Filter bubble: Macht uns das Internet immer engstirniger?
Google nutzt sie, Facebook auch: Algorithmen. Der Duden definiert sie als Rechenvorgänge mit einem bestimmten, sich wiederholenden Schema. Sorgen sie dafür, dass wir immer bornierter werden? Halten sie uns in einer Informationsblase gefangen?
Der Internet-Aktivist Eli Pariser prägte 2011 den Begriff "Filter bubble", zu Deutsch "Filterblase" oder "Informationsblase". Seine These: Websites und Suchmaschinen zeigen dem User vorrangig personalisierte Informationen, die ihn in seinem bestehenden Weltbild bestätigen – ihm aber keine anderen oder neuen Sichtweisen bieten. Grundlage der Personalisierung seien die zuvor gestellten Suchanfragen des Users, sein Surfverhalten oder sein Standort.
Weiteres Beispiel: Wer den Namen des US-amerikanischen Präsidenten googelt, bekäme je nach politischer Gesinnung die Website des Weißen Hauses angezeigt – oder Seiten, die sich mit Verschwörungstheorien beschäftigen.
Pariser brachte seine Thesen unter dem Titel "Filter bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden" zu Papier. Er sieht eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Diskussion, da Gegenargumente und andere Sichtweisen online ausgeblendet würden.
Bei Google hat das ganz profane Vorteile: Wohnt ihr in Hamburg und googelt "Pizzaservice", bekommt ihr vorrangig Lieferdienste der Hansestadt angezeigt. Und eben keine aus München.
Warum können einseitige Informationen riskant sein? Um diese Frage zu beantworten, reisen wir kurz in die Antike...
Diese höhere Erkenntnis ist nur möglich, wenn es die Antithese auf meinen Radar schafft. Würde mir Google tatsächlich nur Treffer liefern, die meine Meinung stützen, bliebe der Erkenntnisgewinn auf der Strecke. Folge: beschränkter Horizont.
Bis heute hält sich aber auch die Kritik, Google würde jedes User-Suchverhalten tracken. Selbst wenn die Person gar kein Google-Konto besitzt.
Deshalb ist es in meinen Augen immens wichtig, sich ganz bewusst mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen, auch wenn sie weit entfernt von der eigenen sind. Alltägliches Beispiel: Euer Blogger blättert auch manchmal im "Focus", obwohl ihm "Der Spiegel" viel besser gefällt. ;-)
Abschließender Tipp: Wenn ihr in Sachen Search nicht getrackt werden wollt, solltet ihr von Google zu Ixquick oder DuckDuckGo wechseln.
Quellen und Link-Tipps:
Der Internet-Aktivist Eli Pariser prägte 2011 den Begriff "Filter bubble", zu Deutsch "Filterblase" oder "Informationsblase". Seine These: Websites und Suchmaschinen zeigen dem User vorrangig personalisierte Informationen, die ihn in seinem bestehenden Weltbild bestätigen – ihm aber keine anderen oder neuen Sichtweisen bieten. Grundlage der Personalisierung seien die zuvor gestellten Suchanfragen des Users, sein Surfverhalten oder sein Standort.
BP und Obama in der Filter bubble
Eli Pariser bringt Beispiele: Gibt ein liberal eingestellter Zeitgenosse bei Google "BP" ein, erhielte er eher Treffer zum Thema Ölverschmutzung. Startet ein konservativer Kollege dieselbe Suchanfrage, bekäme er vorrangig Treffer zur Finanzsituation des Unternehmens.Halten uns Google, Facebook & Co. in einer Informationsblase gefangen? (St Paul's in a bubble prison von Bex Walton unter CC BY 2.0) |
Weiteres Beispiel: Wer den Namen des US-amerikanischen Präsidenten googelt, bekäme je nach politischer Gesinnung die Website des Weißen Hauses angezeigt – oder Seiten, die sich mit Verschwörungstheorien beschäftigen.
Pariser brachte seine Thesen unter dem Titel "Filter bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden" zu Papier. Er sieht eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Diskussion, da Gegenargumente und andere Sichtweisen online ausgeblendet würden.
Google & Facebook: Relevanz vs. Meinungsvielfalt?
Google und Facebook wollen uns Informationen liefern, die relevant für uns sind. Unter anderem deshalb nutzen sie Algorithmen: Sie berechnen, was wir bisher gesucht oder gelikt haben, wo wir gerade sind oder mit wem wir online wie oft interagiert haben. Deshalb seht ihr die Posts (nach Meinung Facebooks) relevanter Freunde in eurem Newsfeed öfter als die (nach Meinung Facebooks) weniger relevanter Freunde.Bei Google hat das ganz profane Vorteile: Wohnt ihr in Hamburg und googelt "Pizzaservice", bekommt ihr vorrangig Lieferdienste der Hansestadt angezeigt. Und eben keine aus München.
Warum können einseitige Informationen riskant sein? Um diese Frage zu beantworten, reisen wir kurz in die Antike...
Was haben die alten Griechen mit der Filterblase zu tun?
Eine ganze Menge. Die Dialektik ist eine philosophische Methode und geht auf Platon zurück: Eine Meinung wird durch eine gegensätzliche Behauptung infrage gestellt, These ("Ja") trifft auf Antithese ("Nein"). In der Synthese (= Vereinigung) beider Positionen gewinnt man eine höhere Erkenntnis: These und Antithese werden verknüpft, ihre Widersprüche aufgehoben.Diese höhere Erkenntnis ist nur möglich, wenn es die Antithese auf meinen Radar schafft. Würde mir Google tatsächlich nur Treffer liefern, die meine Meinung stützen, bliebe der Erkenntnisgewinn auf der Strecke. Folge: beschränkter Horizont.
Filterblase: Wie groß ist die Gefahr tatsächlich?
Parisers Filterbubble-Theorie bekam viel Gegenwind zu spüren: Experimente mit politisch völlig unterschiedlich eingestellten Testpersonen zeigten keine gravierenden Unterschiede in den Suchergebnissen. Google selbst beteuert, vielfältige Suchergebnisse garantieren zu wollen.Bis heute hält sich aber auch die Kritik, Google würde jedes User-Suchverhalten tracken. Selbst wenn die Person gar kein Google-Konto besitzt.
Selbst ist der User!
Egal ob in der analogen oder in der digitalen Welt: Dialektische Erkenntnis ist eine Holschuld. Sie wird uns nicht serviert. Wer wirklich an höherer Erkenntnis interessiert ist, muss sich für die Antithese interessieren. Vermutlich haben wir alle bereits eine Filter bubble eingebaut: Wir reagieren stärker auf Informationen, die uns bestätigen.Deshalb ist es in meinen Augen immens wichtig, sich ganz bewusst mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen, auch wenn sie weit entfernt von der eigenen sind. Alltägliches Beispiel: Euer Blogger blättert auch manchmal im "Focus", obwohl ihm "Der Spiegel" viel besser gefällt. ;-)
Abschließender Tipp: Wenn ihr in Sachen Search nicht getrackt werden wollt, solltet ihr von Google zu Ixquick oder DuckDuckGo wechseln.
Quellen und Link-Tipps:
- Wikipedia: Filterblase
- Wikipedia: Eli Pariser
- sueddeutsche.de: Interview mit Eli Pariser
- Wikipedia: Dialektik
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