Mitarbeiterkommunikation 2019: Wo bleibt der Dialog auf Augenhöhe?

Sinnstiftender Austausch statt einseitiger Beschallung durch die Chef-Etage: 2019/2020 ist die interne Unternehmenskommunikation äußerst anspruchsvoll geworden – und bietet gleichzeitig tolle Chancen, um Mitarbeiter zu binden und zu begeistern. Eine aktuelle Studie zeichnet leider ein ernüchterndes Bild.

Studie interne Unternehmenskommunikation 2019
(Business / Pixabay-Lizenz)

Macher der Studie "Trendmonitor Interne Kommunikation 2019" sind das Chemnitzer Startup Staffbase (Anbieter einer App für die interne Unternehmenskommunikation) sowie das Berliner Weiterbildungszentrum SCM (School for Communication and Management, Schwerpunkt Unternehmenskommunikation).

Die vorliegende Untersuchung befragte Anfang 2019 rund 250 Personen: Leiter(innen) und Mitarbeiter(innen) aus Kommunikationsabteilungen sowie Mitarbeiter(innen), die im weitesten Sinne in der internen Kommunikation tätig sind.

Die Befragten sind größtenteils zwischen 31 und 50 Jahre alt und arbeiten mehrheitlich in der Dienstleistungsbranche, gefolgt von Technologie / Maschinenbau, Öffentlicher Sektor und Automobil-Industrie.

Die Größe der untersuchten Unternehmen (Mitarbeiterzahl):
  • ca. 30 %: bis zu 500 
  • ca. 30 %: 501-2.500 
  • ca. 20 %: mehr als 10.000
  • ca. 12 %: 2.501-5.000
  • ca. 09 %: 5.001-10.000
63 Prozent der Befragten geben an, keine eigene Abteilung für die interne Kommunikation zu besitzen. Sie bündeln diese mit der externen Kommunikation in einem einzigen Ressort. Rund 82 Prozent der betrachteten Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern dagegen besitzen eine eigene Abteilung für die Mitarbeiterkommunikation.

Mitarbeiterkommunikation 2019: Ergebnisse der Studie

Ziele der internen Kommunikation: Vorrangig soll die Mitarbeiterkommunikation die Identifikation mit dem Unternehmen stärken sowie Mitarbeiter binden (64 %). Es folgt das Ziel, Verständnis für Ziele, Strategien, Prozesse und Entscheidungen im Unternehmen zu erreichen (53 %). Auf den weiteren Plätzen: Werte der Organisation vermitteln (47 %), Wissenstransfer fördern (46 %), Dialog und Feedback ermöglichen (46 %).

Problem: Die Hälfte der Befragten sagt, dass die Ziele ihrer internen Unternehmenskommunikation eher unklar definiert sind.

Tatsächlich eingesetzte Medien & Maßnahmen: Spitzenreiter ist das persönliche Gespräch (90 %), gefolgt von der Mitarbeiterversammlung (83 %) und dem "Flurfunk" (69 %). Auf Platz vier kommt das (Social) Intranet (68 %), es folgen Rundschreiben (56 %), Schwarzes Brett (55 %), Print-Mitarbeiterzeitung (48 %) und Newsletter (46 %).

Weit abgeschlagen: Apps (21 %), Video-Podcasts (14 %), Audio-Podcasts (9 %) und Digital Signage (digitale Anzeigetafeln, 12 %).

Als wichtig erachtete Kommunikationskanäle (unabhängig vom tatsächlichen Einsatz): Auf Platz 1 rangiert das persönliche Gespräch (98 %), gefolgt von (Social) Intranet (91 %), Mitarbeiterversammlung (89 %), Apps (84 %) und "Flurfunk" (82 %).

Künftig angestrebte Maßnahmen der internen Kommunikation: 33 % planen eine Mitarbeiter-App, 17 % eine Social-Intranet-Lösung. Es folgen: Video-Podcasts (9 %), digitale Mitarbeiterzeitung (8 %), Digital Signage (7 %) und Audio-Podcasts (6 %). Den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (z. B. als Chat-Bot) planen 5 %.

Interne Kommunikation 2019: Ein paar kritische Worte

Warum "Flurfunk" ein Medium bzw. eine Maßnahme der Mitarbeiterkommunikation sein soll, ist mir absolut schleierhaft. In meinen Augen handelt es sich vielmehr um ein Symptom einer mangelhaften internen Kommunikation: Wo der "Flurfunk" zur Hauptinformationsquelle wird, sind verzerrte Kenntnisstände allgegenwärtig (Stichwort "stille Post").

Weiterhin ist es zwar durchaus löblich, das persönlichen Gespräch hoch zu priorisieren – doch wie soll das in einem Unternehmen mit 150 Mitarbeitern aufwärts noch umfassend umsetzbar sein? Es wären digitale Echtzeit-Lösungen gefragt, allen voran ein auf Teilhabe und Dialog ausgerichtetes Social Intranet...

...und hier unterscheidet die Studie leider nicht exakt zwischen einem Intranet und einem Social Intranet – beide Formen werden gleichbedeutend abgefragt, obgleich sie sich grundlegend unterscheiden: Ein herkömmliches Intranet ist meist ein reines Verlautbarungsorgan, ein digitales "Schwarzes Brett" und damit altbackene Einbahnstraßen-Kommunikation. Mitarbeiter können keine eigenen Inhalte erstellen oder mit Content interagieren (kommentieren, liken, teilen, etc.). Genau das ermöglicht ein Social Intranet, was es gemäß der goldenen Regel "Dialog auf Augenhöhe" stets zur ersten Wahl macht.

In meinen Augen zeigt die vorliegende Studie: Eine dialogorientierte, interaktive interne Kommunikation scheint in deutschen Unternehmen nach wie vor Neuland zu sein. Auf der Strecke bleiben: Teilhabe und Gespräche auf Augenhöhe, daraus resultierend Identifikation, Engagement, Bindung, kurzum ein sinnstiftendes Wir-Gefühl.

Lasst es mich wissen: Wie schätzt ihr das Thema interne Unternehmenskommunikation ein?

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