Plattform-Ökonomie: Ergreift Deutschland die B2B-Chance?
Google, Amazon, Airbnb und Facebook zeigen, dass digitale Plattformen mächtige B2C-Geschäftsmodelle ermöglichen. Deutschland hat es bislang verschlafen, global aufzuschließen. Ob wir alternativ mit B2B-Plattformen erfolgreich sein könnten, untersuchte jüngst die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) mit der Studie "Plattformen – Infrastruktur der Digitalisierung".
Schwerpunktthemen des Verbandes sind die Sozial-, Wirtschafts- und Bildungspolitik. Ziel ist es, bayerische Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen.
Welche ergänzenden Informationen bietet die Analyse der vbw?
Die vbw unterscheidet zwei Typen von Plattformen:
1. Technische Plattformen: Beispiele sind Betriebssysteme von Computern und Smartphones oder auch Internet-Protokolle. Sie bieten technische Standards, um Daten zu generieren, zu strukturieren und auszutauschen.
2. Markt-Plattformen: Sie bringen datenbasiert Angebot und Nachfrage zusammen und agieren als Zwischeninstanzen (Intermediäre). Beispiele sind Amazon oder Airbnb.
➧ Die Transaktionskosten sind bei plattformbasierten Geschäftsmodellen sehr niedrig. Der Zugang zu digitalen Angeboten (z. B. Online-Shops oder Car-Sharing) ist über das Smartphone sehr kostengünstig, was Geschäftsmodelle leichter skalierbar macht. Dennoch können für den Plattform-Betrieb mitunter hohe Investitionen und Fixkosten anfallen.
➧ Netzwerk-Effekte entstehen auf erfolgreichen digitalen Plattformen indirekt und wechselseitig: Die Anbieterseite profitiert von der Größe der Nachfragerseite – und umgekehrt. Heißt: Je größer das Angebot, desto attraktiver wird die Plattform für Nachfrager. Und je mehr Nachfrager es auf der Plattform gibt, desto attraktiver wird diese für Anbieter.
Stufe 0 ➤ digital blinde Unternehmen. Ihre Geschäftsprozesse laufen komplett offline.
Stufe 1+2 ➤ digital sehende und agierende Unternehmen. Sie nutzen moderne Informations- und Kommunikations-Technologie, um ihre Geschäftsprozesse zu steuern. Es sind jedoch noch keine digitalisierten, sondern nur computerisierte Firmen.
Stufe 3+4 ➤ digitalisierte Unternehmen. Sie bilden Prozesse und Produkte in der Digital-Sphäre ab. Eingesetzte Technologien sind zum Beispiel Data Analytics, künstliche Intelligenz oder Augmented Reality.
Die Studie zeigt: Je digital reifer ein Unternehmen ist, desto mehr Wert schöpft es über digitale Plattformen.
➤ Siemens MindSphere: Das cloudbasierte, offene Internet-of-Things-Betriebssystem Mindsphere verbindet Produkte, Systeme und Maschinen. Nutzer der Plattform können Daten aus Sensoren auslesen und verschlüsselt an die Plattform übertragen.
Die Daten sollen dem gehören, der sie einstellt. Endet die geschäftliche Beziehung, besteht ein Recht auf Datenlöschung.
➤ Adamos steht für "Adaptive Manufacturing Open Solutions" und adressiert Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Die Plattform will einen Branchen-Standard für die digital vernetzte Produktion etablieren.
Die bereitgestellten IT-Dienste erfassen und analysieren Produktions-Daten, um firmenübergreifend Fertigungsprozesse zu vernetzen. Grundlage sind Daten, die von Maschinen und Geräten stammen.
➤ Das Smart EcoSystem der Schaeffler Gruppe ist eine digitale Plattform, über die alle datenbasierten Services des Automobil- und Maschinenbau-Zulieferers laufen.
Zudem bietet die Plattform Werkzeuge für die unternehmensweite Daten-Integration. Die Rechte an den Kundendaten besitzt der jeweilige Kunde.
➤ Crowdfox ist ein Vergleichs- und Einkaufsportal, auf dem Großunternehmen C-Teile (Betriebs- und Hilfs-Stoffe wie Büromaterial oder Arbeitsschutzkleidung) kaufen können.
Parallel entsteht Crowdfox Professional: eine geschlossene Plattform für Großunternehmen, auf der diese die Beschaffung mit ihren Lieferanten managen können.
Will Deutschland in der globalen B2B-Plattform-Ökonomie die Führung übernehmen, muss jetzt etwas passieren. Laut der Studie stehen uns folgende Aspekte im Weg:
Lasst es mich wissen: Wie schätzt ihr das Thema Plattform-Ökonomie ein?
Quelle & Link-Tipp:
(Plattform / Pixabay-Lizenz) |
Wer steckt hinter der Plattform-Studie?
Die vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.) ist eine branchenübergreifende Dachorganisation mit Sitz in München.Schwerpunktthemen des Verbandes sind die Sozial-, Wirtschafts- und Bildungspolitik. Ziel ist es, bayerische Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen.
Plattform-Ökonomie – was ist das?
Hierzu empfehle ich euch meine Grundlagen-Artikel zum Thema digitale Plattformen sowie meinen Beitrag Plattform-Ökonomie: Wertschöpfung im digitalen Zeitalter. Dieses Bitkom-Video schildert das Wichtigste in zwei Minuten:Welche ergänzenden Informationen bietet die Analyse der vbw?
Erkenntnisse der Plattform-Ökonomie-Studie
In der Digital-Wirtschaft und Plattform-Ökonomie verschwimmen Branchengrenzen, die sachanlagenbasierte Wirtschaft wandelt sich zu einer datenbasierten Ökonomie.Die vbw unterscheidet zwei Typen von Plattformen:
1. Technische Plattformen: Beispiele sind Betriebssysteme von Computern und Smartphones oder auch Internet-Protokolle. Sie bieten technische Standards, um Daten zu generieren, zu strukturieren und auszutauschen.
2. Markt-Plattformen: Sie bringen datenbasiert Angebot und Nachfrage zusammen und agieren als Zwischeninstanzen (Intermediäre). Beispiele sind Amazon oder Airbnb.
➧ Die Transaktionskosten sind bei plattformbasierten Geschäftsmodellen sehr niedrig. Der Zugang zu digitalen Angeboten (z. B. Online-Shops oder Car-Sharing) ist über das Smartphone sehr kostengünstig, was Geschäftsmodelle leichter skalierbar macht. Dennoch können für den Plattform-Betrieb mitunter hohe Investitionen und Fixkosten anfallen.
➧ Netzwerk-Effekte entstehen auf erfolgreichen digitalen Plattformen indirekt und wechselseitig: Die Anbieterseite profitiert von der Größe der Nachfragerseite – und umgekehrt. Heißt: Je größer das Angebot, desto attraktiver wird die Plattform für Nachfrager. Und je mehr Nachfrager es auf der Plattform gibt, desto attraktiver wird diese für Anbieter.
Der digitale Reifegrad: Voraussetzung für ein erfolgreiches Plattform-Modell
Die Studie unterscheidet fünf Stufen des Digital-Reifegrads eines Unternehmens:Stufe 0 ➤ digital blinde Unternehmen. Ihre Geschäftsprozesse laufen komplett offline.
Stufe 1+2 ➤ digital sehende und agierende Unternehmen. Sie nutzen moderne Informations- und Kommunikations-Technologie, um ihre Geschäftsprozesse zu steuern. Es sind jedoch noch keine digitalisierten, sondern nur computerisierte Firmen.
Stufe 3+4 ➤ digitalisierte Unternehmen. Sie bilden Prozesse und Produkte in der Digital-Sphäre ab. Eingesetzte Technologien sind zum Beispiel Data Analytics, künstliche Intelligenz oder Augmented Reality.
Die Studie zeigt: Je digital reifer ein Unternehmen ist, desto mehr Wert schöpft es über digitale Plattformen.
Beispiele aus der B2B-Plattform-Ökonomie
Ist der B2C-Zug im Plattform-Bereich für Deutschland und Europa abgefahren? Manche Experten glauben, dass die Googles, Amazons und Facebooks dieser Welt nicht mehr einzuholen sind. Aber wie sieht es im B2B-Bereich aus? Die vbw-Studie stellt einige deutsche Plattform-Modelle aus dem Geschäftskundenbereich vor:➤ Siemens MindSphere: Das cloudbasierte, offene Internet-of-Things-Betriebssystem Mindsphere verbindet Produkte, Systeme und Maschinen. Nutzer der Plattform können Daten aus Sensoren auslesen und verschlüsselt an die Plattform übertragen.
Die Daten sollen dem gehören, der sie einstellt. Endet die geschäftliche Beziehung, besteht ein Recht auf Datenlöschung.
➤ Adamos steht für "Adaptive Manufacturing Open Solutions" und adressiert Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Die Plattform will einen Branchen-Standard für die digital vernetzte Produktion etablieren.
Die bereitgestellten IT-Dienste erfassen und analysieren Produktions-Daten, um firmenübergreifend Fertigungsprozesse zu vernetzen. Grundlage sind Daten, die von Maschinen und Geräten stammen.
➤ Das Smart EcoSystem der Schaeffler Gruppe ist eine digitale Plattform, über die alle datenbasierten Services des Automobil- und Maschinenbau-Zulieferers laufen.
Zudem bietet die Plattform Werkzeuge für die unternehmensweite Daten-Integration. Die Rechte an den Kundendaten besitzt der jeweilige Kunde.
➤ Crowdfox ist ein Vergleichs- und Einkaufsportal, auf dem Großunternehmen C-Teile (Betriebs- und Hilfs-Stoffe wie Büromaterial oder Arbeitsschutzkleidung) kaufen können.
Parallel entsteht Crowdfox Professional: eine geschlossene Plattform für Großunternehmen, auf der diese die Beschaffung mit ihren Lieferanten managen können.
B2B-Plattform-Ökonomie: Deutschlands Chance?
Die Spitzenplätze in der globalen B2C-Plattform-Ökonomie scheinen klar verteilt:Die Zukunft der Marktwirtschaft liegt zu einem großen Teil in der Plattformökonomie. Sagt Bundeswirtschaftsminister @peteraltmaier beim #DigitalGipfel18. Dann mal los. pic.twitter.com/F2d4apeg0c— Dr. Holger Schmidt (@HolgerSchmidt) 4. Dezember 2018
Will Deutschland in der globalen B2B-Plattform-Ökonomie die Führung übernehmen, muss jetzt etwas passieren. Laut der Studie stehen uns folgende Aspekte im Weg:
- ein zu restriktiver Datenschutz,
- fehlende Standards,
- fehlende Rechtssicherheit.
Lasst es mich wissen: Wie schätzt ihr das Thema Plattform-Ökonomie ein?
Quelle & Link-Tipp:
- Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.: Plattformen – Infrastruktur der Digitalisierung
- Plattform-Ökonomie 2022: Wo steht die B2B-Branche?
Kommentare