SEO 2023/2024: Die große Rankingfaktor-Checkliste (Teil 1)
Worauf achtet Google, wenn es eine Webseite beurteilt? Das US-Fachmedium "Search Engine Journal" will mit einer Übersicht klären, was aus Sicht der Suchmaschinen-Optimierung ein Rankingfaktor ist und was nicht. Die spannenden Ergebnisse habe ich für euch zusammengefasst.
Search Engine Journal untersuchte mehr als 80 Aspekte entlang der folgenden Frage: Wie wahrscheinlich ist es, dass es sich bei dem genannten Punkt um einen Rankingfaktor in der unbezahlten Google-Suche handelt?
Folgende Prüfergebnis-Hierarchie wurde eingesetzt:
- bestätigter Rankingfaktor (offiziell durch Google verifiziert)
- wahrscheinlicher Rankingfaktor (aber nicht offiziell bestätigt)
- möglicher Rankingfaktor (aber nicht offiziell bestätigt)
- unwahrscheinlicher Rankingfaktor
- kein Rankingfaktor mehr (war früher einer)
- definitiv kein Rankingfaktor (war nie einer)
Bitte beachten: 2 SEO-Experten*innen, 3 Meinungen. Ihr werdet wenig Online-Marketing-Disziplinen finden, in denen so leidenschaftlich und vehement diskutiert wird wie in der SEO-Welt.
Welche Faktoren tatsächlich das Ranking in der unbezahlten Google-Suche beeinflussen, weiß nur der Suchmaschinenriese selbst. Einige davon (siehe oben) wurden offiziell bestätigt. Bei vielen anderen bleibt immer Raum für Diskussionen.
Insgesamt über 80 mögliche Rankingfaktoren hat Search Engine Journal geprüft. Dieser erste Teil meiner Artikelreihe beleuchtet die Faktoren 1-10. Vorhang auf:
- .edu-Backlinks
- .gov-Backlinks
- 301-Weiterleitungen
- 404- und Soft-404-Fehler
- Alt-Texte
- Anker-Texte (Link-Texte)
- AMP (Accelerated Mobile Pages)
- Google AdSense
- Bounce Rate
- Breadcrumb-Navigation
SEO: Was ein Rankingfaktor ist – und was nicht (Teil 1)
1. .edu-Backlinks: definitiv kein Rankingfaktor
.edu ist eine Top-Level-Domain, wie zum Beispiel in der Web-Adresse www.harvard.edu. Sie steht für "educational" ("Bildung") und ist ausschließlich für US-Bildungseinrichtungen reserviert.
In der SEO-Szene gibt es die Theorie, dass eine Rückverlinkung (Backlink) von einer Bildungseinrichtung die verlinkte Webseite in Googles Augen deutlich aufwertet.
Search Engine Journal geht jedoch davon aus, dass Google diese .edu-Links
nicht anders behandelt als sonstige Links. Dieses Ergebnis ließe sich demnach
auch auf das Thema "Backlinks von deutschen Hochschulen" übertragen.
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2. .gov-Backlinks: definitiv kein Rankingfaktor
.gov ist eine Top-Level-Domain, wie zum Beispiel in www.whitehouse.gov. Es steht für "government" ("Regierung"), die Nutzung ist ausschließlich US-Regierungsbehörden vorbehalten.
Auch hier mutmaßen manche in der SEO-Szene, dass eine Rückverlinkung (Backlink) von einer .gov-Seite die verlinkte Webseite in Google Augen aufwertet. Search Engine Journal geht jedoch davon aus, dass dies faktisch nicht der Fall ist.
Dieses Ergebnis ließe sich demnach auch auf das Thema "Backlinks von deutschen Behörden/Ministerien" übertragen.
---3. 301-Weiterleitungen: unwahrscheinlicher Rankingfaktor
301 ist ein HTTP-Statuscode und signalisiert, dass eine Web-Adresse dauerhaft auf eine andere Web-Adresse weitergeleitet wird. Dieser Fall tritt zum Beispiel ein, wenn eure Website nach einem Relaunch eine neue URL-Struktur hat und beim Aufruf der alten Web-Adressen User*innen (und Google) auf die neue Seite mit demselben Inhalt weitergeleitet werden sollen.
301-Redirects sind kriegsentscheidend, um das aufgebaute Google-Standing einer Seite nach einer Adress-Änderung aufrechtzuerhalten. Dass es sich aber um einen darüber hinausgehenden, direkten Rankingfaktor handelt, ist laut Search Engine Journal unwahrscheinlich.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Wenn ihr einen Website-Relaunch durchführt und eure Seiten danach neue Adressen haben, müsst ihr zwingend mit 301-Redirects arbeiten. Andernfalls behandelt Google euren Online-Auftritt (ohne Absicht) wie eine völlig neue Website ohne Historie (und damit auch ohne aufgebaute Rankings). Ihr fangt dann SEO-technisch bei null an.
---4. 404- und Soft-404-Fehler: unwahrscheinlicher Rankingfaktor
Die Fehlermeldung 404 ("Seite nicht gefunden") sollte so benutzerfreundlich wie möglich gestaltet sein: Neben der Info, dass die Seite nicht existiert, sollten Nutzer erkennen können, wie sie in den Online-Auftritt zurückfinden.
Google empfiehlt, 404-Seiten nicht automatisch auf die Startseite weiterzuleiten. User*innen sollten stattdessen klar erkennen können, dass es die Seite nicht gibt.
Der Spezialfall eines Soft-404-Fehlers entsteht, wenn der Nutzer "Seite nicht gefunden" (404) sieht, die Suchmaschine aber den Status-Code 200 ("Ok", in Sinne von "Seite gefunden") zurückgespielt bekommt.
Das Vorhandensein von 404-Seiten ist prinzipiell unkritisch für Google, weshalb Search Engine Journal sie als unwahrscheinlichen Rankingfaktor einstuft.
Indirekt jedoch können 404-Fehlerseiten sich negativ auf Rankings auswirken, wenn Backlinks von außen auf sie (und damit quasi ins Nichts) verweisen. Oder wenn Soft-404-Fehler dazu führen, dass sich die Suchmaschine bei Crawlen "zu lange" mit Seiten aufhält, die keinen Mehrwert für den User bieten.
---5. Alt-Texte: bestätigter Rankingfaktor (für die Google-Bilder-Suche)
Alt-Texte (Alternativ-Texte) werden bei Bildern hinterlegt, um es sehbehinderten Menschen zu ermöglichen, sich mittels eines Screen-Readers das Bild beschreiben zu lassen.
Für die Google-Bildersuche gilt: Alt-Texte, die das Bild beschreiben und entsprechende Keywords umfassen, sind faktisch ein Rankingfaktor.
---6. Anker-Texte (Link-Texte): bestätigter Rankingfaktor
Der Anker-Text (auch Link-Text genannt) besteht aus dem Wort oder den Wörtern, die bei einer Verlinkung klickbar sind.
Aus SEO-Sicht ist es wichtig, dass dieser Text selbsterklärend ist, den User*innen also vermittelt, wohin der Link sie führt. Schlecht sind demnach Anker-Texte wie "mehr" oder "hier klicken".
Wichtig: Wie prinzipiell in euren Webseiten-Texten solltet ihr auch bei Link-Texten ein Keyword-Spamming unbedingt vermeiden.
---7. AMP (Accelerated Mobile Pages): definitiv kein Rankingfaktor
AMP steht für "Accelerated Mobile Pages" ("beschleunigte mobile Seiten"). Es ist ein HTML-Programmiergerüst (Framework) für mobile Webseiten, um diese besonders schnell laden zu lassen. Es wurde von Google entwickelt.
Nach einem anfänglichen Hype ist AMP stetig unbedeutender geworden. Eine schnelle Ladezeit bleibt aus SEO-Sicht äußerst relevant, jedoch braucht es dazu nicht AMP. Ein Nachteil ist zudem, dass eure AMP-Seiten bei Google gehostet werden und nicht auf euren Servern.
---8. Google AdSense: definitiv kein Rankingfaktor
Das AdSense-Programm des Suchmaschinenriesen ermöglicht es euch, eure Seiten als Werbeträger für Google Ads verfügbar zu machen. Themenbezogen werden dann Google-Suchanzeigen auf euren Webseiten eingeblendet. Klickt jemand darauf, bekommt ihr Geld von Google.
Aus SEO-Sicht bringt es euch keinen Vorteil, wenn ihr am AdSense-Programm teilnehmt.
Der Schuss kann eher nach hinten losgehen: Übertreibt ihr es mit Werbung auf eurem Online-Auftritt, kann dies in Googles Augen die User Experience (UX) beeinträchtigen und euch Nachteile in der unbezahlten Suche bringen.
---9. Bounce Rate: definitiv kein Rankingfaktor
Die Bounce Rate misst, wie viele User euren Online-Auftritt nach Besuch einer einzigen Seite gleich wieder verlassen haben.
Manche Suchmaschinen-Optimierer spekulieren, dass Google diesen Messwert nutzt, um die Qualität eines Online-Auftritts einzuschätzen. Search Engine Land sieht dies nicht so – und euer Blogger schließt sich dieser Einschätzung ausdrücklich an:
1. Die Bounce Rate sagt nicht zwangsläufig etwas über die Qualität der Seite aus: Die besuchte, einzelne Seite hat eventuell die Suchanfrage des Users beantwortet, weshalb er/sie innerhalb des Online-Auftritts nicht weiterklicken musste.
2. Um die Bounce Rate messen zu können, müsste der Online-Auftritt ein Web-Analytics-Tool nutzen, auf welches wiederum Google zugreifen kann. Bei Online-Auftritten, die Google Analytics nutzen, wäre das dem Suchmaschinenriesen theoretisch möglich. Ebenso, wenn der User den hauseigenen Browser Chrome nutzt. Viele Websites bzw. User tun dies aber nicht, weshalb eine statistische Signifikanz solch einer Auswertung fraglich wäre.
Wichtig: Bitte die Bounce Rate nicht gleichsetzen mit der Return-to-SERP-Rate.
➤ Die Bounce Rate misst, wie viele User den Online-Auftritt nach Besuch einer einzigen Seite verließen, indem sie den Browser-Tab schlossen oder einen anderen Online-Auftritt ansteuerten.
➤ Die Return-to-SERP-Rate dagegen misst, wie viele User zunächst einen Google-Suchtreffer klickten, um
dann auf der Zielseite über den Zurück-Button ihres Browsers auf die
Google-Suchergebnisseite zurückzukehren.
Bei der Return-to-SERP-Rate ist es nach Auffassung eures Bloggers deutlich wahrscheinlicher, dass es sich um einen Rankingfaktor handelt (wenn auch nicht von Google bestätigt).
10. Breadcrumb-Navigation: möglicher Rankingfaktor
Breadcrumb bedeutet "Brotkrümel". Eine Breadcrumb-Navigation zeigt euch auf einer Seite an, wo innerhalb des gesamten Online-Auftrittes ihr euch aktuell befindet (z. B. "Startseite … Kategorie-Seite … Detailseite"). Namenshintergrund ist das Märchen "Hänsel und Gretel", in welchem die Kinder im Wald Brotkrümel hinter sich streuten, um den Weg zurück nach Hause zu finden.
Google untersucht diese "Webseiten-Brotkrümel", um die Architektur eures Online-Auftrittes zu verstehen – und Suchtreffer mit dieser navigationalen Information angereichert darstellen zu können (ein sogenanntes "Rich Snippet").
Es handelt sich um keinen offiziell bestätigten Rankingfaktor, Search Engine
Journal hält dies jedoch für möglich. Unabhängig von der SEO-Relevanz ist eine
Breadcrumb-Navigation aus Usability-Sicht immer zu empfehlen, da sie
User*innen Orientierung innerhalb eures Online-Auftritts gibt.
Google-Rankingfaktoren 2023/2024: Das war Teil 1
Soweit die ersten zehn der insgesamt über 80 Faktoren, die Search Engine Journal hinsichtlich ihrer Ranking-Relevanz untersuchte.
Die Faktoren 11-20 erwarten euch im zweiten Teil von "SEO 2023/2024: Die große Rankingfaktor-Checkliste".
Quelle:
- searchenginejournal.com: Ranking Factors 2023 – Systems, Signals, and Page Experience
Link-Tipps:
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