Oxford-Studie 2020: Was, wenn Facebook dichtmachen würde?

"What if Facebook goes down? Ethical and legal considerations for the demise of big tech": So lautet der Titel einer aktuellen Studie zweier Forscher der University of Oxford. Die spannenden Kernergebnisse sowie aktuelle Zahlen rund um Facebook bietet dieser Beitrag auf einen Blick.


Oxford-Studie zum Untergang Facebooks
(Schach / Pixabay-Lizenz)

Bevor wir auf die Oxford-Studie blicken, zunächst einige Infos zur Facebook-Nutzung weltweit sowie in Deutschland:

Wie entwickelt sich die Facebook-Nutzung global?

Gefühlt mehren sich die Stimmen, welche Facebook auf einem absteigenden Ast sehen: Die Jugend würde sich schon länger von der Plattform abwenden, während auch die allgemeine Nutzung rückläufig sei.

Schauen wir uns die Faktenlage 2020 an: Global ist der Facebook-Ast definitiv ein aufsteigender, in jedem Fall ein robuster.

Entwicklung der Anzahl täglich aktiver Facebook-Nutzer weltweit, 2011 bis 2020 (Quelle: Statista) [für eine größere Ansicht in das Bild klicken bzw. Smartphone quer nehmen]

Entwicklung der Anzahl täglich aktiver Facebook-Nutzer weltweit

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Meistbesuchte Websites weltweit 2020 (Quelle hier und folgende: wearesocial.com) [für eine größere Ansicht in das Bild klicken bzw. Smartphone quer nehmen]

Meistbesuchte Websites weltweit 2020

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Am häufigsten gegoogelte Websites 2019 weltweit

Am häufigsten gegoogelte Websites 2019 weltweit

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Meistgenutzte Apps weltweit 2019

Meistgenutzte Apps weltweit 2019


Wie entwickelt sich die Facebook-Nutzung in Deutschland?

Von einem "freien Fall" vor allem in der Altersgruppe 16-19 Jahre spricht eine Studie der PR-Agentur Faktenkontor [für eine größere Ansicht in das Bild klicken bzw. Smartphone quer nehmen]
 
Facebook-Nutzung in Deutschland
Die altersunabhängige Betrachtung zeigt jedoch, dass Facebook auch in Deutschland nach wie vor groß ist (Quelle: wearesocial.com): 

Meistgenutzte Social-Media-Plattformen in Deutschland

Gleichwohl es zu bedenken gilt, dass die heute jungen User die älteren von morgen sind, folglich Facebook definitiv ein "Nachwuchsproblem" zu haben scheint. 

Nach diesem allgemeinen Check der Facebook-Nutzung schauen wir uns jetzt die aktuelle Oxford-Studie genauer an:

Facebook-Studie der University of Oxford: Wer sind die Autoren?

Die University of Oxford liegt rund 90 km nordwestlich von London und ist eine der ältesten und renommiertesten Universitäten der Welt.

Urheber der vorliegenden Studie sind Carl Öhman, Doktorand am Oxford Internet Institute, sowie Nikita Aggarwal, die an der juristischen Fakultät der University of Oxford promoviert.

Kernergebnisse der Facebook-Studie

➔ Facebook ist in weiten Teilen der Welt der Quasi-Standard in Sachen Online-Kommunikation und web-basierter sozialer Interaktion.

➔ Darüber hinaus ist der blaue Riese in vielen Ländern zu einer essenziellen Infrastruktur geworden, um soziale Beziehungen, Handel und politische Organisationen aufrechtzuerhalten.

➔ In den letzten 20 Jahren sind Social-Media-Plattformen auch wieder verschwunden (z. B. Google Plus) bzw. nahezu bedeutungslos geworden (z. B. MySpace).

➔ Sollte eine globale Online-Kommunikationsplattform wie Facebook verschwinden, könnte sich dies sozial und wirtschaftlich katastrophal auswirken.

➔ 2020 erfreut sich Facebook jedoch einer robusten Gesundheit, weshalb ein baldiges Ende der Plattform unwahrscheinlich erscheint: Die Nutzerzahlen steigen, das Unternehmen ist hochprofitabel.

➔ Dennoch hat Facebook mit Gegenwind zu kämpfen: Weltweit erhöhen Regulierungsbehörden den Druck auf die Plattform hinsichtlich des Themas Datenschutz (siehe DSGVO in Europa und "California Consumer Privacy Act" in den USA). Dies könnte laut der Studie Werbetreibende veranlassen, sich von Facebook abzuwenden, was das zu fast 100 Prozent auf Werbung basierende Geschäftsmodell der Plattform gefährden würde. Weiterhin beabsichtigen Regulierungsbehörden verschiedener Länder, Facebook zu zerschlagen.

➔ Ein weiterer starker Gegenwind, dem sich Facebook ausgesetzt sieht: Die Social-Media-Nutzung bewegt sich aktuell weg von öffentlichen Plattformen hin zur privaten Kommunikation in Messenger Apps. Dies sei vor allem bei jüngeren Usern zu beobachten, welche Richtung Snapchat, TikTok und Instagram abwandern (gleichwohl letzteres eine Facebook-Tochter ist).

Schauen wir uns an, wie sich ein hypothetischer Untergang Facebooks laut der Oxford-Studie auswirken könnte:

➔ Hypothetischer Facebook-Untergang: Wie wären die abhängigen Interessengruppen betroffen? Gemeint sind Branchen, die fundamental auf Facebook angewiesen sind: zum Beispiel Online-Nachrichtenportale (Reichweite und Sichtbarkeit) oder Agenturen, die sich auf Facebook-Marketing spezialisiert haben. So hatten algorithmische Änderungen innerhalb des Facebook-Newsfeeds immer wieder die Sichtbarkeit und Reichweite von Medien auf der Plattform drastisch einbrechen lassen. Was würde folglich passieren, wenn die ganze Plattform verschwände? 

➔ Hypothetischer Facebook-Untergang: Wie wären die unmittelbaren Facebook-Nutzer betroffen? Alles, was ein Nutzer auf der Plattform tut, wird Teil von Facebooks Daten-Archiv. Dies geht einher mit dem Risiko, massiv persönliche Daten zu verlieren, sollte es Facebook eines Tages nicht mehr geben.

➔ Hypothetischer Facebook-Untergang: Wie wären kommende Forscher-Generationen betroffen? Für Historiker und Soziologen der kommenden Jahrhunderte ist das heutige Facebook-Datenarchiv eine äußerst wertige Quelle. Facebook ist jetzt bereits das bei weitem größte Archiv dokumentierten menschlichen Verhaltens. Was würde ein Verschwinden Facebooks für die Wissenschaft der Zukunft bedeuten?

Potenzieller Facebook-Untergang: Das empfehlen die Macher der Oxford-Studie

Um für ein aktuell unwahrscheinliches, zukünftig aber denkbares Verschwinden Facebooks gewappnet zu sein, empfehlen die Oxford-Forscher unter anderem folgende vier Punkte:

1. Es bräuchte eine ordnungspolitische Struktur für systemrelevante Tech-Institutionen bzw. -Unternehmen.

2. Es sollten Rechtsmechanismen installiert werden, welche Nutzer befähigen, die Kontrolle über ihre Daten auch dann zu behalten, wenn eine Plattform verschwindet.

3. Datenschutz-Rechte verstorbener Nutzer digitaler Plattformen sollten gestärkt werden.

4. Es müsse Anreize für Plattformen wie Facebook geben, historisch relevante Daten für zukünftige Generationen zu bewahren. 

Soweit die Kernergebnisse dieser spannenden Facebook-Studie der University of Oxford. Was für den einzelnen Nutzer abstrakt wirken mag, ist im Big Picture betrachtet relevanter als es der erste Blick vermuten lässt. 

"Too big to fail" scheint nichts auf dem Erdball zu sein. Das Unerwartete auszublenden, macht es nicht weniger wahrscheinlich. Schließlich sollen schon Pandemien um die Ecke gebogen sein, um den Planeten eiskalt zu erwischen...

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