei letzteren werden zu oft Menschen erreicht, die überhaupt nicht zur Zielgruppe gehören, folglich auch nicht an dem beworbenen Produkt oder der beworbenen Dienstleistung interessiert sind.
Werbung auf Social-Media-Plattformen ist deutlich zielgerichteter und kosteneffizienter für Unternehmen.
Damit Plattformen wie Instagram, Facebook, TikTok oder LinkedIn als Werbeträger für Unternehmen interessant sind (und vor allem bleiben), müssen die Plattform-Betreiber sicherstellen, dass
- a) es viele User auf der Plattform gibt
- und b) diese User regelmäßig und oft die Plattform nutzen.
Würden wir als Nutzer auf Social-Media-Plattformen bei jedem Einloggen Inhalte sehen, die uns nicht interessieren, würden wir uns irgendwann nicht mehr anmelden (oder gar unseren Account löschen).
Dadurch würde den Plattform-Betreibern das Werbe-Geschäftsmodell wegbrechen. Also setzen sie algorithmisch alles daran, dass wir das, was uns unbezahlt auf der Plattform eingeblendet wird, als relevant empfinden (um immer wieder auf die Plattform zurückzukehren und so auch für bezahlte Inhalte erreichbar zu sein).
Wie tickt der Instagram-Algorithmus 2023?
Im Mai 2023 meldete sich Instagram offiziell zu Wort, um seinen Nutzern seine Algorithmen zu erklären. Einige Kernergebnisse habe ich für euch übersetzt und zusammengefasst:
➤ Instagram nutzt nicht einen einzelnen Algorithmus, sondern je nach App-Bereich verschiedene.
➤ Ziel sei es, (O-Ton) "jedermanns Nutzer-Erlebnis auf Instagram bestmöglich zu personalisieren".
➤ Jede der folgenden Insta-App-Funktionalitäten hat somit ihre eigene algorithmische Logik:
- Feed
- Stories
- Explore
- Reels
Der Feed ist das Erste, was ihr seht, wenn ihr euch auf Instagram einloggt. Das Format Stories nutzen User laut Instagram hauptsächlich, um zu sehen, was im Leben ihrer engsten Freunde passiert. Über Explore sollen Nutzer neue Inhalte und Inhaltsersteller entdecken. Reels dienen der Unterhaltung.
Schauen wir uns die algorithmische Logik dieser einzelnen Funktionalitäten genauer an:
Instagram-Algorithmus: 1. Der Feed
Ein Screenshot des Instagram-Feeds eures Bloggers |
Im Feed zeigt Instagram eine Mischung aus
- Inhalten von Usern/Seiten, denen der User folgt,
- empfohlenen Inhalten von Usern/Seiten, denen der User bislang nicht folgte,
- und Werbeanzeigen.
Empfohlene Inhalte: Diese berechnet der Insta-Algorithmus, indem er auswertet, wem der User bislang folgt, was er likt und mit wem er auf Insta interagiert (kommentieren, Nachrichten schreiben, etc.).
Dabei berücksichtigt der Algorithmus auch die bevorzugten Formate des Users (Fotos, Videos, Audio, etc.).
Die wichtigsten algorithmischen Signale im Instagram-Feed:
➤ Nutzer-Aktivität: Posts, die der User zuvor likte, teilte und/oder kommentierte.
➤ Informationen über den Post: Wie angesagt ist ein Post insgesamt? Wie viele Personen reagieren auf ihn? Wann wurde er veröffentlicht?
➤ Informationen über die Person bzw. Seite, die postet: Wie interessant könnte der Ersteller für den Instagram-Nutzer sein, dessen Feed berechnet wird? Je öfter ein Nutzer in der Vergangenheit auf Posts einer Person oder eines Unternehmens reagiert hat, desto öfter werden ihm deren Beiträge künftig eingeblendet.
Interaktionen, die der Feed-Algorithmus berücksichtigt:
- kommentieren
- liken
- teilen
- Profilfoto anklicken
Heißt heruntergebrochen: Der Insta-Feed-Algorithmus versucht zu berechnen, welche Inhalte für welche User relevant sind – um sicherzustellen, dass sie sich weiterhin fleißig einloggen.
Instagram-Algorithmus: 2. Stories
Eine Instagram-Story meines Nürnberger Lieblings-Cafés |
Die wichtigsten algorithmischen Signale in Instagram-Stories:
➤ Betrachtungs-Verlauf: Wie oft hat ein User welche Stories von welchem Verfasser betrachtet? Stories von "Lieblings-Story-Erstellern" werden entsprechend häufiger eingeblendet.
➤ Interaktions-Verlauf: Wie oft hat ein User auf Stories von welchem Verfasser reagiert (Like oder Direktnachricht)? Je öfter er das bei einem Verfasser getan hat, desto öfter wird er Stories dieses Verfassers sehen.
➤ Nähe: Wie eng ist der Nutzer mit dem Verfasser der Story? Auch hier gilt: je enger der Kontakt, desto häufiger sieht er Stories dieser Person oder Seite.
Instagram-Algorithmus: 3. Explore
Die Explore-Funktion in der Instagram-Navigation |
Die Insta-Funktion Explore soll es Usern ermöglichen, Neues zu entdecken: Der Algorithmus empfiehlt Fotos und Videos von Insta-Nutzern und Seiten, denen der User bislang nicht folgte.
Um diese Empfehlungen aussprechen zu können, untersucht der Algorithmus, welche Beiträge der User bisher likte, speicherte, teilte oder kommentierte.
Die wichtigsten algorithmischen Signale in Instagram-Explore:
➤ Informationen über den Beitrag (der dem User in Explore angezeigt werden könnte): Wie angesagt ist der Post? Wie viele andere User liken, kommentieren, teilen oder speichern diesen Beitrag – und wie schnell tun sie das? Diese Signale wiegen in Explore deutlich schwerer als im Feed oder in Stories.
➤ Die bisherigen Aktivitäten des Users in Explore: Welche bisherigen Explore-Beiträge hat der User gelikt, gespeichert, geteilt oder kommentiert? Der Explore-Algorithmus versucht, hier Muster zu erkennen, um dem User ähnliche Beiträge vorzuschlagen.
Instagram-Algorithmus: 4. Reels
Ein Instagram-Reel |
Auch Reels sollen es dem User ermöglichen, neue Inhalte zu entdecken. Der Fokus liegt hier auf Unterhaltung.
Vorrangig sieht der User hier Inhalte von Nutzern, denen er bislang nicht folgte. Algorithmisch berechnet Insta, wie wahrscheinlich es ist, dass der User den Reel teilt, ihn komplett anschaut oder ihn likt.
Die wichtigsten algorithmischen Signale in Instagram-Reels:
➤ Die Aktivitäten des Users: Welche Reels hat der User bislang gelikt, gespeichert, geteilt oder kommentiert?
➤ Informationen über den Reel: Wie angesagt ist der Reel und was zeigt er?
➤ Informationen über den Reel-Ersteller: Wie viele Follower hat der Reel-Ersteller und wie aktiv ist er/sie?
Instagram-Algorithmus 2023: Entscheidend ist die Frage …
… wie relevant ein Inhalt für einen einzelnen Insta-User ist.
Empfinden Nutzer die Inhalte, die ihnen Instagram präsentiert, als relevant, werden sie sich regelmäßig einloggen.
Loggen sie sich regelmäßig ein, bleibt Instagram als Werbeträger für Unternehmen attraktiv und kann Umsatz erwirtschaften.
Heißt für euer Instagram-Marketing: Sichtbar werdet ihr über Posts, Stories und Reels, die eure Zielgruppen "in einem bestimmten Zusammenhang als bedeutsam bzw. wichtig" (= relevant) empfinden – und mit ihnen interagieren (liken, teilen, speichern, kommentieren).
Viel Erfolg!
Quelle:
- instagram.com: Instagram Ranking Explained
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