SEO, WDF*IDF und KEI: Kann gut rankender Content berechnet werden?
Googles Botschaft "Erstellt hochwertigen Content und ihr werdet gut ranken" ist im Kern zutreffend, verklärt aber, dass die Suchmaschine algorithmisch berechnend vorgehen muss, um Texte beurteilen zu können. Wie empfehlenswert sind SEO-Kalkulationsmodelle, welche die klassische Keyword-Analyse erweitern und gute Rankings versprechen? Die Beispiele WDF*IDF und KEI auf einen Blick.
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Was ist das SEO-Kalkulationsmodell WDF*IDF?
WDF*IDF steht für "Within Document Frequency" multipliziert mit "Inverse Document Frequency".
WDF (Within Document Frequency) fragt: Wie oft kommen ein Wort oder eine Wortkombination (sog. Terme) auf einer einzelnen Webseite vor, im Verhältnis zu allen Wörtern auf dieser einzelnen Webseite?
IDF (Inverse Document Frequency) fragt: Wie verhält sich die Gesamtzahl aller Webseiten in einem Suchmaschinen-Index zu der Anzahl derjenigen Webseiten, die das untersuchte Wort bzw. die untersuchte Wortkombination enthalten?
Ein "guter" IDF-Wert liegt vor, wenn ein Wort auf wenigen Online-Auftritten häufig vorkommt. Unbedeutend sind dagegen Begriffe, die auf (fast) allen Online-Auftritten auftauchen (z. B. das Wort "Impressum").
Eine WDF*IDF-Berechnung multipliziert beide Formeln, was bezogen auf Keywords die sog. "relative Termgewichtung" einer einzelnen Webseite ergibt: Dies geschieht im Verhältnis zu allen anderen Online-Auftritten, die zu dem untersuchten Keyword hoch in der unbezahlten Google-Suche ranken.
So soll kalkuliert werden, wie relevant euer Content ist, verglichen mit
anderen Online-Auftritten, die zu demselben Thema sehr sichtbar in der unbezahlten
Google-Suche sind. In der Praxis bekommt ihr von entsprechenden
WDF*IDF-Tools Hinweise, welches Keyword ihr wo und wie oft in eurem Text
platzieren solltet, um besser mit eurer Webseite zu entsprechenden
Suchanfragen zu ranken.
Wie brauchbar ist WDF*IDF?
Die SEO-Praxis hat bewiesen, dass WDF*IDF-optimierte Webseiten besser ranken können. Worauf die Betonung auf "können" liegt.
Euer Blogger erinnert sich an SEO-Zeiten, als Texte entlang der sogenannten "Keyword-Dichte" geschrieben wurden: 3-5 Prozent des gesamten Textes sollten aus dem Keyword bestehen, auf das man den Text optimieren wollte. Dieses Vorgehen ist mittlerweile komplett überholt und auch wenn WDF*IDF deutlich ausgereifter kalkuliert, solltet ihr es mit Bedacht einsetzen:
➤ Eine WDF*IDF-Kalkulation lässt nicht automatisch hochwertige, leserfreundliche Texte entstehen. Theoretisch könntet ihr komplette Nonsens-Texte entlang dieser Formel entwerfen.
➤ Da die Google-Algorithmen immer schlauer werden (Stichwort: maschinelles Lernen und Verarbeitung natürlicher Sprache) befreit euch WDF*IDF nicht von der Notwendigkeit, Content zu erstellen, der menschliche (!) Nutzer überzeugt und (im Sinne einer Conversion) aktiviert.
➤ WDF*IDF ist als begleitende Maßnahme bei der Content-Erstellung sinnvoll. Die Hauptarbeit übernimmt diese Formel aber nicht: Das Verfassen von Texten, die von Erfahrung, Expertise, Reputation und Vertrauenswürdigkeit zeugen (die sog. E-E-A-T-Werte) und User auf eurer Webseite zielsicher in eine Conversion führen.
Eine Übersicht zu WDF*IDF-Tools bietet omt.de.
Soweit meine Einschätzung zum Thema WDF*IDF. Schauen wir uns jetzt noch den "Keyword Efficiency Index" an:
Was ist das SEO-Kalkulationsmodell KEI?
KEI steht für "Keyword Efficiency Index". Diese Formel will ebenfalls berechnen, welche Keywords und Keyword-Kombinationen optimal sind, um eure Webseiten gut ranken zu lassen.
Dafür setzt der KEI folgende zwei Fragen ins Verhältnis:
1. [Angebot] Wie viele Suchergebnisse (Webseiten) liefert Google bei einer Suchanfrage zu einem Keyword oder einer Keyword-Kombination?
2. [Nachfrage] Wie oft wird dieses Keyword bzw. diese Keyword-Kombination monatlich von Usern gegoogelt?
Die KEI-Formel will ermitteln, welche Keywords bzw. Keyword-Kombinationen die besten Aussichten auf ein gutes Ranking in der unbezahlten Google-Suche haben.
Die Formel lautet: Anzahl der Suchanfragen² geteilt durch die Anzahl der Suchergebnisse.
Je weniger Suchergebnisse zu einem Keyword erscheinen, desto wahrscheinlicher ist
es, gut dazu zu ranken.
Zwei Beispiele für die KEI-Berechnung
1. Der KEI für das Keyword "seo":
➤ Angebot [Anzahl der Suchergebnisse]: Die Suchanfrage "seo" liefert bei Google 1.130.000.000 Suchergebnisse.
➤ Nachfrage [Anzahl der Suchanfragen]: Das Suchwort "seo" wird 33.100-mal monatlich von Usern gegoogelt.
➤ KEI: 33.100² / 1.130.000.000 = 0,97
2. Der KEI für das Keyword "seo agentur":
➤ Angebot [Anzahl der Suchergebnisse]: Die Suchanfrage "seo agentur" liefert bei Google 4.940.000 Suchergebnisse.
➤ Nachfrage [Anzahl der Suchanfragen]: Die Suchanfrage "seo agentur" wird 6.600-mal monatlich von Usern gegoogelt.
➤ KEI: 6600² / 4.940.000 = 8,82
Begriffe mit einem KEI von mindestens 10,0 gelten als SEO-tauglich. Zwischen 1,0 und
10,0 wird eher SEA empfohlen (also das Schalten von Google-Anzeigen). Bei
einem KEI von unter 1,0 gilt ein Keyword sowohl für SEO als auch für SEA als untauglich.
Hieße für unsere beiden Beispiele: Eine Webseite isoliert (ohne weitere
Spezifizierung des Begriffs) auf das Suchwort "seo" (KEI = 0,97) zu optimieren,
wäre nicht zielführend. Eine Optimierung auf den Begriff "seo agentur" (KEI =
8,82) wäre dagegen an der Grenze zwischen "SEO-tauglich" und "Eher SEA".
SEO: Wie viel Mathematik braucht die Content-Erstellung?
Sowohl WDF*IDF-Berechnungen als auch der KEI können euch helfen, eure Texte für die Suchanfragen eurer Zielgruppen keywordseitig zu optimieren.
Es handelt sich jedoch nur um flankierende Hilfsmittel, nicht um "Zauberformeln". Letztlich werdet ihr nur dann bei Google gut ranken, wenn ihr stetig Inhalte veröffentlicht, die a) eure Zielgruppen überzeugen und b) für Google leicht indexierbar sind und dessen Qualitätskriterien gerecht werden.
Das rein quantitative Platzieren von Keywords wird unbedeutender. Was jedoch noch zählt: Die Keywords, die eure Zielgruppe googelt, wohldosiert (!) an den richtigen Stellen zu setzen (Title-Tag, Heading-Tags, Fließtext, Bilder, Verlinkungen, URL-Pfad, evtl. Meta-Description).
Dabei können euch WDF*IDF und KEI helfen. Behaltet jedoch im Hinterkopf: Dank künstlicher Intelligenz wird Google immer besser darin, Texte zu "verstehen". Die Bedeutung einzelner Keywords wird meiner Prognose nach in den kommenden Jahren für Google-Rankings weiter abnehmen.
Ebenfalls entscheidend: WDF*IDF und KEI helfen euch erst, wenn ihr bereits eine Keyword-Auswahl getroffen habt. Ist aber eure vorherige Auswahl bereits mangelhaft, weil sie nicht das repräsentiert, was eure Zielgruppe tatsächlich googelt, werden auch WDF*IDF und KEI diesen Malus nicht ausbügeln können.
In diesem SEO-Sinne: Content, Content, Content – und immer an die Zielgruppe denken. ;-)
Link-Tipps:
- SEO: Die idealen Keywords für eure Optimierung
- Performance Marketing: Was ist die härteste SEO-Kennzahl?
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