SEO: Was muss euer CMS technisch können?
Mit einem Content-Management-System (CMS) pflegt ihr die Inhalte eurer Website. Die Auswahl an Tools ist groß, ebenso die Gefahr, sich für das falsche zu entscheiden. Was ein CMS aus Sicht der Suchmaschinen-Optimierung mitbringen muss, damit eure Seiten gut in der unbezahlten Google-Suche ranken, schildere ich euch in einer 14-Punkte-Checkliste.
Dieses Bild erstellte das KI-Tool "Stable Diffusion". |
Vorab eine grundsätzliche Empfehlung: Wählt als CMS immer eine community-getriebene Open-Source-Lösung. Damit sind CMS gemeint, deren Code-Bauplan offen ist (= open source) und hinter denen kein kommerzieller Anbieter steht, sondern eine Gruppe Freiwilliger (die Community). Diese Community bietet die Content-Management-Lösung lizenzkostenfrei an und erweitert sie stetig.
Open-Source-Lösungen sind im CMS-Bereich seit 20 Jahren etabliert und werden professionellsten Ansprüchen mehr als gerecht. Eurem Blogger ist in 16 Jahren Online-Marketing kein Fall begegnet, bei dem eine kostenpflichtig-kommerzielle (= proprietäre) CMS-Lösung die bessere Wahl gewesen wäre.
Die Betonung bei Open-Source-Lösungen liegt aber auf "etabliert": Vermeidet unbekannte Open-Source-CMS. Wählt stets eine Open-Source-Lösung, die im Markt gesetzt ist und eine entsprechend große Community hat.
Diese prinzipielle Open-Source-CMS-Empfehlung gilt sowohl für herkömmliche Websites als auch für Online-Shops.
Meine CMS-Empfehlungen für herkömmliche Websites:
Betreibt ihr einen Online-Shop, sind entsprechende Open-Source-Shopsysteme eure erste Wahl. Eine Shopsystem-Übersicht bietet gruender.de.
Kommen wir zu unserer Ausgangsfrage: Was muss euer CMS aus SEO-Sicht können? 14 Punkte schauen wir uns an:
- Title-Tag und Meta-Description
- Heading-Tags
- Ladezeiten-Optimierung
- Interne Suchfunktion
- robots.txt
- XML-Sitemap
- Canonical Tag
- noindex-Tag
- Link-Attribute
- alt-Attribut
- URL-Struktur
- Weiterleitungen (Redirects)
- 404-Fehlerseiten
- hreflang
Die folgende Checkliste nennt die Details:
Die SEO-Checkliste für Content-Management-Systeme (CMS)
1. Title-Tag und Meta-Description ↓
Innerhalb eines Google-Suchtreffers ist der Title-Tag der klickbare blaue Link und die Meta-Description der darunter befindliche schwarze Zweizeiler. Ein Beispiel (für eine größere Ansicht bitte in das Bild klicken):
Ein Google-Suchtreffer bestehend aus Title-Tag und Meta-Description |
Diese Textelemente können losgelöst vom eigentlichen Inhalt der Seite getextet werden. Euer CMS muss es ermöglichen, pro Seite einen Title-Tag und eine Meta-Description zu pflegen. Vor allem der Title-Tag ist nach wie vor eines der stärksten SEO-OnPage-Signale und sollte stets mit dem Keyword beginnen, auf das ihr die Seite optimieren wollt.
Die textliche Komposition aus Title-Tag und Meta-Description entscheidet darüber, ob User eure Seite innerhalb der Google-Suche klicken – oder einen anderen Suchtreffer, der eventuell ansprechender klingt.
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2. Heading-Tags ↓
Euer CMS muss es ermöglichen, in Webseiten-Texten mit Heading-Tags zu arbeiten: Diese markieren Überschriften auf Code-Ebene entlang einer Wichtigkeits-Hierarchie (h1 bis h6). Ein Beispiel (für eine größere Ansicht bitte in das Bild klicken):
Ein (für den User unsichtbares) Heading-Tag der wichtigsten Stufe h1 (hier rot hervorgehoben) |
So könnt ihr Google mit keywordoptimierten Heading-Tags verdeutlichen, um was es auf eurer Seite geht.
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3. Ladezeiten-Optimierung ↓
Wie schnell oder langsam eure Webseiten laden, ist sowohl aus Usability- als auch aus SEO-Sicht sehr wichtig.
Euer CMS sollte Browser-Caching unterstützen: Caching bedeutet, dass Daten zwischengespeichert werden. Sie müssen dann beim erneuten Aufruf einer Webseite nicht neu geladen werden. Das wiederum beschleunigt die Ladezeit eurer Webseiten.
Daten, die zwischengespeichert werden, sind zum Beispiel Bild-, CSS- und JavaScript-Dateien.
Weiterhin sollte euer CMS die folgenden Features unterstützen, um die Ladezeiten zu beschleunigen:
- Komprimierung und Minifizierung von HTML-, JavaScript und CSS-Dateien
- Lazy Loading (verzögertes Laden unwichtiger Webseiten-Bestandteile)
- asynchrones Laden von JavaScript-Dateien
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4. Interne Suchfunktion ↓
Viele User nutzen nicht die Navigation eines Online-Auftritts, sondern bevorzugen eine Suchleiste. Entsprechend wichtig ist es, dass euer CMS diese interne Suchfunktion ermöglicht und brauchbare (!) Suchergebnisse liefert.
Bitte beachten: Interne Suchergebnis-Seiten solltet ihr über die robots.txt (siehe Punkt 5) oder über das noindex-Tag (siehe Punkt 8) von der Suchmaschinen-Indexierung ausschließen: Andernfalls produziert ihr doppelte Inhalte (Duplicate Content), was aus SEO-Sicht schlecht ist.
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5. robots.txt ↓
robots.txt ist eine Textdatei, über die ihr steuern könnt, welche Inhalte eures Online-Auftritts eine Suchmaschine oder ein Programm erfassen sollen und welche nicht.
Als Beispiel die robots.txt-Datei von zalando.de (... kein Geheimdokument: einfach /robots.txt an die Startseite jeder beliebigen Website anhängen und Return drücken):
Die robots.txt-Datei von zalando.de |
Euer CMS muss es ermöglichen, diese robots.txt-Datei im Stammverzeichnis eurer Website zu hinterlegen. Ihr müsst über das CMS auf die robots.txt zugreifen und diese bearbeiten können.
Bitte dabei äußerst vorsichtig vorgehen bzw. nur einen SEO-kundigen Menschen ranlassen: Schlimmstenfalls kickt ihr sonst versehentlich euren gesamten Online-Auftritt aus der Google-Suche (alles schon passiert).
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6. XML-Sitemap ↓
Eine XML-Sitemap ist ein (für den User unsichtbares) Verzeichnis aller Seiten eures Online-Auftritts. Sie hilft der Suchmaschine, euren Online-Auftritt bestmöglich zu erfassen.
Euer CMS muss fähig sein, die XML-Sitemap(s) eures Online-Auftritts automatisch zu aktualisieren, sobald es neue Inhalte auf eurer Website gibt.
Über eine lastmod-Angabe könnt ihr in der XML-Sitemap außerdem Google signalisieren, wann es zuletzt eine Änderung in der Sitemap gab.
Die XML-Sitemap wird wie die robots.txt-Datei im Stammverzeichnis der Website hochgeladen.
Wichtig: Die erstellte(n) XML-Sitemap(s) müsst ihr außerdem in der Google Search Console einreichen, damit Google sie sauber verarbeiten kann.
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7. Canonical Tag ↓
Ein Canonical Tag informiert Google, dass ein identischer Inhalt auf mehreren Seiten eures Online-Auftritts vorkommt (sog. Duplicate Content) und die Suchmaschine nur eine Variante (die kanonische) davon in ihrer Suche abbilden soll. Andernfalls konkurriert ihr mit euch selbst um Google-Rankings, weil die Suchmaschine irritiert ist und nicht weiß, welche eurer Seiten mit dem identischen Inhalt sie in der Suche höher ranken soll.
In Online-Shops kommt es leicht zu Duplicate Content, wenn dasselbe Produkt mit demselben Content in verschiedenen Produkt-Kategorien erscheint. Ein Beispiel:
➤ www.online-shop.de/herren/oberteile/blaues-shirtEuer CMS sollte fähig sein, einen kanonischen Link von derjenigen Seite, die nicht in der Google-Suche erscheinen soll, auf die Seite zu setzen, die in der Google-Suche erscheinen soll. Wichtig: Die kanonische Seite muss ebenfalls diesen Canonical Link (auf sich selbst) enthalten.
Weiterhin wichtig: Diese gesetzten Canonical Links müssen im Head-Bereich der jeweiligen Seite erscheinen (nicht im Body, da Google sie dort ignoriert).
Sinnvoll ist auch ein Echtzeit-Feedback des CMS, sollte der eingefügte kanonische Link fehlerhaft oder für Google gesperrt sein. Letzteres ist der Fall, wenn die als kanonisch ausgewählte URL in der robots.txt vom Crawling (siehe Punkt 5) oder via noindex-Tag von der Indexierung (siehe Punkt 8) ausgeschlossen ist.
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8. noindex-Tag ↓
Euer CMS muss es ermöglichen, Seiten eures Online-Auftritts bei Bedarf auf "noindex" zu setzen: Damit vermeidet ihr, dass die entsprechende Seite in der Google-Suche erscheint.
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9. Link-Attribute ↓
Setzt ihr Links von euren Seiten auf die Webseiten anderer Anbieter, muss es möglich sein, bei Bedarf folgende Attribute zu setzen:
➤ nofollow: Dieses Link-Attribut sagt Google, dass es dem gesetzten Link nicht folgen soll. Dieser wird quasi entwertet. Heißt: Die fremde Webseite wird zwar von euch verlinkt, bekommt aus SEO-Sicht aber keine "Empfehlung" eurerseits. Sinnvoll ist "nofollow", wenn ihr Links setzen müsst, die keinen Mehrwert für den User bieten. Ein Beispiel für "nofollow" (für eine größere Ansicht bitte in das Bild klicken):
Das Link-Attribut "nofollow" |
➤ sponsored: Dieses Attribut signalisiert Google, dass der nach außen gesetzte Link auf eurer Seite erscheint, weil jemand dafür bezahlt hat.
➤ ugc steht für "user generated content" (= von Usern erstellte Inhalte): Dieses Attribut könnt ihr zum Beispiel setzen, wenn jemand auf euren Seiten einen Kommentar hinterlassen hat und darin auf seine eigene Website verlinken möchte.
Randnotiz: Die Unterscheidung in "nofollow", "sponsored" und "ugc" ist 2023 nach wie vor schwammig. Faustregel: Ihr braucht auf jeden Fall das Attribut "nofollow".
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10. alt-Attribut ↓
Euer CMS muss es ermöglichen, alt-Texte bei Bildern zu hinterlegen: Diese liegen unsichtbar hinter dem Bild und beschreiben schlagwortartig, was es zeigt. So kann die Suchmaschine besser verstehen, was auf dem Bild zu sehen ist. Gleichzeitig können sich sehbehinderte User per Screenreader den Inhalt eines Bildes vorlesen lassen.
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11. URL-Struktur ↓
➤ Euer CMS muss sprechende URLs produzieren, die ihr pro Seite manuell anlegen bzw. ändern könnt. "Sprechend" heißt, dass an der URL bereits ablesbar ist, um was es auf der Seite geht. Beispiel:
- Die URL www.beispiel.de/seo-ratgeber ...
- ... ist "sprechender" als die URL www.beispiel.de/0768328.
➤ Werden URLs nachträglich geändert, sollte das CMS automatisch eine 301-Weiterleitung von der alten auf die neue URL setzen.
➤ Euer CMS muss sicherstellen, dass etwaige Varianten der Startseiten-URL stets auf eine einheitliche Version weiterleiten: Varianten wie www.startseite.de/index oder ähnliches sollten immer auf www.startseite.de weiterleiten.
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12. Weiterleitungen (Redirects) ↓
Eine URL-Weiterleitung (Redirect) liegt vor, wenn bei Aufruf einer Web-Adresse der User automatisch auf eine andere Web-Adresse geführt wird. Das CMS muss es ermöglichen, diese Redirects zu setzen und dies in zwei Statuscode-Varianten: 301 für dauerhafte Weiterleitungen und 302 für vorübergehende.
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13. 404-Fehlerseiten ("Seite nicht gefunden") ↓
Der Statuscode 404 zeigt an, dass eine Seite innerhalb eines Online-Auftritts nicht gefunden wurde. Das CMS sollte es ermöglichen, 404-Seiten textlich bearbeiten zu können, um dem Website-Nutzer benutzerfreundlich zu erklären, was passiert ist und wie er auf eurer Website weitersurfen kann. Am Beispiel des Musikinstrumente-Händlers thomann.de (für eine größere Ansicht bitte in das Bild klicken):
Benutzerfreundliche 404-Fehlerseite auf thomann.de |
Technisch muss dieser 404-Statuscode sauber an User und Suchmaschine ausgespielt werden. Es darf auf Statuscode-Ebene weder 200 (Seite gefunden), noch 301/302 (Seite weitergeleitet) gesendet werden. Das wäre ein sogenannter "Soft 404-Fehler", der aus SEO-Sicht schädlich ist.
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14. hreflang ↓
Das Attribut hreflang signalisiert der Suchmaschine, dass es verschiedene Sprachvarianten eines Online-Auftritts gibt.
Besonders wichtig ist dies bei Varianten derselben Sprache. Beispiel: Ihr betreibt einen Online-Shop, der sowohl in Deutschland als auch in der deutschsprachigen Schweiz verkauft. Hier muss sichergestellt sein, dass deutsche User Euro-Preise und bundesdeutsches Wording ("Fahrrad") sehen, während schweizerischen Nutzern die entsprechenden Varianten angezeigt werden (Schweizerfranken und "Velo").
Fazit: SEO-Anforderungen an euer Content-Management-System (CMS)
Soweit ein Überblick, was euer CMS bieten muss, damit ihr euren Online-Auftritt sauber für Google optimieren könnt.
Ich wiederhole meine Empfehlung: Wählt ihr ein etabliertes Open-Source-CMS, werdet ihr all diese Punkte problemlos umsetzen (lassen) können.
Ich musste es mehr als einmal erleben, dass Unternehmen sich mit ihrer CMS-Wahl in eine unwirtschaftliche Sackgasse manövrierten: Entweder, weil sie sich für eine teure (und oftmals unflexible) proprietäre Variante mit abgeriegelter Code-Grundlage entschieden hatten. Oder weil sie eine unbekannte Open-Source-Lösung ohne nennenswerte Community wählten …
… ihr werdet keine Freude mit einer falschen CMS-Wahl haben (Stories I could tell).
Mit einer etablierten, community-getriebenen Open-Source-CMS-Lösung dagegen genießt ihr den vollen und lizenzkostenfreien Handlungsspielraum.
Link-Tipps:
- Unternehmens-Website: Welches CMS ist das richtige?
- Headless CMS: Ist das die Zukunft des Content-Managements?
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