4 Dimensionen der Web-Analytics – Teil 2: Die Besucher*innen

Wer sind die Menschen, die eure Website besuchen? Web-Analytics-Tools wie Google Analytics, Matomo, Adobe Analytics, Etracker oder Piwik Pro wollen das beantworten. Die wichtigsten Infos und Stolperfallen rund um den Messwert "Besucher" habe ich für euch zusammengefasst.


Vier Dimensionen der Web-Analytics: Quellen, Besucher, Inhalte, Verhalten
Die vier Dimensionen der Web-Analytics in Anlehnung an Hassler


Marco Hassler beschreibt in seiner Publikation "Digital Analytics mit Google Analytics und Co." vier Dimensionen der Web-Analytics: (1) Quellen, (2) Besucher*innen, (3) Verhalten und (4) Inhalte. Der erste Teil meiner Blog-Serie (Link am Beitragsende) konzentrierte sich auf die Dimension "Quellen".

In diesem zweiten Teil dreht sich nun alles um die Dimension "Website-Besucher*innen" – und um die Frage, wie Web-Analytics-Tools sie erfassen und einteilen können: 

  • I. Neue und wiederkehrende Website-Besucher
  • II. Der Standort der Website-Besucher
  • III. Ihre Sprache
  • IV. Geschlecht und Alter
  • V. Welche Technik nutzen die Website-Besucher?

Web-Analytics: Die Besucher-Metriken neu/wiederkehrend, Standort, Sprache, Geschlecht/Alter und Technik
Web-Analytics: Die Besucher-Metriken

Schauen wir uns die Messwerte im Detail an:

Website-Besucher: I. Neu oder wiederkehrend

Neue Besucher*innen sind Personen, die erstmals euren Online-Auftritt aufrufen. Wiederkehrende waren bereits da.

So einfach die Definition, so schwer die Identifikation:

Wiederkehrende Besucher sollen von Web-Analytics-Tools mittels im Browser gesetzter Cookies erkannt werden. Cookies (wörtlich "Plätzchen") sind Text-Dateien, die personenbezogene Daten speichern. Löschen User*innen ihre Cookies oder lassen das Setzen selbiger via Browser-Einstellung nicht zu, können Web-Analytics-Tools sie nicht als "wiederkehrend" erkennen.

Heißt in der Praxis: Tendenziell ist die von Web-Analytics-Tools genannte Zahl neuer Besucher*innen zu hoch.

Website-Besucher: II. Der Standort

Länder, Regionen, Städte: Web-Analytics-Tools wollen euch sagen, wo sich eure Website-Besucher*innen befinden.

Technisch umgesetzt wird dies wie folgt: Geht eine Person mit einem internetfähigen Gerät (Laptop, Smartphone, Tablet, TV, Smartwatch, etc.) online, hat dieses Gerät eine Internetprotokoll-Adresse (IP-Adresse). Diese macht das Gerät für einen Webserver adressier- und erreichbar, damit er die Daten einer aufgerufenen Webseite dort hinschicken kann. Die IP-Adresse besteht aus einer Ziffernfolge. 

Autor Marco Hassler schildert, dass diese IP-Adressen zwar keinem einzelnen Benutzer zugeordnet werden können, jedoch immer einem Besitzer: Das sind meist Organisationen wie Internetdienst-Anbieter (Internet Service Provider, ISP, z. B. Telekom oder 1&1), größere Unternehmen oder auch Universitäten. Diese IP-Adressen-Besitzer sind öffentlich bekannt und können über die Postleitzahl einem Land bzw. einer Stadt zugeordnet werden.

Problem: Den Standort von Website-Besucher*innen via IP-Adresse zu bestimmen, ist ungenau. Was auf Länderebene noch funktioniert, wird bei Regionen und Städten schnell zur fehlerhaften Ortung – aus folgendem Grund: 

Einwahlknoten von Internetdienst-Anbietern sind teils weit entfernt vom eigentlichen Aufenthaltsort des Nutzers. Ein Beispiel habe ich euch aus einem meiner Nürnberger Lieblings-Cafés mitgebracht. Gehe ich dort online und frage die IP-Adresse ab, kommt folgende Antwort:

Beispiel einer Abfrage der IP-Adresse zu Internetdienste-Anbieter, Ort, Region und Land
Abfrage einer IP-Abfrage zu Internetdienste-Anbieter, Ort, Region und Land

Tatsächlich befindet sich das Café (und ich darin) aber nicht im thüringischen Erfurt, sondern 170 km südlich davon im fränkischen Nürnberg. Folglich würde das Web-Analytics-Tool einer Website meinen Besuch auf Stadt-Ebene geografisch falsch ausweisen. 

Auch verschlüsselte Internet-Verbindungen über Virtual Private Networks (VPN), mit denen Mitarbeiter*innen eines Unternehmens außerhalb der Firmenzentrale online gehen, verzerren die Lokalisierung von Website-Besuchern. Befindet sich der VPN-Server in Köln, wird auch der Rechner des Außendienstmitarbeiters, der gerade in Berlin ist, von Web-Analytics-Tools in Köln verortet.

Heißt in der Praxis: Während die Standortbestimmung durch Web-Analytics-Tools auf Länderebene noch aussagekräftig ist, müsst ihr die Lokalisierung auf Region- und Stadt-Ebene mit Vorsicht genießen.

Website-Besucher: III. Die Sprache

Ob Chrome, Firefox, Edge oder Safari: Normalerweise nutzen User*innen ihren Browser in ihrer Landessprache. Das wiederum können Web-Analytics-Tools auslesen.

Bei den Website-Besucher*innen eures Bloggers sah das laut Google Analytics im April so aus:

Google-Analytics-Daten zur Sprache der Website-Besucher*innen
Google-Analytics-Daten zur Sprache der Website-Besucher*innen. Bokmål (deutsch "Buchsprache") ist eine der beiden offiziellen Standardvarietäten des Norwegischen.

Am Website-Besucher-Messwert "Sprache" könnt ihr für euren Online-Auftritt ablesen, ob ihr die Inhalte eventuell in weiteren Sprachen anbieten solltet.

Website-Besucher: IV. Geschlecht und Alter

Weder ein Browser noch eine IP-Adresse sagen euch, welches Geschlecht Website-Besucher haben oder wie alt sie sind.

Google Analytics bietet als Web-Analytics-Tool die Option, anderweitig derartige demografischen Daten von Besucher*innen auszuwerten – wenn diese in ihrem Google-Konto eingeloggt sind und dort die Option "personalisierte Werbung" aktiviert haben.

Ist dies der Fall, kann Google Analytics zu diesen Personen Merkmale wie Geschlecht, Altersgruppe und Interessen anzeigen. Dafür müsst ihr in Google Analytics das Feature "Google-Signale" aktivieren (auf support.google.com lest ihr, wie das geht – bitte unbedingt den Datenschutz beachten!). 

Problem: Wie repräsentativ und wahrheitsgemäß diese Daten sind, bleibt fraglich.
 

Website-Besucher: V. Welche Technik nutzen sie?

Im Bereich der eingesetzten Technik eurer Website-Besucher*innen informiert euch zum Beispiel Google Analytics darüber, wie viele von ihnen Desktop-Rechner (inklusive Laptop), Smartphone (Mobil) oder Tablet nutzen:

Google-Analytics-Messwerte zum eingesetzten Gerätetyp der Website-Besucher: Desktop/Laptop, Smartphone, Tablet
Google-Analytics-Messwerte zum eingesetzten Gerätetyp der Website-Besucher


Weiterhin, welche Betriebssysteme sie nutzen:

Google-Analytics-Messwerte zum eingesetzten Betriebssystem der Website-Besucher
Google-Analytics-Messwerte zum eingesetzten Betriebssystem der Website-Besucher

Sowie in welchem Browser sie eure Website aufrufen:

Google-Analytics-Messwerte zu den genutzten Browsern der Website-Besucher
Google-Analytics-Messwerte zu den genutzten Browsern der Website-Besucher

Und schließlich, mit welcher Bildschirm-Auflösung sie das tun:

Google-Analytics-Messwerte zur genutzten Bildschirm-Auflösung der Website-Besucher
Google-Analytics-Messwerte zur genutzten Bildschirm-Auflösung der Website-Besucher


Diese Informationen können Web-Controlling-Tools zuverlässig auslesen. Für euch können sie wertvoll sein, wenn ihr eure Website für die mehrheitlich genutzten technischen Konfigurationen testen und optimieren wollt. Vor allem vor/nach einem Website-Relaunch kann dies sehr hilfreich sein.

Web-Analytics: Wie brauchbar sind Besucher-Messwerte?

Das war Teil 2 meiner Web-Analytics-Blogserie "4 Dimensionen der Web-Analytics"

Was bezogen auf Daten zu den Website-Besuchern deutlich geworden ist: Ob neu/wiederkehrend, Standort oder Geschlecht/Alter – es gibt viele, teils gravierende Ungenauigkeiten. Einzig die Messwerte "Sprache" und "eingesetzte Technik" nennen euch verlässliche Daten.

Meine Empfehlung: Checkt neben den Gesamtzahlen regelmäßig die Messwerte "eingesetzte Technik" und "Sprache" – und fokussiert sonst schwerpunktmäßig die Conversions auf euren Seiten (Kaufabschlüsse, Kontaktdaten-Abgabe, Downloads, Anmeldungen, Bewerbungen, etc.). Es sind diese Conversions, die euch sagen, ob sich die "richtigen" Leute (= eure Zielgruppe) auf euren Seiten tummeln.

Im dritten Teil von "4 Dimensionen der Web-Analytics" dreht sich alles um das Besucherverhalten.

Quelle:

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